Barntrup. Es war seit Jahren ein Schandfleck mitten in der Stadt. Nun soll das ehemalige Hotel Lippischer Hof in der Mittelstraße 9 zu einer Senioren-Wohngemeinschaft umgebaut werden. Investor ist Matthias Kowal, 58, freischaffender Architekt aus Berlin mit Barntruper Wurzeln.
"Glücklicher Zufall"
Dass der Lippische Hof und Architekt Matthias Kowal zusammenkamen, sei ein glücklicher Zufall gewesen, sagt Barntrups Bürgermeister Jürgen Schell. Er traf den Investor beim 90. Geburtstag von Kowals Vater. Schell: „Ich bin sehr froh, dass dieses Niemands-Objekt, das bislang ein großes Sorgenkind im Barntruper Stadtbild war, nun zu neuem Leben erwacht." Die Kaufverträge, bei denen Banken, Investor und Verwaltung gut zusammengearbeitet hätten, seien im Mai unterschrieben worden.„Ich kenne das Gebäude noch aus meiner Kindheit. Es ist geschichtsträchtig und war mal ein sehr schönes Objekt mit Restaurantbetrieb im Erdgeschoss und Hotelzimmern im Obergeschoss", erinnert sich Kowal, der seine Schulzeit in Barntrup und hier nach dem Abitur auch seinen Zivildienst machte.
Spezialität des Architekten sind Sanierungen – und saniert werden muss der Lippische Hof von Grund auf, wenn das in der Praxis entstehen soll, was auf dem Reißbrett bereits geplant ist. Kowal: „Komplett barrierefrei mit Fahrstuhl sollen im Gebäude auf 500 Quadratmeter Wohnfläche zwölf Zimmer entstehen. Jeweils zwei Zimmer teilen sich ein Bad. Küche, Speiseraum, Fernsehzimmer und Außenterrasse sind geplant. Das gesellschaftliche Leben wird in diesen Gemeinschaftsräumen stattfinden – eben genauso, wie man das von einer Wohngemeinschaft in jungen Jahren auch kennt."
Aber bis dahin ist es ein weiter Weg – sowohl durch umfangreiche Baumaßnahmen als auch zu beantragende Fördermittel. Bei den Baumaßnahmen „müssen wir bis in die Statik des Hauses eingreifen", erklärt der Architekt und nennt beispielhaft den vom Hausbock stark geschädigten Dachstuhl im Anbau und die etwa 100 Jahre alten, erneuerungsbedürftigen Holzbalken. Auf der anderen Seite sei das Gebäude aber für die spätere Nutzung als Senioren-Wohngemeinschaft aufgrund seiner Vergangenheit als Hotel mit Aufteilung in einzelne Zimmer und Gemeinschaftsräume wie den Speisesaal im Erdgeschoss ideal geeignet. „Ich hatte mir zuvor zwei andere Objekte in Barntrup angesehen, die aber nicht in Frage kamen, weil sie zu klein oder zu verbaut waren", erklärt Kowal, der derzeit im Schratweg in Barntrup barrierefreie Einzel-Wohnungen baut.
Die Idee zu der Wohngemeinschaft für Senioren bringt der Architekt aus Berlin mit, wo ein auch in Barntrup tätiger Pflegedienst bereits zwei Senioren-WGs betreut. Das Architektur-Studium hatte ihn in die Hauptstadt geführt, wo er im Stadtteil Charlottenburg mit Blick auf die Spree und vis-à-vis vom Schloss Charlottenburg sein Architekturbüro betreibt.
Bis zum eigentlichen Baubeginn wird es aber noch einige Zeit dauern, denn – so Kowal – „es müssen zunächst Fördermittel beantragt werden, ohne die eine Renovierung in dieser Größenordnung nicht möglich ist". Ende 2017 sei ein realistischer Zeitpunkt für die ersten Arbeiten. Bei aller Arbeit – Matthias Kowal freut sich auf sein neues Bauprojekt: „Das ist die Wohnform der Zukunft. Niemand ist gern im Alter allein. Es gibt doch nichts Besseres, als mit Gleichgesinnten gemeinsam zu kochen und Dinge zu unternehmen. Das normale Pflegeheim hat ausgedient."