Detmold-Diestelbruch. 40 Jahre lang haben Christa und Gerd Schnittger die Gaststätte „Zum Leistruper Wald“ mit Herzblut geführt. Doch nach der vierten Generation im Besitz der Familie ist jetzt Schluss. Es heißt „Lebewohl“ sagen – und das mit gemischten Gefühlen.
 „Hör mal auf mit deinem Aprilscherz“, hatte ein Stammgast noch am Dienstagabend an den langjährigen Wirt appelliert. Mittlerweile müsste dieser kleine Hoffnungsschimmer aber wohl verblasst sein. Mitte der Woche hat die Traditionsgaststätte endgültig geschlossen. Nicht nur bei Diestelbruchern war das Lokal beliebt, auch Vereine von außerhalb trafen sich hier gern und regelmäßig.
 Schweren Herzens haben die Schnittgers sich dazu entschieden, einen Schlussstrich unter das Familienunternehmen zu ziehen. Am Morgen nach der Schließung verraten ihre Gesichter: Dieser Schritt ist ihnen nicht leicht gefallen. Gleichzeitig falle jedoch mit der Aufgabe des Lokals eine große Last von den Schultern der Familie. „Ich werde jetzt 73, da möchte man körperlich etwas kürzer treten. Doch das erlaubt die Selbstständigkeit in der Gastronomie nicht“, erklärt Gerd Schnittger.
 Und nach 40-jähriger Tätigkeit wolle er gerne auch einmal wieder ein Wochenende oder Feiertage wahrnehmen. Denn: Bei dem Familienbetrieb ohne Angestellte sei dies in all den Jahren fast unmöglich gewesen. Seine Frau Christa geht der Abschied sehr nahe, sie ist ebenfalls mit dem Familienbetrieb groß geworden. An den Wänden hängen noch Bilder ihres Urgroßvaters und Großvaters – mit der Schließung endet also eine Ära.
 Dass mit Stefan Schnittger nicht die nächste Generation nachrücke, sei ebenfalls familiären Hintergründen geschuldet. „Mittlerweile bin ich geschieden. Und alleine kann ich den Betrieb nicht aufrecht erhalten. Unter anderen Umständen hätte ich gern weitergemacht“, erklärt der Junior, der seit Jahren in der Gaststätte der Eltern mitwirkt.
 Die Gäste zeigten Verständnis für die Situation der Schnittgers, auch wenn viele der Verlust des langjährigen Dorfmittelpunktes bedrücke, fasst die Familie die Reaktionen zusammen. Für den Rückhalt sind die Schnittgers dankbar. Die Gaststätte „Zum Leistruper Wald“ war seit jeher ein Treffpunkt für Vereine, legendär sei vor allem der alljährliche Frühschoppen am 1. Mai gewesen. Dieser soll aber auch in diesem Jahr stattfinden – und zwar am Feuerwehrgerätehaus. Was darüber hinaus passiert, stehe noch in den Sternen.
 Ein Pächter, der das Lokal wiedereröffnen könnte, ist nach Angaben der Wirtsfamilie nicht in Sicht. „Das Ausgehverhalten innerhalb der Gesellschaft hat sich sehr verändert. Es ist nicht leicht, jemanden zu finden, der sich des Risikos annehmen will und zuverlässig ist“, sagt Gerd Schnittger. Somit bleibt die Gaststätte bis auf weiteres geschlossen.