Die Wunschliste fürs Hornsche Tor in Detmold steht

Detmold. 8 Millionen Euro soll das Grundstück am Hornschen Tor kosten. Das geht aus dem Verfahren hervor, das die Stadt für Investoren europaweit ausgeschrieben hat. Ziel ist, dass sich auf der bis zu zehntausend Quadratmeter großen Fläche als wesentliche Magnetbetriebe ein Elektrofachmarkt, ein Sportartikler und ein Textilgeschäft sowie ein Lebensmitteldiscounter und ein Biomarkt ansiedeln. Zudem soll ein Parkhaus mit mindestens 350 Stellplätzen gebaut werden.

Aber die Stadt schränkt ein: Alle Magnetbetriebe auf einer Fläche unterzubringen, wird wohl nicht klappen. Dafür könnten sich neben der Einzelhandels- und Parkhausnutzung Alternativen am Hornschen Tor anbieten – zum Beispiel Wohnungen. &bdquo;Auch sind weitere, den Einzelhandel ergänzende Nutzungen wie zum Beispiel gastronomische Betriebe, Betriebe des Beherbergungsgewerbes, Verwaltungen und Dienstleistungsgebäude etc. an dem Standort denkbar, um einen multifunktionalen Nutzungsmix zu gewährleisten", heißt es in der Ausschreibung.

Generell gehe es darum, den innerstädtischen Einzelhandel in der südlichen Langen Straße erheblich zu stärken. Die Stadt adressiert an die Investoren: &bdquo;Es ist ein erklärtes Ziel, die Einzelhandelszentralität der Stadt Detmold zu stärken." Durch die Wiederbelebung des Hornschen Tores sollen die Wettbewerbsposition gestärkt, neue Kundengruppen gewonnen und mit einem &bdquo;zweiten Pol" die Fußgängerzone belebt sowie Anziehungskraft hergestellt werden.

Wichtig ist der Stadt am Hornschen Tor: Der Einkaufs- und Erlebnisbereichs soll nicht ausschließlich auf den Konsum von Waren beschränkt sein, sondern auch Freizeitmöglichkeiten bieten. &bdquo;Durch die Schaffung von modernen Parkplatzflächen", heißt es in der Ausschreibung, &bdquo;und die multifunktionale Attraktivität des Gesamtvorhabens soll der Standort Hornsches Tor gezielt als Ausgangspunkt für den Innenstadteinkauf im Bereich der südlichen Langen Straße dienen."

Nach Wunsch soll es spezifischen Einzelhandel im Hornschen Tor geben – und zwar solchen, der in der Fußgängerzone nicht ausreichend repräsentiert ist. Die Verwaltung beziffert den Bedarf im Zentrum, der sich aus einem Einzelhandelsgutachter der Gesellschaft für Markt und Absatzforschung ableitet:

Elektrowaren: Ein Fachmarkt mit 2.000 Quadratmetern soll angesiedelt werden, der die Kaufkraft und Zentralität erheblich verbessern würde.

Sport und Bekleidung: Ein Sportfachmarkt und ein Bekleidungsfachmarkt mit jeweils mindestens 2.000 Quadratmetern stehen auf der Agenda. In diesen Branchen fehlten großflächige Anbieter in Detmold. Die Zielgruppe solcher Textiler seien jüngere Menschen, daher sei die Etablierung eines größeren Anbieters, der als Frequenzbringer diene, wünschenswert. Auch im Sortiment Sport weise die Innenstadt Defizite auf. &bdquo;Denkbar wäre beispielsweise die Ansiedlung eines Anbieters, der bisher nicht in Detmold vertreten ist, oder die Verlagerung des derzeit im Gewerbegebiet gelegenen Anbieters in die Innenstadt", schlägt die Stadt vor.

Nahrung- und Genussmittel: Im Exposé für das Hornsche Tor werden ein Lebensmitteldiscounter mit 1.400 Quadratmetern und ein Biomarkt mit 800 Quadratmetern genannt. Hierdurch könne eine Ergänzung geschaffen werden, ohne eine Konkurrenzsituation im Vollsortiment zu schaffen", heißt es. Discounter wären zum Beispiel Aldi oder Lidl, der neue Rewe am Hasselter Platz ist ein Vollsortimenter. Der Bedarf an Biolebensmitteln steige außerdem. Als klassische Ergänzung wäre auch ein Drogeriemarkt im Hornschen Tor denkbar.

Der Mix macht es: Die Stadt schlägt insgesamt eine Kombination mit großflächigen Einheiten vor. Vorstellbar sei, in kleineren Geschäften Anbieter der Bereiche Gesundheit, Körperpflege, Bücher, Schreibwaren, Bekleidung, Schuhe, Heimtextilien, Optik, Uhren, Schmuck und mehr anzusiedeln. &bdquo;Die kleinteiligen Nutzungen sollen dabei die vorhandenen Magnetbetriebe ergänzen und dürfen nicht im Vordergrund stehen", betont die Stadt. Ein Richtwert: 80 Prozent Verkaufsfläche für die Magnetbetriebe, 20 Prozent für den Rest.

