Leben für die Politik: Blombergs FDP-Ratsherr Hans-Adolf Albrecht hört nach 36 Jahren auf

Blomberg. Natürlich hat es andere gegeben. Vor ihm und neben ihm. Aber wenn die Blomberger FDP in den vergangenen 36 Jahre ein Gesicht hatte, dann das von Hans-Adolf Albrecht. Kein großer Mann, schlohweißes Haar, markanter Schnauzbart, freundliche Augen und eine tiefe Stimme, immer bereit, sich einzusetzen. Der langjährige Fraktionschef der Liberalen im Blomberger Rat ist nur ein bisschen älter geworden, vielleicht ein wenig schmaler. Mit 77, so sagt er, muss mal Schluss sein.

Eigentlich kaum vorstellbar, dass er in der nächsten Wahlperiode nicht mehr im Ratssaal sitzen soll, den alten Kaminvorsprung im Rücken, und meistens mit der letzten Wortmeldung: Die FDP war fast immer die kleinste Partei in diesem Stadtparlament.

Aber was hat ihn eigentlich getrieben, sich überhaupt für die Politik zu engagieren? - &bdquo;Ich habe mich damals über einiges geärgert, ich konnte manche politische Entscheidungen überhaupt nicht nachvollziehen. Und mir war klar: Politik lebt von Kompromissen. Also habe ich mir gesagt: Du musst besser Bescheid wissen.“

Zehn Jahre im Kreistag Als die Albrechts 1971 nach Brüntrup zogen, war Paul Schmidt für die Liberalen im Ort sehr aktiv, und ihm gelang es, Hans-Adolf für die liberale Sache zu gewinnen. &bdquo;Erst habe ich ja für den Kreistag kandidiert, da habe ich von 1979 bis 1989 gesessen.“ Eine Zeit, die ihn geprägt hat, mit Vorbildern wie dem 2014 verstorbenen Lügder Holzfabrikanten Caspar Heinrich Oldemeier oder Julius Müller aus Schwalenberg. &bdquo;Ich habe viel dazugelernt, und ich war ganz froh, erst mal als sachkundiger Bürger mitlaufen zu können.“

Dass er nicht gleichzeitig für den Blomberger Rat kandidiert hat, war nicht seine Entscheidung: &bdquo;Es gab einen Parteitagsbeschluss, dass es keine doppelten Mandate geben sollte.“ Wichtige Entscheidungen wurden damals im Kreistag gefällt, unter anderem die für den Bau des Schiedersees: &bdquo;Es hat mehrere Gutachter gegeben, die warnten und sagten, der See werde auf Dauer verlanden. Und dann fand sich einer, der das nicht sagte.“ Einstimmig haben damals alle Fraktionen im Kreistag das Projekt beschlossen. Hans-Adolf Albrecht schüttelt aus heutiger Sicht den Kopf: &bdquo;Der See hat uns viele Millionen gekostet.“

Mittlerweile ist die Umflut gebaut, und die Versandung somit kein Problem mehr. Andere Themen beschäftigen die Politik bis heute: &bdquo;Das Krankenhausthema hat uns auch schon damals sehr bewegt. Ich kann mich an intensive Diskussionen über die Gründung einer Krankenhausgesellschaft erinnern.“ Längst sind daraus Fakten geworden.

Sechs Jahre als Einzelkämpfer Als Hans-Adolf schließlich vor 36 Jahren für den Blomberger Rat kandidierte, war er auf Anhieb drin. Über mehr als drei Mandate hinaus schaffte es die FDP nie, aber sie spielte oft eine gewichtige Rolle für die Politik in der Nelkenstadt: &bdquo;Es gab zwei Mal eine gelb-rote Koalition“, erinnert er sich. Fünf Bürgermeister hat er miterlebt: Arnold Weber (SPD), Dieter Machentanz (CDU), Dr. Siegfried Pilgrim (SPD), Klaus Geise (SPD) und Christoph Dolle (SPD). Albrecht hat aber auch noch die bittere Niederlage von 1994 vor Augen, als er selbst plötzlich nur noch Einzelkämpfer ohne Fraktionsstatus war und das einst so rote Rathaus plötzlich schwarz-grün regiert wurde.

Das waren sechs harte Jahre für das Ein-Mann-Unternehmen, das Hans-Adolf Albrecht hieß. &bdquo;Das war wirklich eine schwierige Zeit“, sagt der gelernte Kaufmann rückblickend. &bdquo;Ich bin ja wirklich in jeden Fachausschuss gegangen, sonst hätte ich überhaupt nicht wissen können, was los war.“ Akribisch habe er sich auf jede einzelne Sitzung vorbereitet, die umfangreichen Ausschussunterlagen gelesen. Hinzu kam noch die Arbeit im Aufsichtsrat der Sparkasse Blomberg, für deren Selbstständigkeit Albrecht sich immer eingesetzt hat. In mancher Woche kamen allein für das politische Engagement 20 bis 30 Arbeitsstunden zusammen.

Wenn, dann richtig Seine Frau Heike kann ein Lied davon singen: &bdquo;Zu der Zeit, als mein Mann in Hannover gearbeitet hat, war das manchmal wirklich schlimm. Da ist er direkt von der Arbeit in die Ratssitzung gefahren, und ich habe ihn danach gar nicht gesehen.“ Er wirkt ein wenig schuldbewusst: &bdquo;Ich gebe zu, wir haben selbst unseren Urlaub nach dem Sitzungsplan ausgerichtet.“ Aber immerhin haben beide dasselbe Credo verinnerlicht: &bdquo;Wenn wir was machen, dann auch richtig - er in der Politik, sie im kirchlichen Umfeld. Gleichwohl: &bdquo;Ich habe meinen Kindern nicht so viel Zeit gewidmet, wie ich gesollt hätte. Umso mehr Zeit widme ich meinen Enkeln.“

Wenn er was macht, dann also mit ganzem Herzen, vielleicht ist dies auch der Grund, warum Hans-Adolf Albrecht zusätzlich auch noch 20 Jahre Ortsvorsteher war und maßgeblich am Bau des Dorfgemeinschaftshauses in Brüntrup beteiligt war. 25 Jahre war der Vater zweier Töchter Vorsitzender des Gesangvereins, hat gemeinsam mit seiner Heike 30 Chorfahrten organisiert.

Die Verwurzelung im Dorf ist gut, aber mitunter auch ein schwieriger Fall, wenn es um politische Entscheidungen geht. Nur ungern denkt Hans-Adolf Albrecht zurück an die Diskussion um die Istruper Grundschule. &bdquo;Ich stehe nach wie vor zu der Entscheidung, aber manch einer hat mir das übel genommen, auch Menschen, mit denen ich befreundet war.“

Geradlinig, ausgleichend, diplomatisch, bürgernah und sozialliberal: So hat sich das liberale Urgestein in den mehr als drei Jahrzehnten im Blomberger Rat präsentiert. Und eins ist klar: Blombergs Lokalpolitik wird um eine Stimme ärmer, die ganz sicher fehlen wird.

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