Blomberg. Phoenix Contact will 600 Stellen abbauen - möglichst sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen. Das hat das Unternehmen seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf einer Betriebsversammlung in Blomberg vergangene Woche bekannt gegeben. Am Montagmittag, 24. März, gab es nun die erste offizielle Stellungnahme des Unternehmens.
Phoenix Contact erklärt in einer Pressemitteilung, seine lokalen Wertschöpfungsketten in den Kernländern des globalen Wachstums - also in China, Indien und USA - auszubauen, um sich zukunftsorientiert aufzustellen. Damit reagiert das Unternehmen eigenen Angaben zufolge auf die anhaltende Schwäche der deutschen Industrie als auch auf die geopolitischen Spannungen.
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Der Auftragseingang zu Anfang des Jahres 2025 habe sich zwar positiv entwickelt, dennoch werde Phoenix Contact die verändernden Markt- und Wettbewerbsbedingungen vorausschauend in seine Planungen mit einfließen lassen. Das Unternehmen hat laut Pressemitteilung seine Langzeitstrategie den veränderten Bedingungen angepasst und Maßnahmen entwickelt, die seine finanzielle Unabhängigkeit sichern und seine Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig verbessern.
„In diesem Zusammenhang hat die Geschäftsführung von Phoenix Contact verschiedene Maßnahmen zur Effizienzsteigerung ergriffen, die auf Kostensenkung, Fertigungsprozesse, Produktportfolio und Administration zielen", wird Ulrich Leidecker, Mitglied und Sprecher der Geschäftsführung von Phoenix Contact, zitiert. „Ebenfalls haben wir bereits erste Schritte eingeleitet, um unsere Wertschöpfung zu regionalisieren."
600 Stellen sind betroffen
„In Anbetracht der langfristigen Veränderungen in den globalen Lieferketten geht das Unternehmen ebenfalls von Kapazitätsanpassungen von rund 600 Stellen in verschiedenen Unternehmensbereichen vorrangig am Standort Blomberg in den nächsten Jahren aus", heißt es in der Pressemitteilung.
„Gemeinsam mit den Arbeitgebervertretern haben wir ein Programm mit verschiedenen Maßnahmen entwickelt, von dem wir glauben, dass es eine Perspektive für alle Kolleginnen und Kollegen ist. Unser Ziel ist es, einen Stellenabbau so sozialverträglich wie möglich umzusetzen und die Beschäftigung kurz-, mittel- und langfristig zu sichern", wird Uta Reinhard, Vorsitzende des Betriebsrates am Standort Blomberg, zitiert.
„Jetzt ist es wichtig, dass alle, die das Angebot bekommen, das auch wirklich für sich prüfen." In Verhandlungen sei ein Paket mit verschiedenen Maßnahmen, wie einem internen Arbeitsmarkt, einem Freiwilligenprogramm mit Bausteinen wie Altersteilzeit, früherer Renteneintritt und individuelle Arbeitszeitabsenkung als Teilzeit-Angebot erarbeitet worden. „Wir sind fest entschlossen, durch diese Angebote betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden - sie wären das letzte Mittel, wenn die angebotenen Lösungen nicht im erforderlichen Maße angenommen werden", erklärt Leidecker weiter.
Wie geht es weiter?
„Trotz der aktuellen Herausforderungen ist Phoenix Contact mit seinem Produktportfolio für die Elektrifizierung und Vernetzung aller Sektoren von Wirtschaft und Infrastruktur bereits jetzt gut aufgestellt", wird Leidecker mit Blick auf die zukünftige Entwicklung zitiert. „Die globalen Aktivitäten hierzu treiben die Investitionen in unseren Zielmärkten voran. Unsere Ausrichtung hinsichtlich der All Electric Society hat weiterhin Bestand."
Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland sei keine klassische konjunkturelle Krise, sondern zeige eine grundsätzliche Veränderung der geopolitischen Strukturen. „Internationalität ist ein wichtiger Treiber für das Wachstum. Als Unternehmen werden wir auf die wirtschaftlich wie geopolitisch herausfordernde Situation eingehen müssen", erklärt Leidecker.
Perspektivisch gehe das Unternehmen von zunehmend protektionistisch gelenkten Regionen aus mit den beiden Wirtschaftsräumen USA und China sowie Europa in der Mitte. „Die Auswirkungen spüren wir bereits länger", so Leidecker. „Investitionen in Deutschland sind deutlich gehemmt oder werden umgelenkt auf die Regionen Nordamerika und Asien. Durch die Politik der neuen US-Regierung, insbesondere mit der Einführung von Zöllen, sehen wir die Entwicklung getrennter Wirtschaftsräume nicht nur bestätigt, sondern deutlich verschärft. Der Wettbewerbsdruck in Europa wird sich hierdurch erheblich verstärken."