Blomberg will Hausärzte mit einer Finanzspritze in die Großgemeinde locken

Blomberg. Die hausärztliche Versorgung auf dem Land wird zu einem immer größeren Problem. Die Ärzte arbeiten teilweise bis ins hohe Alter an der Belastungsgrenze und nicht selten darüber hinaus, weil einfach keine Nachfolger zu finden sind. Auch der lippische Südosten ist davon betroffen. Lügdes Bürgermeister Torben Blome sprach kürzlich sogar von einem drohenden Gesundheitskollaps (die LZ berichtete). Und auch die Blomberger machen sich Sorgen, wie es weitergeht. Deswegen hat sich die Stadt gemeinsam mit der Ärzteschaft vor Ort nun ein Förder- und Anreizkonzept überlegt, um neue Hausärzte für Blomberg zu gewinnen. Sie wollen Mediziner mit einer Finanzspritze in die Großgemeinde locken . Doch zunächst muss der Rat in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 27. Februar, dafür grünes Licht geben.

Die Situation in den Blomberger Hausarztpraxen werde immer herausfordernder, weiß Bürgermeister Christoph Dolle aus den Gesprächen mit den Medizinern. Immer mehr Ärzte würden altersbedingt aufhören und die Anlaufstellen somit weniger werden. Schon jetzt gebe es im Mittelbereich Blomberg, zu dem auch Lügde und Schieder-Schwalenberg gehören, eine hausärztliche Unterversorgung von etwa zehn Prozent, wie den Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung zu entnehmen ist. &bdquo;Im Moment hat Blomberg noch eine gute und funktionierende Struktur an Praxen“, sagt Dolle. In anderen Kommunen könnten gar keine Ärzte mehr eingestellt werden, weil es die Praxen überhaupt nicht mehr gebe. So weit soll es in Blomberg gar nicht erst kommen. Deswegen will die Stadt frühzeitig entgegensteuern.

Bis zu 90.000 Euro Förderung von der Stadt Übernimmt ein Arzt eine freie Stelle im Gebiet der Großgemeinde Blomberg, soll er dafür eine Förderung von 40.000 Euro erhalten. &bdquo;Diese Unterstützung ist an die Erwartung geknüpft, dass die jungen Ärztinnen oder Ärzte mindestens fünf Jahre in Blomberg bleiben“, erklärt der Bürgermeister. Für diejenigen, die sich niederlassen und eine Praxis gründen oder übernehmen, gibt es zudem einen weiteren Anreiz: Eine Förderung von weiteren 50.000 Euro soll den Einstieg erleichtern. Das Geld muss nicht für bestimmte Investitionen ausgegeben werden. Beide Förderungen gelten für jeweils maximal zwei Stellen.

Finanzielle Unterstützung für Ärzte gibt es bereits durch das Hausarztaktionsprogramm (HAP) des Landes Nordrhein-Westfalen. Aus Landesmitteln werden bei einer Praxisübernahme oder einer neuen Niederlassung bis zu 60.000 Euro als nicht rückzahlbarer Zuschuss bereitgestellt. Zusätzlich mit der Förderung der Stadt könnte ein Hausarzt, der sich in Blomberg niederlässt, also eine Finanzspritze von bis zu 150.000 Euro erhalten.

Blomberger Ärzte stellen Arbeitsplätze bereit Dolle hebt die große Unterstützung durch die Blomberger Ärzte hervor, die sich aktiv in das Anreizkonzept einbringen und ganz konkret Arbeitsplätze für eine Festanstellung, aber auch die Möglichkeiten einer Gemeinschaftspraxis bis hin zur Möglichkeit der Übernahme einer Bestandspraxis anbieten würden. Der Bürgermeister berichtet, dass solch ein Anreizkonzept nicht neu sei und auch in anderen Städten schon angeboten werde.

&bdquo;Mir war es schon wichtig, dass das, was wir vorhaben, nicht in den Bereich der Wettbewerbsverzerrung geht“, führt Dolle im Gespräch mit der LZ weiter aus. Daher habe er unter anderem Rücksprache mit dem Städte- und Gemeindebund, der Bezirksregierung und der Kassenärztlichen Vereinigung gehalten. Die Ärzteschaft würde ein solches Konzept jedoch nicht als Konkurrenz, sondern als Entlastung sehen, wie er dabei erfahren habe.

Auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) bestätigt auf Anfrage der LZ, dass solche Anstrengungen der Kommunen möglich sind, um ihre Attraktivität für die Ärzteschaft zu erhöhen. Zugleich seien für junge Ärztinnen und Ärzte, die sich für eine Niederlassung interessieren, aber auch die sogenannten weichen Faktoren entscheidend, erklärt Stefan Kuster, Pressesprecher der KVWL. Wichtig sei zum Beispiel, ob in einer Ortschaft eine moderne Infrastruktur vorhanden ist mit ausreichend geeigneten Praxisräumen zu bezahlbaren Konditionen, Baugrundstücke, eine gute Anbindung an den ÖPNV, Kinderbetreuungsangebote und Jobmöglichkeiten für den Partner. Dies seien Aufgabenfelder insbesondere für die Kommunen.

Hilfe bei der Suche nach Wohnungen oder Grundstücken Dem ist sich Blombergs Bürgermeister durchaus bewusst. Deswegen solle das Unterstützungspaket der Stadt Blomberg auch nicht nur einen finanziellen Anreiz bieten. Für junge Familien gibt es zusätzliche Unterstützung bei der Kinderbetreuung. &bdquo;Die Stadt stellt bei Bedarf einen Kita- sowie einen Schulplatz im Stadtgebiet zur Verfügung“, sagt Dolle. Zudem helfe die städtische Immobilien- und Grundstücksverwaltung bei der Suche nach geeigneten Wohnungen oder Grundstücken, um eine schnelle Integration in die Stadt zu ermöglichen. &bdquo;Unser Standort ist besonders für Ärztinnen und Ärzte interessant, die eine gute Work-Life-Balance suchen“, erklärt der Bürgermeister mit Hinblick auf die seiner Ansicht nach idealen Lebensbedingungen.

&bdquo;Aber auch die KVWL unternimmt enorme Anstrengungen zur Sicherstellung der ambulanten Versorgung“, erklärt der Pressesprecher und macht auf das Förderverzeichnis der KVWL aufmerksam. Dies sei eine Art Frühwarnsystem, mit dem die KVWL aufzeigen kann, in welchen Gemeinden sich in naher Zukunft Probleme bei der ärztlichen Versorgung entwickeln könnten. Wichtige Indikatoren dafür seien die Altersstruktur und der Versorgungsgrad der Mediziner vor Ort. Auch Blomberg steht auf dem Förderverzeichnis.

Blomberg steht auf dem Förderverzeichnis der KVWL Ärzte, die sich in den im Förderverzeichnis geführten Städten und Gemeinden niederlassen möchten, können beim Vorstand der KVWL einen Antrag auf besondere Maßnahmen zur Unterstützung stellen. So können sie beispielsweise Darlehen zum Praxisaufbau oder zur Praxisübernahme und Förderungen für die Einrichtungskosten erhalten. Insgesamt habe der KVWL-Vorstand bereits mehr als 380 Förderungen über das Förderverzeichnis genehmigt, berichtet Kuster. Allein im Jahr 2024 seien so rund 2,8 Millionen Euro zur Sicherung der ambulanten ärztlichen Versorgung investiert worden.

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