Detmold. Public Viewing soll es zur Fußball-Europameisterschaft wieder in Detmold geben. Dazu möchte die Stadt das Rosental zeitweise sperren. Die Politik findet das nicht gut und favorisiert Public Viewing eher auf dem Kronenplatz. Die Entscheidung fällt aber die Verwaltung allein.
Zwischen 10. Juni und 10. Juli findet die EM in Frankreich statt. Ein Veranstalter möchte dazu im Rosental Public Viewing auf dem Platz vor dem Landestheater anbieten und die Spiele der deutschen Mannschaft übertragen. Im Rosental gab es auch 2014 zur Fußballweltmeisterschaft Public Viewing, das sehr gut angenommen worden war. Den Kronenplatz hält der Veranstalter für weniger geeignet.
Frank Hilker, Erster Beigeordneter und Kämmerer, stellte das Projekt dem Ausschuss für Bürgerservice und Ordnung vor. Es sei noch sehr früh. Ein abgestimmtes Sicherheitskonzept gebe es aktuell noch nicht und daher sicherlich Fragen der Politik, die bald erst geklärt würden. „Aber eine Stadt wie Detmold sollte zu einem Ereignis wie einer Fußball-EM natürlich Public Viewing anbieten. Daran hat die Bevölkerung auch ein berechtigtes Interesse", so Hilker.
Mit der Stadtverkehrsgesellschaft und der Polizei sei abgeklärt worden, wie es sich mit einer zeitweisen Rosental-Sperrung verhalte. Denn: In dem Zeitraum wird der Willy-Brandt-Platz wegen Umbauten gesperrt sein und die Neustadt zeitweise voll gesperrt. Da die deutschen Spiele – bis auf eine Ausnahme – aber eher spät stattfinden, sei ohnehin mit einem geringen Verkehrsaufkommen zu rechnen und nicht davon auszugehen, dass zu diesen Zeiten das Rosental zur Entlastung von Leopold-, Wotan- oder Paulinenstraße benötigt werde. Weil es um eine Verkehrs-Frage gehe, kann die Verwaltung die Entscheidung zum Public Viewing im Rosental selbst fällen. Hilker sagte, ihm sei ein Votum der Politik aber wichtig.
Etwas Freudewär schon schönVon Sven KochPublic Viewing zu einer Fußball-EM oder WM muss es in einer Stadt wie Detmold geben. Im Rosental ist es 2014 gut gelaufen. Der zentrale Platz hat Charme, auch wenn dafür das Rosental zeitweise gesperrt werden muss. – Was soll’s, es wird ja eh dauernd gesperrt.Lange hat Detmold neidisch nach Lemgo geschaut, wo es Public Viewing seit Jahren gibt – zur EM auf dem Platz am Langenbrücker Tor. Daher hätte sich die Politik positiver geben können und sagen: „Prima, dass wir das haben." Detmolds Äquivalent wäre der Kronenplatz. Gewonnen wäre etwas mehr Übersicht und Ruhe im Zentrum, wenn dort Rudel-Fußballgucken stattfände. Aber viele Gastronomen bieten in der Fußgängerzone ebenfalls Public Viewing an. Laut ist es also eh, spätestens beim Korso. Und auch auf dem Kronenplatz müsste die Stadt sich um die Dinge kümmern, die die CDU aufgezählt hat.Das fiel im Ausschuss nicht so euphorisch aus, wie der Beigeordnete vielleicht erwartet hatte (siehe weiterer Text). Die Kritik der Politik werde in die Entscheidungsfindung einfließen, sagte Hilker. Klar sei: „Der Veranstalter wird ein Sicherheitskonzept vorlegen, das vor dem Hintergrund der generellen Entwicklung der Sicherheitslage bis zum Sommer zu beurteilen sein wird." Ein Augenmerk werde auf dem Einsatz eines Sicherheits- und Sanitätsdienstes liegen. Weiter müssten Toiletten zur Verfügung stehen. Das Veranstaltungsgelände werde umzäunt. Es gebe Einlasskontrollen. Eintritt werde nicht verlangt. Es werde mindestens ein Mitarbeiter der Ordnungsbehörde anwesend sein, um mit dem Veranstalter und der Polizei jeweils die Einhaltung der Auflagen zu überprüfen und um schnell reagieren zu können.
