Das letzte Haus in NRW steht in Dudenhausen

Barntrup-Alverdissen . Drei Höfe, fünfzehn Einwohner und eine Mühle – das sind die Eckdaten von Dudenhausen, dem wohl kleinsten Dorf Barntrups. Linkerhand auf dem Weg von Alverdissen ins niedersächsische Aerzen in einem Tal gelegen, fällt auf den ersten Blick das gepflegte Fachwerk typisch lippischer Bauernhöfe auf. Abseits der &bdquo;Hamelner Chaussee“ scheint hier im &bdquo;Drei-Gemeinden-Eck“ Barntrup, Aerzen und Extertal die Zeit stehengeblieben zu sein.

Genau dieses Gefühl schätzt Ludwig Cramer (85). Er ist Besitzer der Dunschen Mühle, dem definitiv letzten Gebäude auf Barntruper Boden. Die Grenze zu Niedersachsen führt direkt neben seinem Küchenfenster entlang. Jeden Tag fährt der frühere Unternehmer von seinem Wohnort Aerzen zur ehemaligen Korn- und Zementmühle, die er 1988 mit seiner Frau Barbara erwarb. &bdquo;Wir haben bis dahin immer Urlaub an der Ostsee gemacht“, erinnert sich der Fabrikant, dessen Betrieb nun von Sohn Jens geführt wird und der Holzteile für Fitnessgeräte fertigt. Nachdem Ludwig Cramer die Immobilienanzeige &bdquo;Haus mit Teichen zu verkaufen“ gelesen und die seinerzeit stark sanierungsbedürftige Mühle noch am selben Abend besichtigt hatte, gestaltete sich die Fahrt in den Familienurlaub deutlich kürzer. &bdquo;Es sind sieben Kilometer von uns bis zur Mühle“, weiß Cramer, der die Strecke in- und auswendig kennt – ebenso wie die Geschichte der Mühle.

1694 wurde das heutige Fachwerk-Mühlengebäude auf den Grundmauern einer noch älteren Wassermühle gebaut. &bdquo;Hier auf dem Grundstück laufen drei Gewässer zusammen: die Dudenhauser Quelle, der Dewesiek und die Humme“, beschreibt Cramer den für eine historische Wassermühle idealen Standort. Die Mühle wurde vom letzten Müller Homuth bis 1952 betrieben. Das alte Mühlrad gibt es nicht mehr, ebenso wenig den großen Mühlteich. Dieser war bei Niedrigwasser der drei Flüsschen &bdquo;die Batterie“ der Mühle. Er wurde zugeschüttet, und an seiner Stelle wächst nun das Korn der umliegenden Bauernhöfe. Dennoch kann Cramer ausgiebig das tun, was ihm so viel Freude bereitet: die Ruhe genießen – mit Blick auf Wasser.

Neun Teiche gehören zur Mühle &bdquo;Zur Mühle gehören immer noch neun Teiche“, beschreibt der Mühlenbesitzer das Umfeld, das er mit dem Kauf von kleineren Stücken Land über die Jahre auf heute zweieinhalb Hektar Grund vergrößerte. Einige 100 Quadratmeter davon erhielt Cramer durch sogar Zufall. &bdquo;Vor wenigen Jahren wurde in Aerzen eine Flurbereinigung durchgeführt, und die Ingenieure haben am oberen großen Teich eine Woche lang vermessen, ohne einheitliche Ergebnisse“, erinnert sich Cramer. Schließlich habe man der Mühle und damit auch Barntrup und dem Land Nordrhein-Westfalen Boden zugeschlagen.

Ein &bdquo;Zuschlag“ ganz anderer Art gehört ebenfalls zur Mühle: Von den Nachbarn stets so bezeichnet, ist der Zuschlag ein Biotop, ein ehemaliger Teich, der mit Bäumen zuwuchs. Diesen erwarb Cramer ebenfalls.

&bdquo;So habe ich immer gut was zu tun“, sagt der Pensionär und lacht. Die Tiere – Gänse und Schafe – versorgt er selbst. Neben Pflegearbeiten an Haus und Grundstück fordern auch die mit Forellen und Karpfen besetzten Teiche immer wieder seine Aufmerksamkeit. Wasserläufe müssen freigehalten, Schlamm muss entfernt werden. Aber über alle Arbeit hinaus findet Ludwig Cramer immer noch Zeit dafür, ein wenig die Seele baumeln lassen an seinem Lieblingsplatz am oberen großen Teich.

Geschichte Die &bdquo;Dunsche Mühle“ hat eine bewegte Geschichte. 1599 erlaubte Graf Simon von Lippe Hermann Kixmüller den Bau einer Wassermühle. Wenig später erwarb Müller Hans Bödeker das Gebäude. Seine Nachfahren ließen die Mühle abreißen und errichteten 1694 das noch heutige Gebäude. 1837 erwarb Leopold Pape die Mühle, erweiterte die Schrot- und Sägemühle zur Zementmühle und baute Ringöfen zum Steinebrennen. Das Gestein eines nahen Steinbruchs wurde zu &bdquo;Dudenhauser Roman-Cement“ vermahlen, der unter anderem in der Rintelner Weserbrücke verwendet wurde. Im 20. Jahrhundert wurde die Mühle an Müller Schnüll verkauft und von dessen Tochter und Mann Hermann Homuth bis 1952 betrieben.

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