Endlich blüht was: Wie die Nelken ein Comeback in Blomberg erleben

Blomberg. Die Stadt der Nelken will ihr blumiges Erbe mit einer frischen Pflanzaktion wiederbeleben. Bisher sind in der Nelkenstadt eben diese namensgebenden Blumen nämlich Mangelware. Jetzt sollen an vielen Stellen in der Innenstadt Nelken blühen. Für den Erfolg will die Stadt auch Bürger und Geschäftsleute mit an Bord holen und hofft auf eine rege Beteiligung. Ende Mai wird das Ergebnis der Offensive dann für jedermann sichtbar sein.

Immer wieder hätten Bürger in der Sprechstunde über die fehlenden Nelken im Stadtbild geklagt, erzählt Bürgermeister Christoph Dolle im LZ-Gespräch. Auch bei Blomberg Marketing seien die Nelken für die Nelkenstadt immer wieder Thema gewesen. Jetzt soll sich etwas tun. &bdquo;Wir als Stadt wollen dafür sorgen, dass vom Pideritplatz über den Marktplatz bis zum Groene Plaats Nelken an allen markanten Stellen in der Innenstadt zu sehen sind“, erklärt Dolle. In den Straßenzügen dazwischen wünscht sich der Bürgermeister eine rege Beteiligung von Geschäftsleuten und Anwohnern. &bdquo;Wir machen das Angebot an alle und hoffen darauf, dass sich viele Bürger bereit erklären, die Pflege zu übernehmen und mitzumachen.“

Geplant sind laut den Plänen der Stadtverwaltung zudem vier neue Blühbeete im Nelkenpark entlang des Gehweges, diese sollen unter anderem mit Nelken bepflanzt werden. Diese Beete dienen als Blickfang am Stadtentrée, wo bereits die Riesennelke auf die Geschichte der Nelkenstadt hinweist. Auch vor dem Kulturhaus Alte Meierei, wo die Geschichte der Nelken ihren Anfang nahm, und wo eine Stele über das bedeutende florale Erbe informiert, werden Nelken gepflanzt.

Partnerschaft mit Geschäften Die Verantwortung für die Pflege der nicht ganz einfachen Nelkenpflanzen soll an Geschäftsleute und Anwohner übertragen werden - ob das klappt? Bei anderen Pflanzaktionen habe das immer sehr gut funktioniert, erwidert Dolle.

An zwei Markttagen im April haben die Bewohner der Innenstadt die Möglichkeit, kostenfrei Nelken zu erhalten. Diese können sie dann vor ihren Häusern pflanzen, um die Innenstadt zusätzlich zu verschönern.

Abschließend werden die Schmuckbeete am Martiniturm und auf dem Pideritplatz erneuert und erhalten einen großen Anteil an Nelken, heißt es. Die Orte wurden bewusst ausgewählt, denn die Nelke ist sehr wählerisch, braucht einen sonnigen Standort und mag keine Nässe. Ob die Nelken im Nelkenpark auch zurechtkommen, der Efeu hatte es ja bekanntlich schwer, dort Fuß zu fassen, bleibt noch abzuwarten.

Wer hingegen auf eine Nelkenpracht am Weinberg gehofft hat, der hofft vergebens: Ende Oktober vergangenen Jahres wurden etwa 13.000 Narzissen-Zwiebeln auf insgesamt 128 Metern entlang des Weinberges gepflanzt. Und warum keine Nelken? &bdquo;Der Pflegeaufwand ist einfach zu hoch und der Südhang ist nicht der geeignete Standort für diese Pflanzenart“, hatte Fachfrau Sabine Köhne damals in einer Mitteilung erklärt.

