Wie sah der Alltag im NS-Regime aus? Dokumentarfilm in der Filmbühne Bad Salzuflen

Bad Salzuflen. Wie sah der Alltag im NS-Regime aus? Einen Eindruck davon vermittelt der Film &bdquo;Unterm Hakenkreuz. Westfalen 1933–1945 im Amateurfilm“, der am Donnerstag, 13. März, im Rahmen der Themenreihe &bdquo;80 Jahre Kriegsende“ von Stadtarchiv und VHS in der Filmbühne in Bad Salzuflen, Brüderstraße 9-11, gezeigt wird. Beginn der Vorführung ist um 18.30 Uhr. Der Eintritt ist kostenfrei.

Unsere Redaktion hat im Vorfeld mit Prof. Dr. Markus Köster, Historiker und Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen, gesprochen, der die Idee zu dem Film hatte und nach der Vorführung am Donnerstag für Fragen und Diskussionen zur Verfügung steht.

&bdquo;Wir haben vor allem Aufnahmen von 15 Amateurfilmern ausgewählt, von denen wir ein bisschen was wissen“, sagt Köster. Unter anderem werden Aufnahmen eines westfälischen Arztes gezeigt, der an der Ostfront eingesetzt war. Die meisten Szenen zeigen jedoch den Alltag in Deutschland, vor allem im ländlichen Raum. Zwar kommt Lippe nur am Rande vor, doch die weitere Region ist vertreten.

Schützenfest unterm Hakenkreuz in Bielefeld So gibt es einige Szenen vom Schützenfest in Bielefeld 1933, bei denen bereits die Hakenkreuzfahnen dominieren. Schnell hatten sich die Nationalsozialisten Feste und Feiertage zu eigen gemacht, um sie in ihrem Sinne auszugestalten – und wurden dabei weitgehend mit offenen Armen empfangen. So wurde der Königsschuss in Bielefeld symbolisch Adolf Hitler gewidmet.

&bdquo;Man kann von einer Wohlfühl- oder Konsensdiktatur sprechen“, sagt Köster. Auffällig sind auch die Dinge, die von den Filmern nicht aufgenommen wurden. &bdquo;Es fehlt fast jeder Hinweis auf die Verfolgung von Juden, Sinti und Roma oder politischen Gegnern“, erklärt er.

Nicht zu vergessen sei, dass die Amateurfilmer mit ihren Bildern vor allem die angenehmen und schönen Seiten des Lebens zu zeigen versuchten. &bdquo;Sie haben gefilmt, wie man sich erinnern wollte.“ Dennoch dokumentieren die Szenen eine zunehmende Uniformierung der Gesellschaft – kleine Kinder in Soldatenkluft sind ebenso zu sehen wie Fahnenappelle. Gleichzeitig gibt es auch ganz private Aufnahmen ohne direkten Bezug zum nationalsozialistischen Alltag, etwa von Ausflügen.

Luftkrieg Die Richtung der Aufnahmen ändert sich gegen Ende des Films: Soldaten an der Front sind zu sehen, später die Folgen des Luftkriegs in Deutschland.

Dass überhaupt so viele Aufnahmen aus Westfalen existieren, ist der Einführung des 8-Millimeter-Films in Deutschland Anfang der 1930er Jahre zu verdanken, sagt Köster. Vor allem technikaffine Männer der Mittelschicht beschäftigten sich mit den Kameras von Kodak und Agfa. Viele ihrer Aufnahmen wurden sorgfältig inszeniert und folgten einer Art Drehbuch. Vom Regime wurde das Filmen durchaus gefördert: &bdquo;Die Amateurfilmer sollten die Errungenschaften des NS propagandistisch festhalten und verstärken“, so Köster.

Doch mit zunehmenden Zerstörungen in Westfalen-Lippe gegen Ende des Krieges kehrte sich dieser Zweck ins Gegenteil. Zwar gab es ein offizielles Verbot, die Kriegszerstörungen zu filmen, doch dieses wurde nur sporadisch durchgesetzt.

Bauernhaus angezündet So existieren auch Aufnahmen von der Ostfront, in denen ein deutscher Soldat ein Bauernhaus in Brand steckt – ein beklemmender Hinweis auf den verbrecherischen Charakter des Vernichtungskriegs und der ihm zugrunde liegenden NS-Ideologie.

Wer keine Gelegenheit hat, die Dokumentation &bdquo;Unterm Hakenkreuz. Westfalen 1933–1945 im Amateurfilm“ am Donnerstag auf großer Leinwand in der Filmbühne zu sehen, findet sie auch auf der Videoplattform Youtube. Dort kann sie ebenfalls kostenlos gesehen werden . Einfach in der Suchmaske &bdquo;Unterm Hakenkreuz LWL“ eingeben, und der Film wird aufgelistet.

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