Die Sonneborner haben ihr eigenes Bier

Barntrup-Sonneborn. &bdquo;Die nächste Rast ist bei 72." Wenn Braumeister Dominik Fröse, mit 29 Jahren vermutlich der jüngste Braumeister Lippes und ein echtes Barntruper Kind, dies sagt, so ist er auf der &bdquo;Spur des Bieres" und dabei ganz sicher nicht auf der Überholspur der Autobahn. Ganz im Gegenteil. Das Jubiläumsbier, das er vor wenigen Tagen zusammen mit Dennis Kühn, dem Inhaber der &bdquo;DennEr"-Brauerei in Sonneborn, gebraut hat, wird Zeit haben, sehr viel Zeit. Nach dem Brautag wird es fünf Wochen reifen, bis es, wenn die Corona-Lage weiter entspannt bleibt, in einem Event vor Ort ausgeschenkt oder alternativ über örtliche Geschäfte vermarktet wird.

Der &bdquo;Arbeitstitel" für das Jubiläumsbier ist bis dato &bdquo;Sonneborner Hell" – &bdquo;wobei die Sonneborner Vereine dabei das letzte Wort haben", betont Dennis Kühn. Er hatte die ehemalige Röhr-Brauerei in Sonneborn vor viereinhalb Jahren aus der Zwangsversteigerung übernommen und stellt seitdem unter dem Namen &bdquo;DennEr" sein feines, nach Bio-Richtlinien gebrautes Bier her. 99 Brautage hat der als Hobby-Brauer gestartete kaufmännische Angestellte bereits in Sonneborn absolviert. Der Hundertste ist dem Spezial-Jubiläumsbier gewidmet.

"Biertechnische" Weltreise

Tausend Liter des einmaligen Gerstensaftes werden an diesem Tag produziert. Hergestellt wird ein obergäriges Bier, vergleichbar mit Weizen oder Kölsch. Braumeister Fröse legt dabei Wert auf Genauigkeit. Fröse ist in Sonneborn aufgewachsen, hat am Barntruper Gymnasium sein Abitur gemacht und im Anschluss bei der Strate-Brauerei in Detmold das Brauhandwerk gelernt.

Nach einem Abstecher in eine norddeutsche Brauerei und seiner Meisterprüfung, die er in Bayern ablegte, hat er sich &bdquo;biertechnisch" auf Weltreise begeben. &bdquo;Ich habe in den vergangenen vier Jahren in Europa, den USA, in Japan und Taiwan gearbeitet und dort Brauereien eingerichtet", beschreibt er seine Tätigkeit. Wie ruhig mutet dagegen der Brautag in Sonneborn an – fernab von der Hektik des Alltags im idyllisch hinter dem Sportplatz gelegenen Brauhaus mit den stilechten Kupferkesseln ...

&bdquo;Um 8 Uhr heute früh haben wir begonnen – nein, eigentlich gestern Abend schon – und 800 Liter Wasser auf 55 Grad aufgeheizt", beschreibt Dennis Kühn den Ablauf des Brautages. Im Anschluss wird die Gerste – ein Import mit Bioland-Siegel aus dem bayrischen Bamberg – vor Ort im eigenen Mahlwerk geschrotet und direkt in den großen kupferfarbenen Braukessel gegeben. Ein Rührwerk sorgt für stetige Bewegung.

Timing und Genauigkeit

Ab diesem Zeitpunkt ist der Blick auf die Uhr wichtig, denn stufenweise wird die Mischung auf 63, 67, 72 und schließlich 78 Grad erwärmt. &bdquo;Diese Temperaturstufen müssen über eine bestimmte Zeit gehalten werden. Das ist die sogenannte Rast", erläutert Braumeister Fröse.

Hierbei sind Timing und Genauigkeit gefragt, denn auf gar keinen Fall darf die Mischung über 80 Grad heiß werden, denn &bdquo;dann gehen die Enzyme kaputt, die dafür sorgen, dass die Stärke aus dem Malz zu Zucker wird", erläutert Fröse. Eine Schöpfkelle, aus dem Kessel entnommen, zeigt: Derzeit ist das künftige Jubiläumsbier vom beliebten alkoholhaltigen Getränk noch weit entfernt. Es riecht und schmeckt eher wie Vollkornbrot. Gegen Mittag kommt der Läuterbottich zum Einsatz. Hier wird die Maische &bdquo;gefiltert" bis zur klaren Flüssigkeit, die dann &bdquo;Würze" heißt. Für das ausgefilterte Getreide, den &bdquo;Treber", hat Dennis Kühn dankbare Abnehmer: &bdquo;Die rauwolligen Pommerschen Landschafe unseres Nachbarn, eine vom Aussterben bedrohte Schafrasse, freuen sich über das Futter."

Während sich die vierbeinigen Rasenmäher schon laben können, muss der Bierfreund weiter Geduld haben. &bdquo;Bis der Alkohol in die Würze kommt – das dauert noch", sagt Braumeister Fröse. Im nächsten Schritt gibt er den Hopfen – &bdquo;natürlich aus der Hallertau in Bayern" – zu, und nun, da die Enzyme ihre Arbeit getan haben, kocht er das Gebräu 90 Minuten lang auf 100 Grad.

Danach ist dann wieder reichlich Geduld gefragt, denn bevor die Hefe hinzukommt, die schließlich Alkohol und Kohlensäure ins Bier bringt, muss die Flüssigkeit auf exakt die &bdquo;hefeverträgliche" Temperatur abgekühlt werden – in diesem Fall 17 Grad.

&bdquo;Jetzt haben wir schon so etwas wie Bier", erklärt Dennis Kühn, betont aber gleichzeitig: &bdquo;Schmecken tut das noch nicht, dieses Jungbier." Erst nach einer Lagerzeit, die er in einer Selbstverpflichtung auf rund fünf Wochen beziffert, wird er den Sonnebornern, Gästen und Kunden das Jubiläumsbier kredenzen.

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