Eine Umfrage auf LZ.de und auf Facebook unter den Detmoldern ergab eine Tendenz zum Rosental, aber der Kronenplatz fand ebenfalls Befürworter.
CDU und andere halten Kronenplatz für geeigneterDetmold (sk). Das Rosental als Austragungsort für Public Viewing zur Fußball-EM gefällt der Politik mehrheitlich nicht. Sie hält den Kronenplatz für geeigneter. Das Rosental werde ohnehin oft genug gesperrt.Vor allem die CDU führte zahlreiche Argumente gegen das Rosental in die Diskussion. Stephan Grigat stellte fest: „Das Rosental ist eine Straße. Es ist kein Veranstaltungsplatz." CDU-Fraktionschef Jörg Thelaner erklärte im Fachausschuss zudem, dass die Stadt ohne Zweifel sehr viel Arbeit mit einem Public Viewing an so zentraler Stelle haben werde. „Public Viewing finden wir grundsätzlich gut", sagte er, „aber es ist so: Wir reden im besten Fall über sieben Spiele der deutschen Mannschaft. Sie sind oder wären jeweils um 21 Uhr oder um 18 Uhr. In der Regel bedeutet das: In der Stadt ist dann Betrieb bis 0 Uhr von bis zu 1000 Fußballfans. Da gibt es bessere Örtlichkeiten, wo mit weniger Störungen zu rechnen ist." Thelaner verdeutlichte: Das mache Lärm, beeinträchtige die Anwohner, und der Sicherheitsdienst des Veranstalters sei nur für alles zuständig, was im Inneren der Absperrung geschehe. Drumherum müsse die Stadt tätig sein, außerdem die Straßenreinigung. „Es werden viele Jugendliche dort sein", so Thelaner, der als Polizist seine „Klientel" kenne: „Die kaufen sich kein Bier drinnen, die haben ihre Depots draußen. Es gibt also ein ständiges Rein und Raus. Zudem müssten auch Streetworker und der Streetworkerbus vor Ort sein."Ohne Frage werde auch außerhalb der Veranstaltungszone uriniert – auf das alles müsse man dann zugunsten eines einzelnen Veranstalters achten. Es gebe aber noch andere Public-Viewing-Veranstaltungen in der Innenstadt in Gastronomien. „Wenn wir das machen", so Thelaner, „müssen wir das jedenfalls richtig machen – und das wäre auf dem Kronenplatz viel besser."Für die SPD zweifelte Ulrike Capelle daran, ob das Rosental der richtige Ort sei. Karsten Schmeißner fragte sich für Bündnis 90/Die Grünen: „Im Landestheater gibt es abends Vorstellungen und auch das Hoftheater. Das wird doch alles durch ein lautes Fußball-Event gestört?" Zudem sei es kritisch wegen der Baustelle am Willy-Brandt-Platz, wenn das Rosental nachmittags gesperrt werde. Er schlug vor, für die Veranstaltung vielleicht auch das Areal vor Ex-Hertie ins Auge zu fassen oder den Marktplatz. Die FDP brachte den Kaiser-Wilhelm-Platz ins Gespräch. Für die Verwaltung erklärte Peer Reese: 2014 habe es keine Probleme beim Public Viewing gegeben. Die Veranstaltung sei außerdem mit dem Landestheater abgeklärt.
Etwas Freudewär schon schön
Kommentar von Sven Koch
Public Viewing zu einer Fußball-EM oder WM muss es in einer Stadt wie Detmold geben. Im Rosental ist es 2014 gut gelaufen. Der zentrale Platz hat Charme, auch wenn dafür das Rosental zeitweise gesperrt werden muss. – Was soll’s, es wird ja eh dauernd gesperrt.Lange hat Detmold neidisch nach Lemgo geschaut, wo es Public Viewing seit Jahren gibt – zur EM auf dem Platz am Langenbrücker Tor. Daher hätte sich die Politik positiver geben können und sagen: „Prima, dass wir das haben." Detmolds Äquivalent wäre der Kronenplatz. Gewonnen wäre etwas mehr Übersicht und Ruhe im Zentrum, wenn dort Rudel-Fußballgucken stattfände. Aber viele Gastronomen bieten in der Fußgängerzone ebenfalls Public Viewing an. Laut ist es also eh, spätestens beim Korso. Und auch auf dem Kronenplatz müsste die Stadt sich um die Dinge kümmern, die die CDU aufgezählt hat.