Salzufler Einzelhandel: Zu viele Händler meiden das Internet

Bad Salzuflen . Wenn Oliver Siekmann vom Stadtmarketing den Kontakt zu den Salzufler Einzelhändlern sucht, dann nutzt er meist den guten alten Postweg. Der Grund: Noch immer haben einige Einzelhändler nicht einmal eine E-Mail-Adresse, von einem eigenen Auftritt im Internet ganz zu schweigen. Dass das Thema der Digitalisierung des stationären Einzelhandels in der Salzestadt dringend angegangen werden muss, das steht nicht erst seit Corona fest. Nach einem CDU-Antrag hat der Prozess jedoch neue Fahrt aufgenommen. Und wird nun zusätzlich mit 25.000 Euro aus dem städtischen Säckel gefördert.

CDU fordert Unterstützung In der Ratssitzung Ende Juni hatte die CDU-Fraktion den Antrag gestellt, dem Stadtmarketing 25.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Damit sollte ein Prozess angestoßen werden, um die Digitalisierung des Einzelhandels im Stadtgebiet aktiv zu fördern und zu unterstützen. Die Christdemokraten stellten sich etwa den Aufbau eines zusätzlichen Vertriebskanals auf digitalem Wege vor, zudem sollten die Einzelhändler dabei unterstützt werden, &bdquo;Online-Aktivitäten auf- oder auszubauen", wie es im Antrag heißt. Die Politik sprach sich am Ende bei vier Enthaltungen für den Vorschlag aus.

Bedarf ist da Ins Rollen gekommen ist das Thema allerdings schon viel früher – bereits seit Anfang 2019 und damit seit Beginn seiner Tätigkeit im Stadtmarketing treibt Oliver Siekmann das Thema Digitalisierung von Gastronomie und Einzelhandel voran, die Corona-Krise habe das Ganze aber vermutlich schon ein wenig beschleunigt, gibt er zu. Rund 120 Gastronomiebetriebe gibt es im Stadtgebiet, gut 200 Einzelhändler sind es allein in der Kernstadt, in Schötmar und in Werl-Aspe. Und bei denen herrscht dringender Handlungsbedarf: &bdquo;Mehr als die Hälfte der Einzelhändler hat gar keinen Internetauftritt, bei vielen anderen sind die Internetseiten veraltet", sagt Siekmann.

Fazit: &bdquo;Die Mehrheit könnte es besser oder überhaupt etwas machen", sagt er. Schließlich sei gerade die Sichtbarkeit im Internet so wichtig, die meisten Tages- oder Übernachtungsgäste informierten sich heutzutage bereits vor ihrem Besuch online über die örtlichen Gegebenheiten und Angebote. Auch wenn das Internet das Einkaufsgefühl vor Ort nicht ersetzen könne. &bdquo;Die Digitalisierung ist notwendig, auch, um wettbewerbsfähig zu bleiben", sagt Siekmann. Er glaubt, dass dennoch viele Einzelhändler nach wie vor die große Reichweite des Internets unterschätzten oder aber sich vor dem technischen Aufwand einer eigenen Website scheuten.

Erster Schritt ins Internet Und genau hier will das Bad Salzufler Stadtmarketing nun ansetzen. Als ersten Schritt werden alle Einzelhändler – und die Gastronomen – auf den Internetseiten des Staatsbades und der Stadt abgebildet. Und das ist mit reichlich Aufwand verbunden: Um passende Fotos von allen Läden zu bekommen, ist Oliver Siekmann seit Anfang des Jahres immer wieder in der Stadt unterwegs gewesen. Neben einem Foto werden auf der Internetseite dann die Öffnungszeiten der Läden, die Kontaktdaten, eine kurze Beschreibung des Sortiments und eine Verortung auf einem Stadtplan zu finden sein. Und: Die gesammelten Informationen, Bilder und Daten können später von den Einzelhändlern für die Erstellung einer eigenen, unabhängigen Visitenkarten-Webseite genutzt werden – damit hätten vor allem die Betriebe, die bislang überhaupt keinen oder aber einen veralteten Internetauftritt besitzen, direkt Zugriff auf eine aktuelle Online-Präsentation. Spätestens Ende September soll die Auflistung fertig und dann online zu finden sein.

Weiterbildung für Einzelhändle r Während der Online-Auftritt sowieso in die Wege geleitet worden wäre, fließen die 25.000 Euro in spezielle Workshops und Vorträge für die Einzelhändler. Unter anderem geht es darin um den Bau einer eigenen Internetseite oder eines Webshops, die Online-Sichtbarkeit oder darum, welche Möglichkeiten die Digitalisierung bietet. Sieben bis acht Themen sollen laut Siekmann ab Mitte August behandelt werden, er stellt sich lokale Experten sowie Vertreter von IHK oder Handelsverband als Referenten vor.

Aufbau eines &bdquo;Heimatshops" Der geplante Online-Staatsbad-Shop wird aktuell mit Inhalten gefüllt, er soll noch in diesem Jahr an den Start gehen – davon könnten am Ende auch die Einzelhändler profitieren. Denn laut Siekmann soll daraus eine Art &bdquo;Heimatshop" werden, in dem nicht nur das Staatsbad seine Produkte verkauft, sondern auch Einzelhändler Waren, die mit Bad Salzuflen zu tun haben, anbieten dürfen.

Positives Feedback Ute Wagner, Inhaberin von &bdquo;Leder Reese" und Mitglied im Vorstand der Interessensgemeinschaft &bdquo;Die Kaufleute Bad Salzuflen", ist von den Plänen des Stadtmarketing begeistert: &bdquo;Ich finde das Ganze eine hervorragende Idee", sagt sie. Wie viele ihrer Kollegen hat auch sie keine eigene Internetseite, gesteht sie. &bdquo;Aber wenn man gut aufgestellt sein will, dann kommt man daran einfach nicht vorbei", stellt sie fest. Sie will daher unbedingt die Chance des Stadtmarketings nutzen, sich informieren und unter die Arme greifen lassen – und demnächst ihren eigenen Internetauftritt haben.

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