&bdquo;Wir machen jetzt den Anfang und wenn Anwohner und Geschäftsleute mitmachen, dann haben wir einen tollen Effekt“, ist sich Dolle sicher. Nachhaltigkeit ist Dolle besonders wichtig, schließlich hat die Stadt kein Geld zu verschenken. &bdquo;Wir finanzieren die Nelkenaktion aus den bereits vorhandenen Töpfen für die Grünpflege der Stadt. Es wird nicht an einer anderen wichtigen Stelle gespart, um die Nelken zu finanzieren“, ist dem Bürgermeister wichtig zu erwähnen. Zudem wird der Fokus auf mehrjährigen Pflanzen liegen - nicht überall, aber überall da, wo es sinnvoll ist. &bdquo;Damit die Nelke dauerhaft auch in der Nelkenstadt zu sehen ist.“

Warum ist Blomberg eigentlich die Nelkenstadt? Blomberg, oft &bdquo;Blomberg de Bloeme“ genannt, trägt seine Geschichte als Blumenstadt nicht nur im Namen. Die Bedeutung der Nelke für Blomberg ist tief in der Geschichte der Stadt verwurzelt.

Bereits im 13. Jahrhundert gegründet, verdankt die Stadt ihren Namen wahrscheinlich Bernhard III. zur Lippe, der eine Blume im Wappen führte. Doch erst im 19. Jahrhundert erlangte Blomberg durch die Nelkenzucht von Christian Valentin Ulrich Freiherr von Ulmenstein Bekanntheit. Dieser wirkte als schaumburg-lippischer Drost (heute: Verwalter) mit Amtssitz auf der Burg Blomberg. Von Ulmenstein, der 1805 die Zucht als Hobby begann, konnte nicht ahnen, dass seine Leidenschaft für Nelken die Stadt prägen würde. Bis zu seinem Tod züchtete er etwa 40 Sorten. An der Stelle steht heute die Alte Meierei. Mehrere Stelen erinnern an die blumige Historie der Stadt.

Der Stadtdiener Friedrich Vöchting, der 13 Jahre lang von Ulmensteins Mitarbeiter im Gärtnerbetrieb war und ihn bei der Nelkenzucht unterstützte, führte diese nach seinem Tod weiter und erweiterte sie. 1875 ging die Nelkenzucht dann an den aus Katlenburg stammenden Kunst- und Handelsgärtner Carl Gronemann, dem es gelang, die Nelkenzucht dank seiner Fachkenntnisse, seinem Fleiß und Organisationstalent im großen Stil auszubauen.

Durch Samenaustausch unter anderem mit England und Amerika erweiterte er das anfängliche Sortiment. Die Pflanzen und Samen - mittlerweile stolze 1700 Sorten - verkaufte er in alle Welt und schickte jährlich rund 8000 Verkaufskataloge in deutscher, englischer und französischer Sprache bis nach Russland, Japan und Amerika. So wurde Blomberg auch international als Nelkenstadt bekannt.

Die Blütezeit der Nelkenzucht erreichte ihren Höhepunkt, als selbst Fürsten und Könige Blombergs Gärten besuchten und Nelkensorten für ihre Hofgärten bestellten. Gronemanns Erfolg spiegelte sich in hohen Auszeichnungen und dem Titel des Hoflieferanten wider. Insgesamt blühten alljährlich bis zu 25.000 Pflanzen, davon zirka 10.000 in Blumentöpfen zur Samengewinnung. Die restlichen Blumen blühten auf dem freien Land, heißt es in der Broschüre zur Geschichte der Nelkenzucht in Blomberg, die die Stadt herausgegeben hat.

Doch der Erste Weltkrieg brachte die Nelkenzucht zum Erliegen. Obwohl Gronemann den Betrieb nach dem Krieg wieder aufnahm, starb er 1933, ohne dass die Zucht ihre frühere Größe wiedererlangte. Seine Tochter hielt die Gärtnerei bis in die 1960er-Jahre am Leben, doch dann war die Ära der Blomberger Nelkenzucht vorüber.

Heute sorgen Nelkenkönigin, Nelkenblitz und Nelkenweg dafür, dass die Erinnerung an die blühende Vergangenheit wach bleibt. Die &bdquo;größte Nelke der Welt“, eine bei Blombergern umstrittene Stahlskulptur, ziert den Stadteingang und symbolisiert die Geschichte der Stadt.

Nicht zu vergessen ist Hermann Vöchting, Sohn des Nelkenzüchters Friedrich Vöchting und bedeutender Botaniker, der Blombergs Ruf als Stadt der Wissenschaft festigte. Ihm zu Ehren trägt das örtliche Gymnasium bis heute seinen Namen.

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