Mord und Idylle: Das erzählen fünf Bilder über Bad Salzuflen

Bad Salzuflen. Wer an Bad Salzuflen denkt, dem kommen Kurpark, Gradierwerke und Altstadtromantik in den Sinn. Doch die Stadt hat mehr zu bieten als ihre berühmten Postkartenmotive. Fünf Orte, fünf Geschichten – und doch erzählen sie alle von derselben Stadt: von einem Bad Salzuflen, das mehr ist als seine schöne Oberfläche. Eine Stadt, die sich modernisiert und dabei ihre Vergangenheit nicht vergisst. Die unter ihren Füßen alte Sünden bereinigt und über ihren Dächern für neue Sicherheit sorgt. Die Vergangenes bewahrt und gleichzeitig nach vorn blickt. Ein Rundgang durch das andere Bad Salzuflen.

Neue Wache, alte Ängste Seit dem 2. September 2024 prägt ein markanter Turm die Silhouette an der Lockhauser Straße: die neue Feuerwache. Im Turm trainieren Einsatzkräfte die Rettung aus hohen Gebäuden und Industriesteiganlagen. Zwei komplette &bdquo;Wohnungen“ stehen für realistische Übungen bereit – wahlweise mit brennenden Feuerschalen oder dichtem Rauch, der die Sicht auf null reduziert. Hier wird geprobt, was niemand erleben möchte, aber jeder braucht: die Gewissheit, dass im Notfall Profis kommen. Die Feuerwache steht symbolisch für eine Stadt, die sich modernisiert. Doch nicht überall gelingt dieser Spagat zwischen Alt und Neu so reibungslos.

Idyll im Wandel Nur wenige Hundert Meter vom Trubel der Innenstadt entfernt liegt der kleine Tierpark im Landschaftsgarten – ein Ort, der die Zeit festzuhalten scheint. Seit den 1960er Jahren finden Besucher hier Schafe, Wild, Pfaue und in den Volieren Goldfasane und Zebrafinken. Kinder bestaunen die bunten Vögel, Spaziergänger genießen die Ruhe. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Die Anlage ist in die Jahre gekommen. Verwittertes Holz, patinierte Zäune – ein stiller Zeuge vergangener Jahrzehnte, der seinen Charme längst nicht verloren hat, aber die Frage aufwirft: Wie lange noch? Der Tierpark erzählt von einer Stadt im Übergang. Und diese Transformation zeigt sich auch dort, wo es weniger prosaisch zugeht: beim Parkraum.

Unter der Erde wird es eng Direkt über dem Parkhaus im Kurzentrum liegt der Parkplatz Sophienstraße mit rund 100 Stellflächen. Zusammen ergeben sich über 400 Parkmöglichkeiten im Herzen der Stadt. Klingt nach viel – ist aber, wie ein aktuelles Gutachten zeigt, zu wenig. Fachleute empfehlen der Stadt den Bau eines neuen, dreigeschossigen Parkhauses am Standort des heutigen Parkplatzes. Etwa 300 zusätzliche Stellflächen sollen so entstehen. Bad Salzuflen wächst, die Ansprüche steigen. Und manchmal fordert die Gegenwart ihren Tribut – nicht nur oberirdisch, sondern auch darunter.

Das vergiftete Erbe der Wirtschaftswunderzeit Unter dem Pflaster am Marktbrunnen arbeitet seit 2020 eine Reinigungsanlage, von der die meisten Bürger nichts wissen. Sie filtert das Grundwasser von Lösungsmitteln, die aus den 1960er Jahren stammen – ein unsichtbares Erbe der Wirtschaftswunderzeit, als Umweltschutz noch kein Thema war. Die Kontamination wurde 2003 zufällig entdeckt, als der Marktbrunnen gebaut wurde.

Da sich kein Verursacher ermitteln ließ, trägt die Stadt die Last: Eine Brunnengalerie fängt das belastete Wasser auf, filtert es über Aktivkohle und leitet es gereinigt in die Salze zurück. Die auf 25 Jahre angelegte Sanierung kostet fast 700.000 Euro, dazu kommen jährlich 45.000 Euro Betriebskosten. Unsichtbar, aber notwendig – so wie vieles, was eine Stadt am Laufen hält. Doch Bad Salzuflen trägt nicht nur die Lasten der jüngeren Vergangenheit. Manche Geschichten reichen viel weiter zurück – und sind bis heute nicht erzählt.

Ein Mord ohne Sühne In der Nacht vom 17. auf den 18. Juni 1724 geschah in Biemsen-Ahmsen das Unfassbare: Im &bdquo;Amser Krug“ wurden fünf Menschen brutal ermordet – der Wirt, seine Frau, eine Magd, ein Knecht und ein Schäfer. Der schwer verletzte Knecht konnte noch von fünf als Soldaten verkleideten Tätern berichten, doch gefasst wurden die Mörder nie.

Der Grund für diese Straflosigkeit lag vermutlich in der Bürokratie: Der Tatort befand sich an der Grenze zwischen Lippe und Ravensberg. Keine Behörde fühlte sich zuständig, die Ermittlungen versandeten. Ein Gedenkstein in der stadtgeschichtlichen Ausstellung der Wandelhalle erinnert bis heute an das Verbrechen.

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