„Er ist die Liebe meines Lebens“: Dieses Pferd aus OWL hat ein Rekordalter von 40 Jahren

Hiddenhausen/Bad Oeynhausen. Mit elf Jahren hat Birgit Runkel ihr Pferd Saphir bekommen. Das ist inzwischen 29 Jahre her. Beide sind heute 40 – für ein Pferd ein absolut außergewöhnliches Alter. In der langen gemeinsamen Zeit hat das Duo viel erlebt, auch Schockmomente durchgemacht: Einmal ist der Traberwallach in einen Fluss gefallen und wäre fast ertrunken. Die Feuerwehr rettete das Tier.

Wenn die Bad Oeynhauserin heute in den Stall in Hiddenhausen kommt, genießt sie jede Minute mit Saphir. Sie weiß, wie viel Glück sie hat, ihr Pferd so lange an der Seite haben zu dürfen. &bdquo;Er ist die Liebe meines Lebens“, sagt sie. Ponys werden durchaus alt, manche schaffen den 40. Geburtstag und mehr. Bei Großpferden hingegen ist ein Alter von 30 schon ungewöhnlich. Mit seinen 40 Jahren gehört der 1,65 Meter große Traber zum richtig alten Eisen.

Während früher Reiten auf dem Plan stand, wird heute geputzt, getüddelt und ein Spaziergang gemacht. &bdquo;Drei Kilometer – für uns beide kein Problem“, meint die Pferdebesitzerin. Auf der Wiese gibt der Wallach gerne noch mal richtig Gas, trabt und galoppiert durchs Gras.

Pferd ist mit seinen 40 Jahren noch fit Für sein Alter ist Saphir nämlich gut in Schuss. Das Fell glänzt, er bewegt sich locker – hier und da fehlt ein Zahn. Daher kocht Birgit Runkel ihm täglich seine &bdquo;Suppe“ (Mash - ein Futter für Pferde, das schön weich ist) - dazu gibt’s eine Banane. Die liebe er besonders.

An ihre erste Begegnung kann sich Birgit Runkel, die eine Pflegeberatung samt Betreuungsservice in Bad Oeynhausen betreibt, noch erinnern, als wäre es gestern gewesen. &bdquo;Mein Pony war mir zu klein geworden. Mit meinem Vater bin ich nach Cuxhaven gefahren. Wir hatten in einem Katalog – so suchte man damals Pferde aus – eine Stute an der See entdeckt. Die war aber nichts für mich“, erzählt die 40-Jährige. Doch im Hotel sagte man dem Vater, er solle doch den nächsten Tag noch beim Trabergestüt in der Nähe vorbeischauen.

Dort angekommen, war es dann quasi Liebe auf den ersten Blick. Es passte einfach. Saphir, der im Sport auf der Trabrennbahn gelaufen war, war nach dem Ende seine Karriere bereits zum Reitpferd geworden. &bdquo;Wir haben den damals Elfjährigen per Handschlag gekauft. Der Besitzerin fiel es nicht leicht, ihn abzugeben. Er sollte in jedem Fall ein schönes Zuhause bekommen“, erzählt Runkel.

Birgit Runkel war mit ihrem Pferd oft am Strand Noch ein letztes Mal war die vorherige Besitzerin dann am Strand entlang galoppiert, dann sollte Saphir auf den Anhänger steigen. Richtig Lust habe er dazu nicht gehabt, weiß die Bad Oeynhauserin noch. Ans Wattenmeer ist sie später immer mal wieder mit ihrem Pferd gefahren. Seit etwa zehn Jahren bekommt Saphir, den früher auch Runkels Vater ritt, nicht mehr auf den Rücken. Runkel: &bdquo;Man merkt einfach, wenn man sich so lange kennt, wann es nicht mehr geht“.

Wasser schien den braunen Wallach mit der schwarzen Mähne jedenfalls anzuziehen. Von Cuxhaven zog er mit dem kleinen Mädchen nach Hannover. &bdquo;Ihm sind einige heftige Dinge passiert. Einmal musste der ganze Huf aufgeschnitten werden, weil er in einen Nagel getreten war. Und dann ist er in die Leine gefallen. Die Feuerwehr musste kommen, da er sich selber nicht mehr aus dem Fluss retten konnte“, erinnert sich Birgit Runkel. Wie jetzt anlässlich seines hohen Alters sei Saphir auch damals nach der dramatischen Rettungsaktion in die Zeitung gekommen.

Kürzlich hatte der Wallach mit einer schweren Kolik zu kämpfen. Da sah es gar nicht gut aus. Stallbesitzer Dirk Nölkenhöner hatte direkt bei Birgit Runkel angerufen. Sie eilte zum Stall an die Schweichelner Straße. Das Leben des Braunen war in akuter Gefahr. Aber einmal mehr sprang er nach dem Tierarztbesuch dem Tod von der Schüppe und erholte sich bald wieder gut.

In 29 Jahren ist die Bad Oeyhauserin nie vom Pferd gefallen In den 29 gemeinsamen Jahren ist Birgit Runkel übrigens nie von Saphir gefallen. Er sei sehr lieb, höre und achte auf seinen Reiter. Immer wieder hätten ihn kleine Mädchen mit gepflegt oder früher geritten – das sei nie ein Problem gewesen. Heute darf das Pferd übrigens als einziges aus seiner Herde allein, ohne dass es von jemandem geführt wird, bis in seine Box laufen. Nach einem Tag auf der Weide freut sich der Traber auf sein Bett aus Stroh und sein Futter.

Egal, wo es Birgit Runkel hinverschlug – Saphir zog immer mit und war in ihrer Nähe. &bdquo;Hier im Stall Nölkenhöner fühlen wir uns superwohl. Wir haben eine tolle Gemeinschaft, man unterstützt sich gegenseitig. Auch die Herde ist sehr verträglich und damit ideal für ein altes Pferd“, meint Runkel. Umziehen werde Saphir nicht mehr. Das sei ganz klar.

Vor dem Tag, an dem er mal nicht mehr da ist, graut es ihr. &bdquo;Dann wird das Leben ganz schön anders. Fünf Mal in der Woche bin ich hier am Stall und kümmere mich“, sagt die Oeynhauserin. Noch einmal möchte Birgit Runkel allerdings kein Pferd kaufen. Denn wohl keines könnte jemals an ihren langjährigen Wegbegleiter herankommen. Da ist sie sicher. Sie hofft, dass sie ihren treuen Freund noch möglichst lange an der Seite haben darf.

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