666 Jahre Obersschönhagen und seine Höfe

Detmold-Oberschönhagen. 400 Hektar, 70 Einwohner, 10 Höfe: Der Ortsteil Oberschönhagen ist zwar klein, verfügt aber über eine jahrhundertelange Geschichte. Seitdem das Dorf 1352 erstmals urkundlich erwähnt wurde, hat sich einiges verändert.

Alles begann mit den Siedlern, die eine Hufe zugeteilt bekamen. Eine Hufe bezeichnete damals eine Fläche, die ein Mann nutzen konnte, um seine Familie zu versorgen. &bdquo;Quasi ein Grundstück, um ein Haus zu bauen und Lebensmittel anzupflanzen", erklärt August Capelle. Nicht ohne Grund werde Oberschönhagen auch als Hagenhufendorf bezeichnet. Der Ur-Oberschönhagener wohnt seit seiner Kindheit im Dorf und hat sich intensiv mit der Geschichte auseinandergesetzt. So wurden nach und nach, wie er berichtet, zehn Höfe erbaut und Oberschönhagen nahm Form an. Bis heute seien viele der Bauten genauso erhalten, einige stünden sogar mittlerweile unter Denkmalschutz.

Die gleiche Anzahl an Höfen stehe übrigens in Niederschönhagen, welches ebenfalls 1352 erstmals erwähnt worden sei. Möglicherweise seien die beiden Orte einmal ein gemeinsames Schönhagen gewesen, vermutet er. &bdquo;Dann wurde es geteilt, um sich besser zu orientieren", glaubt August Capelle. &bdquo;Schon allein für die Steuereintreiber muss das einfacher gewesen sein." Heute gebe es zwei eigenständige Dörfer, jedes mit eigener Tradition.

Im Rahmen der Kommunalreform erfolgte 1970 die Eingemeindung nach Detmold. Schon damals sei der Ort eher dorthin und weniger nach Horn-Bad Meinberg ausgerichtet gewesen. &bdquo;Detmold war der Kirchort und auch die Handelspartner wie Getreidehändler saßen dort", sagt Capelle. Vor der Eingemeindung habe Fissenknick und Hülsen noch zu Oberschönhagen gehört.

Ein Ereignis hat für die Dorfbewohner bis heute eine besondere Tradition. In dem Ortsteil gibt es keinen Verein, keine Geschäfte, öffentliche Einrichtungen oder ein Dorfgemeinschaftshaus. Dafür aber das Dorffest. Zu verdanken haben die Oberschönhagener das dem WDR. Der kam 1998 ins Dorf, um es für die Sendung &bdquo;Dorfplatz Schlag 10" vorzustellen. &bdquo;Da wurden damals Dörfer mit weniger als 500 Einwohnern gezeigt", sagt August Capelle. Zufällig wurde auch Oberschönhagen ausgewählt.

Für die Einwohner bedeutete das, dass sie sich zusammensetzen und planen mussten, was sie dem Fernsehteam denn zeigen möchten. Diese Gemeinschaft habe allen gut gefallen. Seitdem feiert Oberschönhagen jedes Jahr ein Dorffest. &bdquo;Das bringt und hält uns zusammen", findet August Capelle. Auch das 666-jährige Bestehen soll Ende August in vertrauter Runde gemeinsam gefeiert werden.

Erinnerungen an die Schulzeit in Diestelbruch Da Oberschönhagen keine eigene Grundschule hat, besuchen die Kinder seit jeher die nahegelegene in Diestelbruch. &bdquo;Der Mai war der schlimmste Monat für unsere Lehrer", erinnert sich August Capelle. Da die Busse nicht immer fuhren, gingen die Jungs oft zu Fuß in das Nachbardorf. &bdquo;Auf dem Weg haben wir uns die Taschen mit Maikäfern vollgestopft und im Klassenzimmer verteilt." Als diese losflogen, sei ganz schön was los gewesen. Solche Streiche hätte man sich aber nicht mit jedem Lehrer erlauben können. Einer sei ziemlich grummelig gewesen. &bdquo;Da kam oft der Haselnussstock zum Einsatz", so Capelle. Abends seien die Jungen oft nicht mehr dazu in der Lage gewesen, auf den Höfen und im Haushalt zu helfen. Als die Mütter das mitbekamen, blieben sie nicht lange untätig. &bdquo;Mit Besenstielen bewaffnet lauerten sie dem Lehrer auf", erzählt er. &bdquo;Und die kamen auch zum Einsatz." Sein Haselnussstock seitdem allerdings nicht mehr.

Chronik von Oberschönhagen 1352 wird Oberschönhagen erstmals in Steuerregistern erwähnt.

1618 bis 1850 wird das Dorf während des Dreißigjährigen Kriegs mehrfach geplündert.

1810 bis 1850 befreien sich Bauern von Zwangsdiensten ihrer Landherren. Nach der Niederlage Napoleons in Preußen werden der Bevölkerung mehr Rechte zu gesprochen.

1850 wird die erste Straße, heute Bad Meinberger Straße, in Oberschönhagen gebaut.

1921 wird ein Teil des Dorfes an das Elektrizitätsnetzangeschlossen. Erst 1946 folgt der Rest. Ein Einwohner wollte keine Strommasten auf seinem Hof stehen haben.

1953 fährt erstmals eine Buslinie durch das Dorf.

1970 wird Oberschönhagen in die Stadt Detmold eingemeindet.

1980 wird das erste Dorffest gefeiert. Seitdem findet es jedes Jahr statt.

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