Louis Pawellek berichtet in Bad Salzuflen von seinen Treffen mit Holocaust-Überlebenden

Bad Salzuflen. Vor gut zehn Jahren hat der Lipper Louis Pawellek angefangen, sich intensiv mit dem Holocaust zu befassen und zu recherchieren. Seitdem hat sich der 26-jährige angehende Kulturwissenschaftler mit mehr als 20 Holocaust-Überlebenden getroffen. Daraus sind mehrere Bücher entstanden. Am Donnerstag, 10. April, wird er um 18.30 Uhr in der Wandelhalle einen Vortrag halten. Der Eintritt ist frei.

Der Vortrag soll die Besucherinnen und Besucher auf einen Rundgang durch die Konzentrationslager Auschwitz und Theresienstadt mitnehmen, wie Pawellek gegenüber unserer Redaktion erläutert. &bdquo;Ich zeige unter anderem Videos, die ich dort selbst aufgenommen habe, sowie Fotos. Zudem gibt es Sprachaufnahmen von Überlebenden zu hören, und ich zeige Karten von Häftlingen, die nach draußen gelangt sind.“ Es soll keine klassische Lesung werden – das ist ihm wichtig.

Über 30 Mal sei er seit 2016 im Konzentrationslager Auschwitz gewesen, das erste Mal als Teilnehmer einer Jugendreise, später auf eigene Faust. Ein Treffen mit der Holocaust-Überlebenden und Lemgoer Ehrenbürgerin Karla Raveh (1927-2017) habe ihn zudem ermutigt, Kontakt zu weiteren Überlebenden aufzunehmen – Menschen, die von den Nationalsozialisten aufgrund ihres Judentums oder ihrer Zugehörigkeit zu Sinti und Roma verfolgt und zur Ermordung vorgesehen waren.

Im KZ geboren Die meisten waren damals Kinder oder Jugendliche. &bdquo;Ein Überlebender wurde dort sogar geboren.“ Zuletzt hat er gemeinsam mit Agnes Geisler das Buch &bdquo;Ich war die Nummer Z-3682“ veröffentlicht. &bdquo;Sie hat als neunjähriges Mädchen und Sinteza mit viel Glück Auschwitz, Ravensbrück, Mauthausen und Bergen-Belsen überlebt“, berichtet er. &bdquo;Agnes sah, wie Ratten die Kinderköpfe in Bergen-Belsen anknabberten und die qualmenden Schornsteine in Auschwitz.“

Er habe viele Stunden mit ihr verbracht. &bdquo;Wir haben zusammen Ausflüge gemacht, zusammen gekocht. Sie war fast wie eine Oma für mich“, sagt er. Die Kontakte zu den Zeitzeugen hat er unter anderem über die Gedenkstätte Auschwitz gefunden, über Vereine oder durch eigene Recherchen – &bdquo;manchmal durch einen Blick ins Telefonbuch.“

Doch nicht alle wollten mit ihm sprechen. &bdquo;Einige sagten, sie hätten alles erzählt und wollten nicht noch einmal darüber sprechen. Manche meinten: Gucken Sie doch ins Internet.“ Aber er habe es aus erster Hand erfahren wollen, betont er.

Viele Türen geöffnet Dass ihm viele trotzdem die Tür öffneten, habe sicher auch mit seinem Alter zu tun. &bdquo;Dass ich so jung bin, war, glaube ich, ein Türöffner.“ Zu manchen von ihnen hält er bis heute regelmäßigen Kontakt. &bdquo;Man kann vielleicht sogar sagen, dass wir Freunde geworden sind.“

Seine Reisen nach Polen führen ihn nicht nur in die Konzentrationslager – von denen der Name Auschwitz zum Synonym für den Holocaust geworden ist. &bdquo;Ich fahre nicht nur in das Lager, sondern auch in die Stadt Auschwitz.“ Es sei schwer zu beschreiben, aber es ziehe ihn immer wieder dorthin. &bdquo;Die Stadt ist schön – mit einem Fluss, mit Geschäften, vielen Blumen. Und in der Nähe ist das Lager. Das Schöne neben dem Grausamen“, sagt er.

Von seinen Reisen postet er Fotos und Clips auf Instagram und vor allem TikTok. &bdquo;Dort habe ich teilweise Millionen von Views“, erzählt er. Louis Pawellek, der zusätzlich zu seinem Studium an der Fernuni Hagen als Erzieher arbeitet, möchte einen Beitrag leisten, damit die Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät.

Lachen nicht verlernt Über die Holocaust-Überlebende Sonja Strauß schreibt er in seinem Buch &bdquo;Die letzten Stimmen des Holocaust – 12 Überlebende erinnern sich“: &bdquo;Sonja musste in Auschwitz kleine Kinder in eine brennende Teergrube werfen und stand zweimal in der Schlange vor der Gaskammer. (...) Sie berichtet von Häftlingen, die an den Elektrozaun rannten und bei denen Feuer aus dem Mund loderte.“

Andere berichten von Kannibalismus, von den Experimenten des SS-Arztes Josef Mengele, der unter anderem grausame Versuche an Zwillingen vornahm. Es sind zum Teil schwer zu ertragende Schilderungen. Und dennoch gebe es eines, das alle Überlebenden, mit denen er gesprochen habe, vereine, sagt Louis Pawellek: &bdquo;Sie haben alle das Lachen nicht verlernt – trotz des Grauens. Und sie waren alle unglaublich gastfreundlich.“

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