Die Optik: Der gesamte Baukörper soll sich in das kleinteilige bauliche Gefüge der Innenstadt einfügen. Die Haupterschließung soll zwingend zur Langen Straße ausgerichtet werden und sehr offen sein – ähnlich wie die Galerie am Rosental. Denn: &bdquo;Attraktive Zugänge zum Gebäude tragen ebenso zur gelungenen städtebaulichen Integration des Vorhabens bei wie attraktive Randnutzungen, die den öffentlichen Raum beleben." Bäume und Spielmöglichkeiten auf dem Areal sollen nach Möglichkeit erhalten und generell alles eingegrünt werden, um den öffentlichen und privaten Raum zu verzahnen.

Das Parken: Die Stadt fordert eine Mindestanzahl von 350 Parkplätzen auf dem Areal. Sicherlich seien aber bis zu 500 möglich.

Der Verkehr: Besonderes Augenmerk müsse auf die Hornsche Straße und den dortigen Radfahrweg gelegt werden. Bei den Zufahrten zum neuen Einzelhandelsareal sei zu bedenken, dass zwischen den Einmündungen der Neustadt und der Leopoldstraße die Linksabbiegespuren auf der Hornschen Straße verbleiben müssten – was eine Einfahrt quasi nur dort möglich macht, wo eine ins Parkhaus führt. Hier sei aber eine Anlieferung oder eine Zufahrt künftig schwierig umzusetzen. Eine Erschließung über die Grabenstraße sei nur für die Müllentsorgung und Rettungszwecke vorzusehen – auch der Wendehammer dort müsse bleiben. Dazu müsse ein Investor Verkehrs- und Lärmschutzgutachten sowie ein Mobilitätskonzept vorlegen.

Zwischen Vision und Praxis Ein Kommentar von Sven Koch

Das Hornsche Tor wird für Investoren sicher interessant sein. Allerdings wird sich das Wunschkonzert der Stadt nicht komplett umsetzen lassen. Eine große Eingangsfläche zur Langen Straße kann man machen – aber dazu müssen angrenzende Immobilienbesitzer erstmal verkaufen und ein Investor verhandeln. Man kann die Vision formulieren, mal eben einen Sportartikler von der Klingenbergstraße umzusiedeln. Ob das klappt?

Einen 800 Quadratmeter Biomarkt ansiedeln, wo ein Biomarkt gerade erst groß umgebaut hat – auch das kann man in den Raum werfen wie einen neuen Discounter. Aber ob noch mehr Lebensmittel im Zentrum wirklich gebraucht werden, sollte eindringlich geprüft werden.

Spätestens 2020 sollen die Bauarbeiten an der Langen Straße beginnen Nach langem Stillstand hatte die Stadt die Immobilie Hornsches Tor erworben, um sie für den Einzelhandel urbar zu machen und an einen Investor zu verkaufen. Dazu reißt sie sämtliche ihrer Verwaltungsbauten und auch das marode Parkhaus ab, um viel Platz zu schaffen. Was mit dem Baukörper der ehemaligen Einkaufsgalerie passiert, bleibt dem künftigen Eigentümer überlassen – gegebenenfalls kann dieser einige Strukturen für sich nutzen. So war es auch beim Ex-Hertie.

Das Verfahren Hornsches Tor gliedert sich in verschiedene Schritte. Begonnen hat die Präqualifikation. Das heißt: Es werden die qualifiziertesten Bewerber gesucht, die dann zur Teilnahme am nachfolgenden Verfahren aufgefordert werden. Das soll bis zum 22. Juni erfolgen. Die Stadt will fünf Bewerber aussuchen, die sich in einem Ranking beweisen müssen. Dazu gehören unter anderem Referenzobjekte, die wirtschaftliche Kraft, die Organisation des Unternehmens und die Aussagekraft einer Projektskizze.

Die ausgewählten fünf Unternehmen sollen dann im Juli loslegen und ihre Beiträge für das Hornsche Tor bis Ende November vorliegen. Danach folgen Kaufvertragsverhandlungen, die Sitzung eines Bewertungsgremiums, das schließlich den Zuschlag an einen Investor und dessen Konzept erteilt. Den Start der Bauleitplanung, quasi den &bdquo;Spatenstich", visiert die Stadt für 2019/2020 an.

Der gewerbliche Teil des Gebäudes Hornsche Straße steht aktuell leer. Im Gebäude sind derzeit noch zwei Wohnungen belegt. Gespräche mit den Mietern über den Freizug der Wohnungen werden geführt. Das Verwaltungsgebäude an der Grabenstraße und das Parkhaus Hornsches Tor werden Ende 2018/ Anfang 2019 abgerissen. Die Bürgerberatung wird vorläufig an der Paulinenstraße untergebracht.

Die Zahlen Kennziffern für Detmold gibt es reichlich für potenzielle Investoren. In der Residenz leben etwa 76.000 Einwohner und im Kreis Lippe 348.000 Menschen. Die Zahl der Erwerbstätigen in Detmold liegt bei etwa 43.000, die Arbeitslosenquote aktuell bei 6,6 Prozent. Insgesamt pendeln rund 21.500 Arbeitnehmer nach Detmold. Die Quote der Auspendler liegt bei 14.600.

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