„Meine Lieblingsecke in Bad Salzuflen“: Ein Baum, in dem man Tanzen kann

Bad Salzuflen/Wülfer-Bexten. Wie lange genau die Tanzlinde an der Bextener Straße schon steht, weiß niemand. &bdquo;Es wird von 500 Jahren ausgegangen“, sagt Karl-August Schulze. Fest steht: Wohl noch im 19. Jahrhundert wurde an dem Baum regelmäßig getanzt. &bdquo;Das hat mir meine Großmutter berichtet“, sagt der 75-Jährige, der sich als stellvertretende Vorsitzender des Heimatvereins Bexten intensiv mit dem Baum befasst hat. Keine Frage: Für ihn ist es seine Lieblingsecke in Bad Salzuflen. In diesem Teil unserer Serie soll es um diesen Baum gehen.

Seit Jahrhunderten prägt die eindrucksvolle Linde gegenüber der Bextener Straße 12 das Ortsbild. Mit einem Stammumfang von mehr als sechs Metern und einer Höhe von rund 25 Metern gilt sie als Naturdenkmal und als das wohl bedeutendste Wahrzeichen des Dorfes. &bdquo;Sie war mal Teil des Amtsmeierhofs zu Bexten“, sagt Schulze. Den Hof als Ganzes gibt es schon lange nicht mehr – die Linde schon.

Mit ihr ist Schulze aufgewachsen. Bis heute lebt er direkt gegenüber in dem Haus, das seine Großeltern in den 1920er-Jahren gebaut haben.

Alle Teile der LZ-Serie &bdquo;Meine Lieblingsecke“ finden Sie hier.

Die besondere Form lässt auf eine sogenannte &bdquo;Stufenlinde“ schließen – eine Baumform mit in Etagen gezogenen Ästen, die ursprünglich für Tanz- und Feierzwecke genutzt wurde, berichtet Schulze. Zahlreiche mündliche Überlieferungen – etwa vom Spielmann Lappenbusch um 1610 oder von Dorfbewohnern, unter anderem seiner 1877 geborenen Großmutter – belegten, dass unter und sogar &bdquo;in“ der Linde musiziert und getanzt wurde. &bdquo;Spuren eines einst eingebauten Tanzbodens sind heute noch sichtbar, ebenso wie die charakteristische Dreistufigkeit der Äste“, sagt Schulze.

Heiliger Baum Bereits im Mittelalter und besonders in der germanischen Zeit habe die Linde als heiliger Baum gegolten, gewidmet der Göttin Freya – Symbol für Fruchtbarkeit, Schutz und Gemeinschaft. Der Tanzboden in der ersten Aststufe war den Menschen geweiht, und so wurde die Linde auch in Bexten zum Ort des Feierns. &bdquo;Die zweite Stufe war übrigens den Göttern und Asen gewidmet, die dritte den Dämonen“, sagt Schulze und lacht.

Trotz ihres hohlen Stammes – ein natürlicher Vorgang bei alten Linden – sei der Baum vital, denn sogenannte Innenwurzeln versorgen ihn weiterhin mit Nährstoffen, so Schulze. Regelmäßig schauen Baumpfleger bei dem Naturdenkmal vorbei.

Zur 950-Jahr-Feier Bextens im Jahr 1986 wurde die alte Tradition symbolisch wiederbelebt: &bdquo;Eine Kapelle spielte, und es wurde darunter getanzt“, erinnert sich Schulze. Zu diesem Anlass wurde auch ein Gedenkstein an dem Baum aufgestellt, der an die erste urkundliche Erwähnung Bextens im Jahre 1036 erinnert.

Zwei Bänke und ein Parkplatz Auch zwei Bänke befinden sich unter dem Baum, und ein paar Meter weiter ist ein provisorischer Parkplatz, der dem vorbeifahrenden Autofahrer erlaubt, anzuhalten und ein Foto zu machen. An dem Baum hat sich übrigens auch schon der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder ablichten lassen, der in Bexten aufgewachsen ist und dort offiziell 2011 zum 975-jährigen Bestehen Bextens vor Ort war, wie Karl-August Schulze berichtet.

Haben Sie auch eine Lieblingsecke in Bad Salzuflen, die Sie gerne in der LZ vorstellen möchten? Dabei kann es sich um eine Kneipe, eine Grünfläche, eine Straße oder ein Gebäude handeln – entscheidend ist lediglich, dass die Lieblingsecke öffentlich zugänglich ist. Schicken Sie eine E-Mail an skienscherf@lz.de und schreiben Sie in den Betreff: Lieblingsecke.

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