„Zu klein, zu wenig Angebote“? Blomberger Nahkauf-Leiter entsetzt über Gutachten

Blomberg. Wird der Nahkauf an der Barntruper Straße in Blomberg in absehbarer Zeit schließen? Diese Frage besorgter Kundinnen und Kunden hören Marktleiterin Olga Bich und ihr Chef Richard Maul in diesen Tagen oft. Und sie haben eine deutliche Antwort darauf: Nein! Schließungsabsichten bestehen ganz und gar nicht - im Gegenteil, es gibt Pläne für die Zukunft: &bdquo;Wir werden unseren Markt im Januar umbauen“, gibt Besitzer Maul bekannt.

Es ist ein Bericht über ein von der Stadt Blomberg in Auftrag gegebenes Nahversorgungsgutachten, der die Kundschaft verunsichert und den Einzelhändler verärgert: In ihrem Gutachten kommt die Diplom-Geografin Katharina Staiger von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) aus Köln, wie berichtet, zu dem Ergebnis, der Blomberger Nahkauf sei mit 700 Quadratmetern zu klein und könne das Angebot nicht erfüllen. Langfristig drohe die Versorgung im Norden der Stadt zusammenzubrechen, meint Staiger - und rät, den Markt an anderer Stelle neu aufzubauen und zu vergrößern.

Falsche Zahlen, falsche Schlüsse Richard Maul schlägt angesichts dieser Vorschläge die Hände über dem Kopf zusammen. Denn die Schlüsse, die die Expertin aus dem fernen Köln gezogen hat, sind aus seiner Sicht in vielerlei Hinsicht falsch oder nicht nachvollziehbar. Angefangen bei der Verkaufsfläche seines Marktes über die Bewertung des Sortiments bis hin zu der Option eines Neubaus.

Der Supermarktstandort an der B1 hat Tradition: Vom Interkauf, über einen Rewe bis hin zum Nahkauf gibt es an dieser Stelle bereits seit rund einem halben Jahrhundert ein Einkaufsangebot. Marktleiterin Olga Bich ist seit 30 Jahren hier beschäftigt und weiß, wie wichtig der Markt für Kunden aus den Wohngebieten Bexten, Steinkuhle und Gergerloh, aber auch aus der Kernstadt ist. Viele Schülerinnen und Schüler aus dem nahen Schulzentrum zählen zu den Kunden, ebenso wie Durchreisende - und Berufstätige: Der Nahkauf ist der einzige Markt in Blomberg, der bis 22 Uhr geöffnet hat.

Die Lage an der Bundesstraße ist günstig, ein strategisch gut gelegenes Grundstück für einen Neubau dagegen nicht in Sicht. Das wäre aber womöglich auch gar nicht nötig, denn Richard Maul hat, nachdem er den Supermarkt viele Jahre gepachtet hatte, das Gelände an der Barntruper Straße inklusive der ehemaligen Gaststätte &bdquo;Ulmeneck“ in unmittelbarer Nachbarschaft im Jahre 2021 gekauft.

Grundstück könnte überplant werden 3700 Quadratmeter umfasst das Grundstück, das er überplanen könnte. Die alte Gaststätte dient derzeit einem der Schützen-Rötter als Versammlungsort, das Obergeschoss nutzt Maul als Lagerfläche. Und wer weiß, vielleicht übernimmt einer seiner Söhne, die beide ebenfalls im Lebensmitteleinzelhandel tätig sind, irgendwann einmal das Blomberger Objekt und entwickelt den Standort weiter.

Aktuell jedenfalls ist Richard Maul mit seinem Angebot bestens zufrieden und fühlt sich von den Kunden bestätigt. Seine Verkaufsfläche betrage nicht 700, wie von der Gutachterin behauptet, sondern mehr als 800 Quadratmeter. Er führt durch die Regalgänge und deutet auf rund 25 Sorten Ketchup oder Speiseöl und zig verschiedene Mehlpackungen: &bdquo;Wir haben hier zum Teil ein weitaus größeres Angebot als die Discounter.“

Seit er den Laden nach einem kurzen Intermezzo seines Vorgängers, der das Geschäft in nur zwei Jahren an den Grund wirtschaftete, vor gut sieben Jahren wieder übernommen und umgebaut hat, ist einiges geschehen: Das Sortiment wurde zu einem Vollversorger ausgebaut, die Bäckerei Engel betreibt im vorderen Bereich ein Café mit kleiner Terrasse, dazu gibt es eine Poststelle und eine Abteilung mit regionalen Lebensmitteln sowie im Außenbereich eine DHL-Packstation.

&bdquo;Nie hat sich die Stadt gemeldet“ Der 62-Jährige ist seit 33 Jahren als selbstständiger Kaufmann tätig, hat sich auf die Nahversorgung spezialisiert, hatte zwischenzeitlich elf Nahkauf-Märkte in der Region und ist seit 20 Jahren in Blomberg aktiv. Was ihn besonders wurmt: &bdquo;In der ganzen Zeit ist die Stadt nie auf uns zugekommen und hat mal gefragt, wie es läuft, oder Unterstützung angeboten.“ Stattdessen werde sein Nahkauf in dem Gutachten schlecht geredet - und die Rede sei nun von einem Discounter in Istrup und einem 24-Stunden-Shop für die Ortsteile.

Da muss der erfahrene Marktleiter doch gewaltig die Stirn runzeln, denn er ist überzeugt, dass ein Discounter auf dem Dorf mangels Kundenpotenzial wohl nicht realisierbar ist. Und einen &bdquo;Walk-In Store“ ohne Personal, in dem der Kunde auf einer Verkaufsfläche von unter 50 Quadratmetern sieben Tage die Woche rund um die Uhr bargeldlos einkaufen gehen könnte, habe er schon vor zwei Jahren in Istrup errichten wollen. Er führte Gespräche mit dem Ortsvorsteher und einem Architekten. Ohne Erfolg. Ob das von der Stadt beauftragte Gutachten nun wohl mehr bewirkt?

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