Blomberger spekuliert mit fremder Viertelmillion: Bank offenbart Sicherheitslücke

Kreis Lippe. Einen Grund, sich der Berufungsverhandlung vor dem Landgericht bewusst zu entziehen, hat der bereits geständige Angeklagte eigentlich nicht, dennoch bleibt der Platz neben seinem Verteidiger Dr. André Pott aus Detmold am Mittwochmorgen überraschend leer. Weil der Mandant nicht zu erreichen ist, hat das Gericht nicht viel Spielraum. Am Ende erlässt die Vorsitzende Richterin Katharina Schikowski auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl.

Dabei hatte der 35-jährige Angeklagte aus Blomberg vor zwei Wochen bereits zum zweiten Mal in einer Hauptverhandlung selbstbewusst eingeräumt, per Lastschriftverfahren über eine Aktien-App mit einer Viertelmillion spekuliert zu haben, die er eigentlich gar nicht besaß. Der involvierten Münchner Bank, die das Geld bereitwillig vorgestreckt hatte, war im August 2022 erst nach ein paar Tagen aufgefallen, dass das Konto des Kunden überhaupt nicht gedeckt war. Es kam zur Anzeige - und dann in diesem Sommer zum Prozess vor dem Amtsgericht Detmold.

War es jetzt Betrug oder nicht? Den Freispruch in erster Instanz wollte die Staatsanwaltschaft Detmold daraufhin nicht hinnehmen, aus Sicht der Ermittlungsbehörde geht es schließlich ganz klar um (Computer-)Betrug, auch wenn das sehr auf Vetrauen basierende Geschäftsmodell in der Börsen-App durchaus Sicherheitslücken aufweist. &bdquo;Im Supermarkt liegt die Ware auch freizugänglich rum, trotzdem stiehlt man sie nicht“, nennt Staatsanwalt Björn Heidberg als Beispiel.

Während beim ersten anberaumten Prozesstermin in der Berufung vor zwei Wochen ein wichtiger Zeuge der betroffenen Münchner Bank fehlte, konnte das Gericht nun ohne Angeklagten erst recht nicht weitermachen. Auch der Versuch, den 35-Jährigen am verschneiten Mittwochmorgen durch die Polizei vorführen zu lassen, scheiterte. &bdquo;Die Beamten konnten ihn an seiner Wohnanschrift nicht antreffen“, sagte die Richterin.

Dennoch nutzte die Kammer die Zeit, den extra aus München angereisten Bankmitarbeiter zumindest rein informatorisch zu befragen. Staatsanwalt Björn Heidberg schien das Prozedere an sich nicht so ganz fassen zu können. &bdquo;Sind Sie denn wahnsinnig?“, fragte der Staatsanwalt. Dass solche Summen einfach überwiesen werden, sei doch ein gefährliches Geschäftsmodell. &bdquo;Wer trägt da das Risiko?“

Münchner Bank räumt Sicherheitslücke ein Nach Aussage des Zeugen sollen die in der App kooperierenden Partner, die Münchener Bank und der entsprechende Online-Broker, gleichermaßen den entstandenen Schaden tragen. Offenbar soll der Blomberger nicht der einzige gewesen sein, der sein Glück mit der Aktienapp und fremden Geld einfach mal herausfordern wollte. &bdquo;Wir hatten dieses Betrugsbild gerade zu der Zeit relativ häufig“, sagte der Bankmitarbeiter. &bdquo;Natürlich haben wir seitdem nachgebessert.“

Zum damaligen Zeitpunkt sei es jedoch durchaus möglich gewesen, sich einfach per Lastschrift Summen in stolzen Größenordnungen vorstrecken zu lassen. &bdquo;Hätte man in die Überweisung rein theoretisch auch zwei Millionen eintragen können?“, fragte Verteidiger Dr. André Pott ungläubig. &bdquo;Ja, theoretisch wäre das möglich gewesen“, antwortete der Zeuge. Nun will das Gericht zum nächsten Verhandlungstermin die größtenteils in München sitzenden Zeugen per Videovernehmung zuschalten, um Ressourcen zu schonen. Neben der betroffenen Bank soll auch die kooperierende Vermögensverwaltung befragt werden.

Wann der Prozess weitergehen kann, steht noch nicht fest. Sollte der Angeklagte keinen guten Grund für sein Fehlen nachweisen können, bleibt der Haftbefehl aufrecht erhalten.

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