Ein bunter Protestzug zieht durch die Salzufler Innenstadt

Bad Salzuflen. &bdquo;Wir wollen Teilhabe!" Laut tönt es durch die Salzufler Innenstadt. Mehr als 100 Menschen, größtenteils mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen, sind am Samstagmittag vom Historischen Rathaus in den Kurpark gezogen und haben für ihren Einsatz für Gleichberechtigung in der Gesellschaft von den Passanten jede Menge Applaus geerntet. Im Rahmen des &bdquo;Aktionstags der Menschen mit Behinderung" konnten sich die Gäste anschließend im Kurpark umfassend über verschiedene Hilfsmittel und entsprechende soziale Unterstützungsangebote in Lippe informieren.

Mittlerweile wird im Städtebau verstärkt auf Barrierefreiheit geachtet, und verschiedenste Organisation setzen sich immer wieder mit viel Durchhaltevermögen für die Gleichberechtigung von eingeschränkten und nicht eingeschränkten Menschen ein. &bdquo;Leider nicht genug", findet Sonja Wagner, Organisatorin der Demonstration. &bdquo;Wir wünschen uns deutlich mehr Tempo für die Inklusion", sagt sie. Bereits vor drei Jahren sei dem Kreis Lippe ein Forderungskatalog übergeben worden, der sämtliche Änderungswünsche bis ins Detail darstelle. Wirklich viel passiert sei bisher aber nicht, daher werde dem Landrat im Kurpark noch einmal eine Erinnerung überreicht. Diese fasse noch einmal grob die Forderungen zusammen, so Sonja Wagner. &bdquo;Wohnen wo und mit wem ich will!" heißt es da etwa. Es werden zudem sprechende Fahrkarten-Schalter im ÖPNV gefordert, deutlich mehr Blinden-Leitsysteme oder einfach das &bdquo;Dabei-sein-wollen".

Eine bauliche Barrierefreiheit sei zwar ein erster wichtiger Schritt, reiche allerdings längst nicht aus, um ein Umdenken in den Köpfen der Menschen zu erreichen, ist sich Michael Kloß, stellvertretender Vorsitzender des Vereins &bdquo;Ergänzende unabhängige Teilhabe-Beratung" (EUTB) in Lippe sicher. &bdquo;Ich wünsche mir ein anderes Selbstverständnis, was sich aber meiner Meinung nach mit vielen baulichen Veränderungen deutlich schneller entwickeln kann."

Barrierefreiheit ist präsent, aber ausbaufähig

Auf dem großen Platz vor der Konzerthalle informierten am Samstagnachmittag zahlreiche Organisationen und Firmen über ihre Angebote. Neben Selbsthilfegruppen, Therapiezentren und Verbänden stellte die Firma Vistac ihren Laser für den Blindengehstock vor. Das Produkt gebe es zwar schon seit knapp 25 Jahren, viele sehbehinderte Menschen würden es aber noch nicht kennen, erklärte Mitarbeiter Martin Gaens, der selbst seit Geburt an blind ist und daher ganz genau weiß, wovon er spricht.

&bdquo;Der normale Gehstock zeigt uns Sehbehinderte nur Hindernisse von der Erde bis ungefähr zu Bauchhöhe an. Herabhängende Äste oder Bushalteschilder sind davon nicht umfasst und können schnell zu einer Gefahr werden." Mit dem auf dem Stock montierten Laser würden Nutzer auch vor Hindernissen oberhalb des Bauches bis über den Kopf gewarnt. Zahlreiche Gäste testeten das Hilfsmittel und waren sichtlich begeistert.

Ein paar Meter weiter betrachtete Balduin Vogt kritisch die ausgeklappte Rampe an einem ausgestellten Stadtbus. Mit seinem E-Scooter dort hochfahren und dann mit dem sperrigen Gefährt im Bus wenden, um sich den Sicherheitsvorschriften entsprechend hinzustellen, das könnte schwierig werden. Tatsächlich sei es so, dass E-Scooter nur mit einer speziellen Ausnahmegenehmigung in einem Bus mitfahren dürfen, erklärte Manfred Scheffer von der Firma Köhne.

&bdquo;Es gibt eine vorgeschriebene Regelung: An erster Stelle auf der Mitnahmeliste in den Stadtbussen stehen die Rollstuhlfahrer. Danach kommen Fahrgäste mit Kinderwagen und zuletzt Menschen mit Rollatoren. &bdquo;Aber auch Rollstuhlfahrer dürfen wir nur einen im Bus mitnehmen." Wenn allerdings in einem Bus der Stadtwerke Bad Salzuflen der Rollstuhlfahrer-Platz bereits besetzt ist und ein weiterer Rollstuhlfahrer an der Haltestelle stehen bleiben muss, könne dieser sich ein spezielles Taxi rufen und fahre hiermit dann zum selben Preis wie im Bus, erklärte Manfred Scheffer.

Das Thema Barrierefreiheit werde zwar immer mehr berücksichtigt, sei aber noch ausbaufähig, sind sich Scheffer und Vogt einig. Ebenfalls einer Meinung sind sie beim Thema &bdquo;Toiletten für Behinderte". Das sei vielerorts eine Katastrophe. Erstens gebe es kaum welche und wenn seien sie oft in einem fragwürdigen hygienischen Zustand. Das müsse sich endlich ändern.

Ein bunter Protestzug zieht durch die Salzufler Innenstadt

Protesttag gegen Barrieren im Bus- und Bahnverkehr

Nach Rolli-Unfall im Bus: So steht es um die Barrierefreiheit in Lemgo

Das ist die Zwischenbilanz für den Weihnachtstraum in Bad Salzuflen

Feuerwehr löscht Schornsteinbrand in Bad Salzuflen-Wüsten

Teenager wird in Bad Salzuflen angefahren - Fahrer flüchtet

Einbrecher ziehen durch Werl-Aspe

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €