Fünffachmord in Biemsen-Ahmsen schockierte vor 300 Jahren die Region

Bad Salzuflen/Biemsen-Ahmsen. Es war eine Mordtat, wie sie zumindest in Friedenszeiten in der Region bis dahin ihres gleichen suchte. Fünf Menschen wurden in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni 1724 in der Schankwirtschaft &bdquo;Amser Krug“ (Schreibweise im Original), der später unter dem Namen Neuer Krug geführt wurde, auf brutalste Art und Weise ermordet. Im zweiten Teil unserer Serie &bdquo;Wahre Verbrechen“ befassen wird uns mit dem Fünffachmord von Biemsen-Ahmsen.

Die Opfer waren Simon Henrich Beckman, der die Schankwirtschaft als Krüger bewirtschaftete, seine Frau, eine im Haus angestellte Magd, ein Knecht und ein Schäfer, der auf dem Gelände kampierte. Und obwohl der Knecht noch Auskunft über die Tat geben konnte, bevor es seinen Verletzungen erlag, wurde nie jemand des Mordes angeklagt.

Der ehemalige Bad Salzufler Stadtarchivar Franz Meyer hat sich ausführlich mit dem Fall befasst. Für das &bdquo;Jahrbuch Bad Salzuflen 1997“ hatte der damalige Praktikant des Stadtarchivs, Ansgar Becker, auf seinen Vorschlag hin einen Beitrag verfasst, wie Franz Meyer sich erinnert.

Kernstück der Recherche zu den Morden ist eine Passage aus einem alten Amtsbuch der Stadt Salzuflen, in dem sich eine drastische Schilderung der Tat findet und sich dabei maßgeblich auf den Bericht des Knechts stützt.

&bdquo;Mit vielen Wunden hingerichtet“ Demnach fanden Nachbarn am Morgen des 18. Juni den toten Schäfer auf dem Hof. Als sie den Wirt informieren wollten, entdeckten sie seine Frau hinter dem Ofen, &bdquo;jämmerlich mahsacriret“, wie es im Original heißt. Dann stießen sie auf den toten Beckmann selbst und die Magd. Sie sei &bdquo;mit vielen Wunden hingerichtet“ worden. Schließlich entdeckten sie auch den jungen Knecht, der, obgleich schwer verwundet und bereits im Todeskampf, noch Zeugnis ablegen konnte.

Ihm zufolge kamen gegen 12 Uhr zwei Männer, die als Soldaten gekleidet gewesen seien, die in dem Krug übernachten wollten. Eine Stunde später seien drei weitere Männer eingetroffen, die sich sogleich auf den Knecht gestürzt hätten. Er sei &bdquo;jämmerlich zerfleischet“ worden, heißt es in dem Bericht. Offenbar hielten seine Angreifer ihn für tot und ließen ihn liegen. Den Schäfer traf es wohl, weil er zur Hilfe kommen wollte. Kurz nach seiner Aussage starb der Knecht.

&bdquo;Vor allem die Brutalität der Täter dürfte die Menschen damals schockiert haben“, sagt Franz Meyer. Im Bericht heißt es: &bdquo;Der Wirthin haben die Schelme am meisten zugesetzt, weilen sie sich gewehret, die Leber und Lunge durchgestochen, die Miltz 5mahl und die Brust 10mahl und sonsten noch 8 Wunden hin und wiedergegeben; wie ihr dann auch der Goldfinger zerschnitten. An den Schäfer 4 Wunden, den Jungen 17 und der Magd, ohne den vielen Schrammstichen, 25 Blessuren.“

Uniformen beschrieben

Aufgrund der Beschreibung der Uniformen der beiden zuerst eintreffenden Männer, die offenbar mit den drei später kommenden Mördern gemeinsame Sache machten, fiel der Verdacht auf das zur Grafschaft Ravensberg gehörende Lehwaldsche Regiment. &bdquo;Das war in Minden stationiert, möglicherweise war es zum Manöver in der Nähe der Grenze zur Grafschaft Lippe“, sagt Meyer.

Der &bdquo;Amser Krug“ lag zwar in Lippe, allerdings direkt an der Grenze zu Ravensberg, dem heutigen Kreis Herford. (Das Gebäude befand sich dort, wo sich heute die Anschlussstelle der A2, Herford-Bad Salzuflen, findet.1974 wurde es abgerissen).

Die Täter könnten kalkuliert haben, dass die verschiedenen Gerichtsbarkeiten es schwer machen würden, sie als Täter zu ermitteln. So kam es dann auch. &bdquo;Der Knecht konnte zwar die Uniformen beschreiben, aber nicht die Gesichter.“ Zwar hatten die Grafschaften Lippe und Ravensberg ein ganz gutes Verhältnis, zur gemeinsamen Ermittlungsarbeit reichte es dann aber wohl doch nicht, so Meyer. &bdquo;Eine überregionale Verbrechensbekämpfung wie sie heute üblich ist, gab es damals noch nicht.“

&bdquo;Goldfinger zerschnitten“ Warum die Täter es auf die Wirtsleute abgesehen hatten, bleibt unklar. Bis auf den zerschnittenen &bdquo;Goldfinger“ der Wirtin, an dem wohl ein Ring steckte, ist nicht überliefert, ob etwas gestohlen wurde. &bdquo;In der Regel waren Schankwirte nicht besonders wohlhabend und das Geld, sofern vorhanden, wurde gut versteckt“, sagt Franz Meyer.

Obwohl der Fall 300 Jahre zurückliegt, hat das Verbrechen bis heute einen Platz in der Stadtgeschichte. Das ist auch dem Stein zu verdanken, der an die Ermordeten erinnert und noch im Jahr ihres Todes auf dem Friedhof der Herforder Münstergemeinde aufgestellt wurde, wo sie begraben wurden.

Heute findet sich der Stein in der ständigen Ausstellung des Stadtarchivs in der Wandelhalle und kann dort besichtigt werden. Auf ihm heißt es: &bdquo;Hier Ruhen 5 Persohnen, So Anno 1724/Nachts vom 17. Auf Den 18.Juny/Im Amser Krug Überfallen/Und Jammerlich Ermordet Worden/Als Simon Heinrich Beckmann Mit Seiner Frau Gewesener Newen Krueger/Desen Knecht, Magt/Und Ein Schaffer/Die Morder Sein Nicht Entdecket.“

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