Das ist die neue Integrationsbeauftragte der Stadt Bad Salzuflen

Bad Salzuflen. Aysan Kacar war fünf Jahre alt, als sie Mitte der 1980er Jahre aus den kurdischen Gebieten im Osten der Türkei mit ihrer Familie nach Deutschland floh. Ihre erste Station war eine Flüchtlingsunterkunft in Bremen. &bdquo;Damals habe ich kein Wort Deutsch gesprochen“, sagt die heute 46-Jährige.

Später studierte sie Jura, heute lebt sie mit ihrer Familie in Bielefeld. Seit Ende vergangenen Jahres ist sie die neue Integrationsbeauftragte der Kurstadt, nachdem sie zuvor zehn Jahre in der Salzufler Stadtverwaltung und davor bei der Stadt Minden in der Integrationskoordination tätig war. Unserer Redaktion hat sie erzählt, was sie nun vorhat.

Sie folgt auf Ismet Cakmak, der die Stadtverwaltung verlassen hat. Wie ihr Vorgänger ist Aysan Kacar Jesidin und gehörte in den 1980er Jahren zu den Flüchtlingen, die als Gruppenverfolgte anerkannt und von Deutschland aufgenommen wurden.

&bdquo;Meine Familie musste also kein schwieriges Asylverfahren durchlaufen“, sagt sie. Ihre Kindheit in Bremen-Hemelingen, einem sozialen Brennpunkt, habe sie geprägt. Die Namen der Sozialarbeiter im dortigen Spielhaus weiß sie bis heute. &bdquo;Sie haben mir beim Diktatüben geholfen und uns Gesellschaftsspiele erklärt.“ So lernte sie mit ihren Freundinnen Deutsch.

Kultur verstehen &bdquo;Meine beste Freundin damals kam aus Eritrea, sie lebt heute als Professorin in den USA.“ Andere ihrer Freunde aus Hemelingen wurden Sozialarbeiter, Rechtsanwälte oder gingen in die Wirtschaft. Was sie daraus gelernt hat: &bdquo;Integration kann selbst unter schwierigen Bedingungen gelingen.“

Zu ihren Aufgaben gehört das Netzwerken mit Trägern der sozialen Arbeit sowie mit Migrantenvereinigungen als Multiplikatoren. Wichtig sei ihr aber auch der praktische Teil. Im Dezember feierte sie mit Kindern aus dem Wohnpark Ehrsen Weihnachten. Viele von ihnen, die nicht aus christlichen Familien stammen, seien begeistert gewesen zu lernen, was das Fest in Deutschland bedeutet. &bdquo;Dabei geht es darum, die kulturellen Bräuche des Landes, in dem man lebt, zu verstehen“, sagt Kacar – unabhängig von der eigenen Religion.

Privat hat sie in Bielefeld einen Frauen-Fahrradclub für Migrantinnen innerhalb eines Kita-Elternvereins gegründet. &bdquo;Viele konnten kein Rad fahren und kannten auch die Straßenverkehrsordnung nicht.“ Ein ähnliches Angebot würde sie gerne in Bad Salzuflen umsetzen, ergänzend zu bestehenden niedrigschwelligen Programmen in sozialen Brennpunkten.

Sprache lernen Um in einem Land anzukommen, sei es wichtig, die Regeln und Normen zu verstehen. Vor allem aber müsse man die Sprache lernen. Dies sei eine der größten Herausforderungen für Kommunen, da Bund und Länder ihre Fördermittel reduziert hätten. Umso erfreulicher sei es, dass die Stadt voraussichtlich eine Lösung gefunden habe, um eine AWO-Maßnahme im Wohnpark Ehrsen weiter zu finanzieren, die Kindern unter anderem bei den Schulaufgaben hilft.

&bdquo;Integration fängt in jungen Jahren an“, sagt Kacar. Vor allem bei Jungen sei das wichtig. Sie selbst ist Mutter von drei Söhnen. &bdquo;Die müssen zu Hause aufräumen, putzen und Wäsche waschen“, erzählt sie. Ihr Mann und sie hätten beide Elternzeit genommen – für einige in ihrer Community unverständlich. &bdquo;Da gibt es die Vorstellung, dass sich die Frau um die Erziehung kümmert“, sagt sie lachend. &bdquo;Aber da sehe ich mich auch als Vorbild für Emanzipation.“

In Bad Salzuflen leben rund 5500 Menschen mit ausländischer oder doppelter Staatsbürgerschaft, die offiziell als &bdquo;Menschen mit Migrationshintergrund“ geführt werden. Kacar selbst besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft.

Wie nimmt sie die derzeitige, teilweise erhitzte Diskussion um Integration wahr, wo aus Kreisen der AfD Menschen mit Migrationshintergrund das Deutschsein abgesprochen wird? &bdquo;Als Privatperson finde das traurig. Natürlich sehe ich mich als Deutsche. Wenn ich nach Bremen komme, wo ich meine Kindheit verbracht habe, ist das Heimat für mich. Die Türkei ist die Heimat meiner Eltern.“

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