Wie die alte Hansestadt das Kriegsende erlebte

Lemgo. Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Die Stadt Lemgo nimmt das zum Anlass, von April bis Juli mit einer Veranstaltungsreihe an die damaligen Geschehnisse zu erinnern, der Opfer zu gedenken und den Blick auf Gegenwart und Zukunft zu richten. &bdquo;Mit Blick auf das, was zurzeit auf der Welt geschieht, ist es umso wichtiger, an die Vergangenheit zu erinnern“, erklärt Lemgos Kultur-Geschäftsbereichsleiterin Lysann Rehberg.

Die Reihe beginnt am Freitag, 4. April, dem Tag, an dem 1945 die zwölfjährige Herrschaft des Nationalsozialismus in Lemgo endete. Geplant sind insgesamt acht Veranstaltungen, an denen zahlreiche Institutionen, Kirchengemeinden und Vereine aus Lemgo beteiligt sind. Lesungen, Ausstellungen, Vorträge und Konzerte wurden zu einem Programm zusammengestellt und stehen unter dem Titel &bdquo;erinnern, gedenken, gestalten“.

&bdquo;Obwohl aus Aufzeichnungen hervorgeht, dass die alliierten Truppen eher durch Lemgo ’durchmarschiert’ sind, wollen wir beleuchten, wie es für die damalige Zivilbevölkerung war“, erklärt Annette Paschke-Lehmann vom Verein Stolpersteine und Frenkel-Haus Lemgo.

Gedenkstunde zum Kriegsende &bdquo;Solche Ostertage habe ich nie erlebt, hat Deutschland im Lauf seiner Geschichte nicht gesehen. In der Nacht von Karfreitag auf Sonnabend weckte mich ein Gebrumm aus der Luft wie von ganzen Geschwadern Flugzeuge.“ Mit diesen Worten beginnt ein Tagebucheintrag des Lemgoers Friedrich Sauerländer vom 4. April 1945. An diesem Tag nahmen amerikanische Soldaten die Stadt Lemgo ein – das Ende des Nationalsozialismus nach zwölf Jahren. Wie hat die Lemgoer Bevölkerung diesen historischen Moment erlebt?

Eine Lesung aus Sauerländers Tagebuch sowie weitere Zeitzeugenberichte werden am 4. April um 16 Uhr in der St. Johann Kirche vorgetragen. Zudem ist der Stumpfe Turm als historischer Kriegs- und Friedensort von 15 bis 15.45 Uhr zur Begehung geöffnet.

Verbrannte Bücher Zum Gedenktag an die Bücherverbrennungen von 1933 lesen zwei Schauspieler des Lippischen Landestheaters am 10. Mai um 19 Uhr im Freiraum des Weserrenaissance-Museums Schloss Brake ausgewählte Texte von Autoren, deren Werke damals den Flammen zum Opfer fielen.

Transgenerationale Traumata Schwerwiegende traumatische Ereignisse wie Krieg, sexueller Missbrauch oder Vernachlässigung in der Kindheit können nicht nur für Betroffene eine lebenslange Belastung sein. &bdquo;Häufig werden diese Traumata unbewusst an die nächste Generation weitergegeben.

Petra Bauer, Leiterin der &bdquo;werkstatt.leben“ und der Beratungsstelle, gibt am 16. Mai um 19 Uhr in einem Vortrag im St. Pauli Gemeindehaus Einblicke in die Mechanismen transgenerationaler Traumata und stellt Präventionsmöglichkeiten vor.

Kreativ-Seminar Interessierte können das Thema des Vortrags &bdquo;Vererbte Wunden“ am 24. Mai von 9-15 Uhr in einem kleinen, geschützten Rahmen vertiefen. Dabei erhalten sie die Möglichkeit, ihre Emotionen auszudrücken und zu verarbeiten.

Filmabend mit historischen Aufnahmen Das Stadtarchiv Lemgo zeigt am 12. Juni um 18 Uhr in Kooperation mit dem LWL-Medienzentrum für Westfalen den Film &bdquo;Als die Amerikaner kamen“. Dieser Dokumentarfilm veranschaulicht das Kriegsende in Westfalen 1945 aus der Perspektive der amerikanischen Truppen. Die Filmaufnahmen, die heute in den National Archives in Washington D.C. aufbewahrt werden, gehören zu den wenigen bewegten Bildern, die das Kriegsende in dieser Region dokumentieren.

Die Aufnahmen stammen von Filmteams, die die US-Soldaten begleiteten. Der Film dauert 47 Minuten und wird von einem Einführungsvortrag begleitet.

Gottesdienst mit historischen Predigten Ein besonderer Gottesdienst am 22. Juni um 10 Uhr widmet sich den Predigten aus der Zeit des Kriegsendes 1945 und reflektiert ihre Bedeutung für die Gegenwart.

Konzert zum 80. Jahrestag des Kriegsendes Ein Konzert am 4. Juli um 17 Uhr, mit einer Mischung aus zeitgenössischer und moderner Musik lädt dazu ein, die Kraft der Musik als Symbol für Zusammenhalt und Frieden zu erleben.

Solistische und Ensemble-Beiträge wechseln sich mit gemeinsamen Liedern ab und vermitteln eine bewegende Mischung aus Hoffnung und Nachdenklichkeit.

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