Kinderarzt Kuhlmann schließt für Kassenpatienten: Wie steht es um die Versorgung in Lemgo?

Lemgo. Die Lage bei der medizinischen Versorgung von Kindern in Lemgo könnte sich schon bald verschärfen. Kinderarzt Dietrich Kuhlmann wird seine Praxis im Hornschen Weg für Kassenpatienten schließen und in Zukunft nur noch Privatpatienten behandeln. &bdquo;Ende März gebe ich meinen Kassentitel zurück", berichtet der Arzt im Gespräch mit der LZ.

Auf die genauen Hintergründe für seinen Rückzug will der Mediziner zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genauer eingehen, da diese &bdquo;zu vielfältig, um sie kurzfristig zu besprechen", seien. Er nennt aber &bdquo;persönliche und arbeitstechnische Gründe". Auch sein Alter spiele eine gewisse Rolle: &bdquo;Ich mache das schon seit 30 Jahren. Man wird auch nicht jünger."

Patienten brauchen neuen Arzt Viele seiner Patienten beziehungsweise deren Eltern müssen jetzt eine Alternative finden. &bdquo;Die suchen jetzt andere Kinderärzte. Einige haben schon wen gefunden, andere aber noch nicht. Es ist nicht so einfach", so Kuhlmann weiter. Manche seien auch bei Allgemeinmedizinern untergekommen.

Auf einen neuen Kinderarzt in Lemgo können die Patienten wohl erst mal nicht hoffen. &bdquo;Es ist nicht zu erwarten, dass es einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gibt", sagt Kuhlmann. Er selbst sei seit etwa drei Jahren auf der Suche gewesen. Jetzt nur noch Privatpatienten zu behandeln, sei nicht sein ursprünglicher Wunsch gewesen, doch die Entscheidung stehe fest. &bdquo;Ich habe jetzt den Entschluss gefasst und bin damit auch ganz glücklich", so der Mediziner weiter.

Versorgungslage unklar Und wie steht es nun um die Versorgungslage in Lemgo? Dazu kann die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) keine genauen Angaben machen. Denn die Bedarfsplanung für Fachärzte, zu denen auch die Kinderärzte gehören, wird auf Kreisebene durchgeführt, nicht aber für die einzelnen Kommunen. &bdquo; Im Kreis Lippe sind derzeit 22,75 Kinderärzte tätig (Vollzeitäquivalente), der Versorgungsgrad liegt bei 101 Prozent", erklärt dazu KVWL-Pressesprecher Daniel Müller. Demnach könnten sich bereits jetzt weitere Kinderärzte im Kreis niederlassen. In Lemgo praktizieren zurzeit noch die Kinderärzte Dr. Günter Menge und Holger Wiemers.

Auch zu den Aufnahmekapazitäten der verbleibenden Lemgoer Praxen liegen der KVWL &bdquo;derzeit keine Erkenntnisse vor". Nur in Ausnahmefällen dürften Ärzte neue Patienten ablehnen. &bdquo;Andererseits ist – von Notfällen oder besonderen rechtlichen Verpflichtungen abgesehen – auch die Ärztin beziehungsweise der Arzt frei, eine Behandlung abzulehnen - genauso wie Patientinnen und Patienten das Recht haben, empfohlene Untersuchungs- und Behandlungsmaßnahmen abzulehnen", so Müller weiter.

Viele Ärzte älter als 60 Jahre Ein Grund für eine solche Entscheidung könne beispielsweise sein, dass die Kapazitäten der Praxis vorübergehend ausgeschöpft sind. &bdquo;Dies ist bedauerlich, aber je mehr Patientinnen und Patienten ein Arzt beispielsweise über seine Praxiskapazitäten hinaus aufnimmt, desto weniger Zeit wird er auch für den einzelnen Patienten und seine Versorgung haben", erläutert Müller. Die KVWL würde es in einem solchen Fall begrüßen, wenn sich die Ärztinnen und Ärzte untereinander abstimmen und die Patienten bei der weiteren Suche unterstützen.

Laut Müller ist eine kinderärztliche Versorgung am Wohnort zwar &bdquo;wünschenswert", ein Rechtsanspruch darauf bestehe allerdings nicht. Auch könne er keine Prognose darüber abgeben, wie viele Kinderärzte in Lemgo und Lippe in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen werden. Zwar seien etwa 33 Prozent der Kinderärzte bereits über 60 Jahre alt, doch eine Altersbeschränkung habe der Gesetzgeber im Jahr 2008 abgeschafft.

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