Inhaberwechsel im Salzufler Traditionsgeschäft "Leder Reese"

Bad Salzuflen. Ute Wagner steht zu ihrem Wort. &bdquo;Wenn ich 60 bin, höre ich auf“, das hat sie immer gesagt. Nun hat die Inhaberin von &bdquo;Leder Reese“ das besagte Alter erreicht. Zeit, Taten folgen zu lassen und einen Schlussstrich zu ziehen – zumindest für sich selbst. Seit dem gestrigen Montag ist sie im Ruhestand. Das gilt allerdings nicht für ihren Laden, der 2021 sein 75-jähriges Bestehen gefeiert hat. &bdquo;Leder Reese“ bleibt: Er wird vom Ehepaar Dana (50) und Jens Fedeler (52) aus Bielefeld übernommen.

Es ist Montagmittag, der erste offizielle Tag für Fedelers in der Kurstadt. Ein paar Kunden stehen vor der Tür und warten auf ihre 2G-Kontrolle, es scheint alles wie immer. Am Wochenende waren Fedelers auch schon hier. &bdquo;Hier wird Inventur gemacht“, haben sie manche Passanten sagen hören. Denn dass sie ihren Laden abgibt, das hat Ute Wagner bis zuletzt so gut wie niemandem erzählt. Sie habe Gerede und Spekulationen über eine mögliche Schließung vermeiden wollen. &bdquo;Ich wollte, dass der Übergang zu meinen Nachfolgern so nahtlos wie möglich verläuft.“

Corona ist kein Grund für die Übergabe

Dass sie mit 60 Jahren aufhören will, das war ihr schon lange klar. Corona habe damit nichts zu tun, betont Ute Wagner. Richtig konkret wurde es Anfang 2021. &bdquo;Ich hatte überlegt, wer die nötige Erfahrung hat und in Frage kommen könnte“, erinnert sie sich an die Suche nach einem Nachfolger. Die Wahl sei schnell gefallen: Jens Fedeler kannte sie sowohl aus dem Vorstand des Handelsverbandes OWL als auch aus der Lederwaren-Branche. Seit 1928 gibt es das Familienunternehmen Fedeler, das Jens Fedeler in dritter Generation führt. Neben dem Stammsitz in Bielefeld-Schildesche leitet er seit 2017 eine Filiale in Herford.

Ute Wagner war wichtig, dass ihr Lederwarengeschäft als solches erhalten bleibt. Und: Dass ihre beiden Mitarbeiterinnen übernommen und gut behandelt werden. &bdquo;Das war einer der wichtigsten Punkte“, sagt sie. Name bleibt erhalten - Sortiment auch

Fedeler verspricht aber auch, dass er hier nicht alles auf Links drehen wird. Nicht nur am Namen &bdquo;Leder Reese“ will er festhalten. Auch das Sortiment wird mit kleineren Anpassungen so bestehen bleiben. &bdquo;Die Reese-DNA bleibt erhalten.“ Die Rahmenbedingungen, der Standort, es müsse vieles Sinn machen, wenn man sich dafür entscheide, ein solches Geschäft weiterzuführen. &bdquo;Es passt hier einfach und ist eine optimale Ergänzung zu unseren bestehenden Läden“, sagt Fedeler. Aber ist das nicht gewagt in Corona-Zeiten? Fedelers sind da optimistisch: &bdquo;Wir sind relativ gut durch die Krise gekommen. Und ich denke nicht, dass das ganz dicke Ende noch kommt“, hofft Jens Fedeler.

Gemeinsam mit seiner Frau, die sich federführend um die Buchhaltung kümmert und neben ihrem Job bei einer Krankenkasse und der Betreuung der siebenjährigen Tochter auch schon mal in den Läden aushilft, freut er sich vor allem darauf, hier in der Kurstadt mit Touristen und Kurgästen noch einmal ein ganz anderes Klientel sowie Laufkundschaft anzusprechen.

Online-Shop als Nebenerwerb

Über Corona sei zwar auch der Zuspruch im Onlineshop deutlich gewachsen. Der soll aber auch künftig nicht Haupt-Standbein werden. &bdquo;Ich möchte lieber live verkaufen als Päckchen zu packen“, gibt Fedeler zu. Das sei nun mal seine Leidenschaft.

Nun geht es erst einmal darum, die Abläufe vor Ort kennenzulernen und alle Warenbestände ins System aufzunehmen. Einen großen Vorteil sieht Fedeler darin, dass er jetzt drei Filialen hat. &bdquo;Wir können so viel schneller auf mehr Ware zurückgreifen“, sagt er. Anfangs und bis sich alles eingespielt hat, will er in jedem Fall häufig im Salzufler Laden sein. Auch, um Kontakte zu knüpfen. &bdquo;Wir hoffen, dass die Kunden uns akzeptieren und annehmen“, sagt Dana Fedeler. Da kann sich Ute Wagner nur anschließen. &bdquo;Ich bin dankbar für das Vertrauen meiner Kunden über all die Jahre und hoffe, dass das bestehen bleibt“, sagt sie. Tränen mit den Mitarbeitern

Ihren Job, den hat Ute Wagner immer unglaublich gerne gemacht. Da sie freiwillig ein gut laufendes Unternehmen übergebe, sei sie aktuell weder wehmütig noch traurig. Mit einer kleinen Ausnahme: Als sie ihren Mitarbeitern ihre Entscheidung mitgeteilt hat, flossen dann doch ein paar Tränen. &bdquo;Die beiden waren geschockt. Das tat auch mir weh“, gibt Wagner zu. Ihre Zeit bei &bdquo;Leder Reese“, sie begann in den 1980er Jahren, Wagner blickt auf Höhen und Tiefen zurück. Und ist auch ein bisschen stolz, alles gemeistert zu haben. &bdquo;Es waren tolle Jahre. Ich bereue nichts“, sagt sie. Jetzt will sie sich aber erst einmal ihrem Haus und dem Garten widmen. Und einfach das Leben genießen. &bdquo;Ich glaube, nach 40 Jahren in der Branche darf man das“, sagt sie und lacht.

Geschichte beginnt 1946

Jens Fedeler hat studiert, eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolviert und für die Goldkrone-Gruppe gearbeitet. 2000 stieg er ins Familienunternehmen Fedeler ein. &bdquo;Leder Reese“ geht auf die &bdquo;Offenbacher Lederwaren GmbH“ zurück, die 1946 in Detmold von Familie Reese gegründet wurde. In den 1950er Jahren zog man in die Salzestadt.

In den 1970er Jahren stieg Sohn Wolfgang Wagner ins Geschäft ein, er starb 2012. Seine Frau Ute Wagner übernahm danach die Leitung des Ladens.

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