Ein Barntruper Baum mit langer Geschichte

Barntrup-Dudenhausen. Nicht nur das letzte Haus Barntrups , sondern auch der vermutlich älteste Baum Lippes steht in dem kleinen, zu Barntrup gehörenden Dorf Dudenhausen. Es ist die so genannte Grenzeiche, ein Naturdenkmal. Die alte Stieleiche steht seit mehr als 500 Jahre zusammen mit dem dazugehörigen Grenzstein an der Landesgrenze von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen – früher Lippe/Hannover – und hat jede Menge erlebt.

&bdquo;Für ihr Alter ist die Stieleiche aus dem 16. Jahrhundert verhältnismäßig klein geblieben", erklärt Jörg Westpfahl (56), der seit 1994 für den Artenschutz beim Kreis Lippe zuständig ist. Der Gartenbauingenieur kennt die besonderen lippischen Bäume, die in einer Datenbank erfasst sind, sozusagen persönlich. &bdquo;Aber auf die Geschichte dieses Baumes machte mich tatsächlich erst ein Baumfachmann, ein sogenannter Dendrologe, aufmerksam", sagt Westphal, der sich daraufhin genauer mit dem von Eisenstäben gestützten Baum beschäftigte. Verwunderlich sei, dass diese Stützstäbe anders als bei anderen Bäumen nicht überwachsen, sondern nach so vielen Jahren immer noch sichtbar sind. &bdquo;Das lässt darauf schließen, dass dieser Baum sehr, sehr langsam wächst", mutmaßt Westphal und schiebt das auf die kargen Bodenverhältnisse.

Im Verhältnis zu mächtigen Kirchhof-Linden schreibt dieses &bdquo;hässliche Entlein" unter den Naturdenkmal-Bäumen aber dennoch Geschichte. Denn in früheren Zeiten war die an der Grenzeiche vorbei nach Hameln führende Straße belebt – mehr noch als heutzutage. Sie war als alte Heerstraße eine der wichtigsten Verkehrsadern. Eigentlich sollten die Reisenden auf dieser Straße unter dem Land- und Königsfrieden sicher sein. Aber es gab immer wieder Zwischenfälle. Die Lipper raubten von den Hannoverschen und umgekehrt.

Bluttat vom Hägerholz Eine Begebenheit, die &bdquo;Bluttat vom Hägerholz" ging in die Geschichte ein. Der 19-jährige Friedrich Oberlohe aus Uhlental nahe Sonneborn soll am 11. Juni 1773 im &bdquo;Holze überm Bruche" nahe der alten Eiche einen Weinhändler aus Frankfurt von seinem Kutschbock gestoßen und so &bdquo;mörderisch zugerichtet" haben, dass diesem in Aerzen der Schädel aufgebohrt werden musste und der Reisende erst 18 Wochen später zurückreisen konnte. Die Tat wurde gesühnt: Friedrich Oberlohe wurde am 1. März 1774 auf dem Berkeler Totenberg, einem Gerichtsplatz nahe der Ortschaft Groß Berkel, enthauptet.

Zeit ihres Lebens eine Kämpferin, wird die Grenzeiche vermutlich auch den derzeitigen Klimawandel mit langen Trockenzeiten besser überstehen als so manch anderer Baum. Das vermutet Förster Thomas Fritzemeier vom Landesverband Lippe, in dessen Besitz die Grenzeiche steht: &bdquo;Eichen haben, anders als Buchen und Fichten, eine lange Pfahlwurzel und sind auch bei sinkendem Grundwasserspiegel trockenresistenter." Gerade an kleineren Höfen habe man Stieleichen gepflanzt, denn sie hielten nicht nur die Witterung vom Bauernhaus ab, sondern boten mit ihren Eicheln auch dem Vieh Nahrung.

Eine weitere besondere Eiche wächst gar nicht so weit entfernt von der Grenzeiche im Uhlental 4 in Sonneborn. &bdquo;Dieser Baum ist ein klassischer Hofwächter, sehr schön gewachsen, quasi ein Casper David Friedrich-Baum", schwärmt Westphal, der aber über die Geschichte der Uhlentaler Eiche, die auch immerhin rund 300 Jahre alt und ein Naturdenkmal ist, ebenso wenig Informationen hat wie die Uhlentaler Bürger.

Bäume als Naturdenkmäler Weit über 2.500 Bäume genießen wie die Dudenhauser Grenzeiche im Kreis Lippe die höchste Schutzkategorie als Naturdenkmal. Den Überblick über die Bäume bietet eine Datenbank. &bdquo;Wir als Naturschutzbehörde haben uns an die Datenbank der Straßenbauer angedockt, in der ohnehin alles Straßenbegleitgrün erfasst ist", erläutert Jörg Westphal. In der Naturdenkmalliste sind Eichen und mächtige Linden, wie sie oft an Kirchhöfen gepflanzt wurden, ebenso erfasst wie weniger spektakuläre Bäume: Kiefern oder Baumhasel. Auch Exoten wie Mammutbäume und Ginkgo sind naturdenkmalgeschützt in Lippe zu finden.

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