Detmold. In die Schönberg-Klänge vom Orchester mischt sich ratternd der Drucker und spuckt ein paar Partiturseiten aus, die druckfrisch auf den Pulten von Dirigent und Musikern landen. Workshop beim Detmolder Kammerochester. Das Kammerorchester (DKO) richtet eine mehrtägige Kompositions-Werkstatt für Oberstufenschüler aus. Ziel sei es, den Jugendlichen über das kreative Hören und den direkten Bezug zum Orchester einen Zugang zur klassischen Musik zu verschaffen, erklärt Venezia Fröscher. Die Orchestergeschäftsführerin und DKO-Musikvermittler Guido Mürmann finden: Komponieren, das Bearbeiten von klassischen Werken ist keine theoretische Expertendisziplin. Fröscher: „So wie Jugendliche einen Rap-Song schreiben können, können sie sich auch mit Klassik befassen.“
„Das ist eine sehr schöne Bearbeitung“, sagt Guido Mürmann, der heute als Dirigent vor dem Orchester steht. Findet William Lepp auch – der Student aus der Orchestrationsklasse von Prof. Fabien Lévy (die Musikhochschule ist Kooperationspartner bei dem Projekt) hat die Bearbeitung des Schönberg-Klavierstücks op. 19 schließlich selbst geschrieben. Allerdings hat er noch ein paar Wünsche an die Musiker. Die Bläser mögen etwas leiser spielen, das Arpeggio der Harfe soll punktgenau ausklingen. Neuer Durchlauf. „Das gefällt mir viel besser“, sagt William Lepp.
Ein paar Schüler, die hinter den Musikern sitzen, nicken zustimmend. Was das Orchester zu Gehör bringt, kennen sie gut. Zum Beispiel die „Prokofjew-Gruppe“, die sich mit der ersten Sinfonie des Komponisten befasst hat. Zusammen mit ihrem Referendar Stefan Hecker – das Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung ist ebenfalls Kooperationspartner – haben Julius Zimmermann und Björn Luchterhandt vom Gymnasium Horn das Werk gehört und analysiert. Und sich dann gemeinsam mit William Lepp mit dessen Bearbeitung befasst. „Ich habe die Fassung für Orchester mit zweifachem Holz für ein Orchester mit einfacher Besetzung im Holz reduziert“, erzählt Lepp. Teils hat er gekürzt, teils die Holzbläser durch andere Instrumente ersetzt.
Nicht alle seiner Lösungen überzeugen die Gymnasiasten auf Anhieb. Die Oboen-Passage, die Lepp ersatzlos gestrichen hat, hätte man doch auch in die Geige verlagern können, finden sie. Gesagt – getan. Das Stück wird umgeschrieben, das Orchester spielt die Stelle – und die Schüler sind enttäuscht. „Unsere Idee hat nicht funktioniert“, räumt Julius Zimmermann ein. Durch ihren Eingriff habe der Einsatz der ersten Geige komplett seine Wirkung eingebüßt. Kommando zurück, Lepps Bearbeitung bleibt unverändert. In diesem Fall.
Genau um diesen kreativen Umgang mit klassischer Musik geht es den Workshop-Machern, wenn sie Schüler aus dem Gymnasium Lage, dem Stadtgymnasium und Leopoldinum Detmold sowie dem Königin-Mathilde-Gymnasium Herford mit abiturrelevanten Kompositionen konfrontieren. Neben Prokofjew und Schönberg stehen Schubert und Strawinsky auf dem Programm. Die Studenten arrangieren die Werke, die Schüler bringen ihre Ideen ein und das Orchester macht die Veränderungen, die die Stücke durch den Eingriff der Schüler erleben, sofort klingend erfahrbar. „Wir findens toll“, resümiert Björn Luchterhandt.
In einem von Mürmann und den Schülern selbst moderierten Abschlusskonzert können alle Interessierten die Workshop-Ergebnisse erleben. Die Musiker, Komponisten und Schüler freuen sich auf regen Austausch mit dem Publikum. Beginn ist am Sonntag, 9. November, um 16 Uhr in der Aula des Grabbe-Gymnasiums.
Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 5 Euro. Familien zahlen pauschal 20 Euro.