Bald Ende einer unendlichen Geschichte: Noch warten nackte Wegweiser in Blombergs Altstadt

Blomberg. Sie sind rostbraun und schweigsam, 2,40 Meter hoch, 80 Zentimeter breit. 15 Stelen aus Alublech, überzogen mit graffiti-resistenter glänzender Folie, sind seit einigen Wochen über die Straßen in der Altstadt verteilt - immer dort, wo es historisch Interessantes zu sehen gibt im Stadtbild. Hier sollen in den nächsten Wochen Plexiglasflächen mit Fotos, Texten und QR-Codes angebracht werden, die Besucher über die Besonderheiten und Historie der Nelkenstadt informieren. Ein Prototyp steht vor dem Alten Amtsgericht.

Neue Hinweisschilder für den Stadtrundgang sind überdies bereits aufgestellt, nun folgt der Rest des Marketingkonzeptes an markanten Punkten.

Damit scheint etwas endlich gut zu werden, was schon sehr lange währt, sagt Bürgermeister Christoph Dolle. &bdquo;Als ich 2020 ins Amt kam, da hat mein Vorgänger Klaus Geise mir das Thema übergeben“, berichtet das Stadtoberhaupt. &bdquo;Und es schien auch schon sehr weit fortgeschritten zu sein, da dachte ich nämlich noch: Da bin ich gerade frisch gewählt und kann schon einen schicken Stadtrundgang einweihen.“ Es sollte anders kommen.

Das Ganze hat seinen Ausgang schon deutlich früher genommen: Zum großen Stadtjubiläum 2008 hatte der Heimatverein Blomberg die Geschichtszeichen als Hinweisschilder in der Stadt erarbeitet. &bdquo;Das war damals unser Beitrag zum Stadtjubiläum“, sagt Historiker Dr. Heinrich Stiewe. Doch mittlerweile haben die Zeichen sehr gelitten, der Bauhof hat sie bereits vor Monaten abräumen lassen, sagt Oliver Lippert vom Bauamt.

Stelen passen zum neuen Erscheinungsbild Als der Heimatverein damals die Geschichtszeichen initiierte, gab es noch keinen Versuch, ein einheitliches Erscheinungsbild, eine sogenannte Corporate Identity, für die Stadt zu entwickeln.

Doch 2014 schrieb Blomberg Marketing einen Wettbewerb aus und holte dafür Masterstudenten im Bereich Architektur und Innenarchitektur der TH OWL ins Boot. Sie sollten unter Leitung von Professor Martin Ludwig Hofmann genau diese Corporate Identity entwickeln .

Dabei kamen unter anderem die prägenden Farben Terrakotta und Sand heraus, die seit 2015 Flyer, Infobroschüren und den Internetauftritt von Blomberg Marketing prägen. Seit 2018 nutzt der Verein das neue Logo der Nelkenstadt: Eine sandfarbene Nelke auf dem rostroten Hintergrund, und nun findet diese sich auf den Stelen wieder.

Denn das war bisher das Problem: Das so genannte Corporate Design, also das einheitliche Erscheinungsbild der Nelkenstadt als Marke, hat sich bis jetzt nicht im Straßenbild niedergeschlagen, und genau das ändert sich nun.

Viele Köche rühren im Topf &bdquo;Hier haben eine Menge Menschen Gehirnschmalz hineingesteckt“, sagt Christoph Dolle mit einem kleinen Stoßseufzer, denn einfacher wird es nicht, wenn sehr viele Leute bei einer Sache mitwirken. Im Boot waren nicht nur Vertreter der Stadtverwaltung und Blomberg Marketing, sondern auch die Stadtführer und natürlich der Heimatverein Blomberg.

Allen voran Historiker Dr. Heinrich Stiewe, der die Texte verfasst hat, teilweise nach Vorarbeit von Stadtarchivar Dieter Zoremba, etwa bei der Geschichte der Nelkenzucht. &bdquo;Das war wirklich eine lange Geschichte und ein langes Hin und Her“, sagt auch er, die Texte mussten mehrfach gekürzt und an das Layout angepasst werden. Die lange Version ist dann über den QR-Code im Internet hinterlegt. Mittlerweile hat die Blomberger Firma Axel von Hagen im Siebdruckverfahren die Texte und Bilder auf Plexiglasplatten aufgebracht, die in den kommenden Wochen angebracht werden.

&bdquo;Jetzt fehlen uns noch die Willkommensstelen an den wichtigsten Parkplätzen, also am Wohnmobilhafen hinter der Schießhalle, an der Diekmannstraße, der Alten Meierei und am Pideritplatz“, erläutert Oliver Lippert. Zusätzlich soll es dort auch noch einige im Dreieck aneinander gestellte Hinweistafeln mit Stadtplan und allgemeinen Informationen auf Deutsch, Englisch, Niederländisch und Französisch geben, darüber hinaus auch hinter dem Rathaus gegenüber dem asiatischen Restaurant.

Umstrittene Standorte Bleibt die Frage der Standorte. &bdquo;Ich habe mich auch über den einen oder anderen gewundert, weil es an einigen Stellen nicht mehr gut funktioniert, ein Haus ohne die Stele zu fotografieren“, sagt Dr. Heinrich Stiewe. Auch die am Niederntor hätte er sich nicht gerade in der Weinberggasse gewünscht.

Bürgermeister Christoph Dolle weiß selbst, dass nicht jeder Platz bei allen auf Gegenliebe stößt, beispielsweise der Standort am Alheyd-Brunnen auf dem Marktplatz. &bdquo;Aber es galt, einfach viele verschiedene Belange zu berücksichtigen.“ Die Sichtachse vom Brunnen zum Rathaus sollte nicht gestört werden, auch die Gäste im Außenbereich des Restaurants sollten sie ebensowenig genau vor der Nase haben wie die Geschäftsleute im Kurzen Steinweg auf der anderen Straßenseite. &bdquo;Es ist eine Lösung mit sehr vielen Kompromissen, aber wir sind froh, wenn alles fertig ist.“

Billig ist der Spaß übrigens nicht: Allein die ersten 15 Stelen kosten pro Stück 1800 Euro. Der Großteil wird über Fördermittel aus dem Städtebauentwicklungskonzept vom Land bezahlt.

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