Barntrup. Zugegeben, sie sehen schon etwas abgefahren aus - die Velomobile, wenn sie überraschend schnell in meist knallbunten Farben über die Straßen fegen. Mit entsprechendem Dach könnte der unkundige Passant glatt denken, das Fahrzeug wäre ohne Fahrer unterwegs. Doch echte Kenner schätzen diese Art der Fortbewegung, die eine ganze deutschlandweite Gruppierung vereint. Auch anschauen möchten die Fahrer ihre Schätze gern und haben so im vergangenen Jahr fleißig entsprechende Kalender gekauft, deren Verkaufserlöse nun an das Westfälische Kinderdorf übergeben worden sind. In grün und weiß kommen die drei Velomobile von Stefan Hegger, Brigitte Stammschröer und Fritz Horsthemke auf den Hof des Westfälischen Kinderdorfes gesaust. Elegant eingeparkt öffnet sich kurze Zeit später das abnehmbare Dach mit kleinem Guckloch und heraus schälen sich die Fahrer der Fahrzeuge. Knapp zwei Meter sei er groß, verriet Stefan Hegger und beantwortete damit auch gleich die Frage nach der Nutzbarkeit der aus Liegedreirädern entwickelten Räder. Über einen weiteren Vorteil freuten sich die drei Sportler, die aus Kalletal und aus Willebadessen angereist waren: Die Fahrer bleiben auch bei Regen komplett trocken. Bis zu 100 Kilometer pro Stunde Das Fahren eines Velomobils sei die effizienteste Art der Fortbewegung, waren sich die drei einig. Bei gleicher Kraft des Fahrers sei das Velomobil 30 bis 50 Prozent schneller als ein Rennrad. Auf vertrauter und abfallender Strecke könnten locker Geschwindigkeiten von mehr als 100 Kilometer pro Stunde erreicht werden, auf gerader Fläche auch gern bis zu 90 Kilometer pro Stunde. Grund dafür sei neben dem geringen Gewicht von rund 20 Kilogramm vor allem die aerodynamische Form des Gefährts, sagte Stefan Hegger. Fahrrad seien sie und ihr Mann schon immer gern gefahren, sagte Brigitte Stammschröer, früher auch mal mit dem Tandem. „Ich war am Ende des Tages nach einer Radtour eigentlich immer vollkommen erledigt, mir tat alles weh und ich konnte mich im Grunde nur noch hinlegen zum Schlafen. Das ist mit dem Velomobil vollkommen anders.“ Die Sitze seien gemütlich wie Fernsehsessel. Der Kopf könne in einer bequemen Position verweilen und auch die Arme seien entspannt am Lenkrad platziert. „Ich fand die Velomobile früher immer total scheußlich, aber jetzt fahren wir nichts anderes mehr“, sagte Stammschröer. Den Beweis dafür lieferten sie jüngst im vergangenen Jahr – da ging es mit den Velomobilen für acht Wochen von Zuhause aus ans Nordkap. „7000 Kilometer haben wir zurückgelegt und auch problemlos unser Gepäck inklusive Zelt, Schlafsäcke und Kocher mitnehmen können.“ Vor sechs Jahren hatten Brigitte Stammschröer und ihr Mann Fritz Horsthemke die Idee, einen Kalender herauszubringen, der verschiedene Velomobile vor verschiedenen Hintergründen auf der ganzen Welt zeigt. Und von Beginn an fließt die durch die Kalenderverkäufe erwirtschaftete Spendensumme direkt an das Westfälische Kinderdorf in Barntrup. „Darüber freuen wir uns sehr“, sagte Kinderdorfleiterin Heike Krietenstein, die in diesem Jahr die Summe von 5115 Euro entgegennehmen durfte. „Wenn es für sportliche Zwecke eingesetzt werden könnte, das wäre natürlich toll“, sagte Stammschröer. Angesichts der zahlreichen Wünsche der Kinder nach neuen Fahrrädern dürfte dieser Wunsch wohl in Erfüllung gehen.