
Bad Salzuflen-Retzen. Die Retzer wollen ihre Grundschule ganz offensichtlich nicht kampflos aufgeben. Mit vereinten Kräften wird gegen die von der Verwaltung vorgeschlagene Schließung des Standortes protestiert.
Am Montagnachmittag zogen Eltern und Kinder mit selbst gestalteten Transparenten durch das Dorf. Anschließend wurden die markigen Sprüche an zentralen Stellen und Laternenmasten angebracht. "Retzen ist Opfer von Macht und Intrigen" ist auf einem der größten Banner zu lesen. Man fühlt sich betrogen, da die Stadtverwaltung neue Zahlen präsentiert hat, nach denen die Retzer Grundschule künftig deutlich zu wenig i-Männchen hätte.
Doch zumindest auf die Politiker des Retzer Ortsausschusses dürfte die Koalition aus Elterninitiative, Förderverein und Schulpflegschaft nicht mehr sauer sein: Gestern erreichten die LZ gleich mehrere Stellungnahmen, dass sich der Ortsausschuss einstimmig für einen Erhalt des Standorts ausspricht. So habe man sich auf Antrag der CDU mit den Plänen der Verwaltung zur Schließung der Grundschule Retzen befasst. Diese habe man "mit Befremden" aufgenommen. Es sei bislang in keinster Weise dem Auftrag vom Juni entsprochen worden, Wege zum Erhalt zu suchen.

Damit stoßen zumindest die Retzer Politiker ins gleiche Horn wie die Eltern, die sich entweder die Beibehaltung des Status quo oder einen neuen Verbundpartner – möglichst die Grundschule Wasserfuhr – wünschen. Zudem werden die neuen Prognosen angezweifelt. "Man hat uns einfach sechs Kinder weggerechnet. Was nicht passt, wird passend gemacht", ärgert sich Andreas Wallbaum von der Elterninitiative. Hintergrund: Der aktuelle Schulentwicklungsplan hält 2012 in Retzen 20 i-Männchen für realistisch. Eine nun erstellte Neufassung geht nur noch von 14 aus. Abhanden gekommen sind sechs Kinder aus Grastrup-Hölsen, von denen vier rechnerisch der Grundschule Holzhausen zugeschlagen wurden.
Das Salzufler Schulamt hat den Vorwurf der Manipulation gestern auf Anfrage der LZ deutlich zurückgewiesen. So habe man sich nur zum ersten Mal im Detail mit Grastrup-Hölsen beschäftigt. Und hier mache die Ostwestfalenstraße – trotz einer Fußgängerunterführung – den Schulweg besonders gefährlich. Daher komme Retzen für alle südlich der Ostwestfalenstraße gelegenen Häuser nicht als nächstgelegene Grundschule infrage.
Die nächste Beratung zu diesem Thema erfolgt am morgigen Donnerstag im Bildungsausschuss. Dieser tagt ab 17 Uhr öffentlich im Rathaus.
Wenn der Grundschulverbund Holzhausen-Retzen am Ende des Schuljahres auf Initiative der Holzhauser aufgelöst würde, wären beide Standorte zum Überleben auf neue Partner angewiesen, da sie alleine zu wenig Schüler hätten.
Es gibt zwei Hürden: Nach den derzeit geltenden Regeln darf ein Schulstandort eine neue Eingangsklasse nur bei mindestens 18 i-Männchen bilden. Um als Partner für eine Verbundschule infrage zu kommen, sollten es mindestens 24 sein. Nach der 2008 erfolgten Aufhebung der Schuleinzugsbezirke kommt den Schüler-Prognosen eine zentrale Rolle beim Erhalt beziehungsweise der Schließung von Standorten zu.
Die Stadtverwaltung hat bei der Fortschreibung des Schulentwicklungsplans drei verschiedene Berechnungskriterien für den Bereich Retzen/Grastrup-Hölsen vorgestellt. Im für Retzen ungünstigsten Fall werden für 2012 nur 14 i-Männchen errechnet. Holzhausen käme auf 28. (bas)