Das ist aus den Ideen der Bürger für Detmolds City geworden

Detmold. Mit großem Aufwand hat die Stadt im März 2016 die Erarbeitung der Rahmenplanung für den &bdquo;Zukunftsfähigen Einzelhandel im Historischen Stadtkern" in Angriff genommen. Die LZ prüft nach, was sich da in den letzten drei Jahren nach den vielen Vorschlägen getan hat. Es ist noch nicht sehr viel. Was sich ändern könnte: Arbeitsgruppen wollen ihre Ergebnisse noch vor der Sommerpause der Politik präsentieren. Sie behandelten zahlreiche Themen – vieles lief und läuft im Hintergrund.

Der Aufschlag vor drei Jahren war jedenfalls sehr groß. Die Gutachter der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) befragten Passanten, machten Werkstattgespräche, präsentierten jede Menge Analysen und Vorschläge, es wurde eine Koordinierungsgruppe gegründet. &bdquo;Wir wollen kein Papier für die Schublade erstellen. Es geht jetzt um die Umsetzung" – so lautete es, als im März 2017 die Ergebnisse von der GMA samt Vorschlagslisten vorgestellt wurden.

Bei allem ging es darum, wie die Detmolder City nach vorne zu bringen ist, um die Kaufkraft vor Ort zu halten und ein stärkerer Magnet zu sein, was am Ende die Zentralität gegenüber Städten wie Paderborn, Bielefeld und Herford erhöhen soll, kurz: Detmold als Einkaufsstadt auszubauen sowie noch schöner und effizienter machen. Ziel war mit dem Startschuss 2016: Gastronomen, Einzelhändler und Hausbesitzer an einen Tisch zu bringen. Der LZ-Check sagt, wie es mit den wesentlichen der vorgeschlagenen Posten aktuell aussieht, was sich bislang Sichtbares getan hat und was eben nicht.

Schaffung größerer Ladeneinheiten: Im Einzelfall ist das versucht worden, aber gelungen ist es nicht. In Detmold gibt es nach wie vor keine größeren Ladeneinheiten, die aus zwei oder mehreren kleinen zusammengefügt worden sind.

Ansiedlung größerer Anbieter: Größere und namhaftere Anbieter sind im Einzelfall nach Detmold gezogen – zum Beispiel gibt es jetzt Rituals und seit einiger Zeit auch das Jack&Jones-Geschäft. Darüber hinaus hat sich aber nicht viel getan – hier ruht die Hoffnung auf Anbietern im Hornschen Tor, wo es dann auch neue und größere Ladenflächen geben soll.

Angebote für jüngere Altersgruppen : Da hat sich in den vergangenen Jahren nichts Wesentliches getan. Frische Marken gibt es in den Geschäften noch nicht – wer weiß, ob sich mit dem Hornschen Tor etwas tun wird.

Schließen von Angebotslücken mit Akquise : Die ausgemachten Angebotslücken von – unter anderem – Textilien für Jüngere, Sportartikeln und Elektroartikeln sind nach wie vor offen. Sie stehen aber in der Anforderungsliste für Einzelhandel im Hornschen Tor.

Reaktivierung Hornsches Tor : Der Prozess ist in den vergangenen Jahren in Gang gesetzt worden und läuft weiter. Der Handel setzt unbedingt darauf, dass die Reaktivierung gelingt. Insbesondere im Umfeld vom Hornschen Tor gibt es Leerstände in den Geschäften – und zu den aktuellen werden noch weitere hinzu kommen.

Mobilisierung kleinerer Ladeneinheiten: Die Leerstände, die die GMA vor zwei bis drei Jahren noch in der Fußgängerzone gezählt hatte, haben sich verschoben. In der Langen und in der Bruchstraße sind die kleineren Einheiten weitgehend belegt. In der Krummen Straße haben sich aber neue Lücken aufgetan – nach der letzten Auskunft der Interessengemeinschaft der Geschäftsleute und Immobilienbesitzer ISG sei hier aber etwas im Fluss. Ein großes Manko war der Leerstand beim früheren Finke-Haus, das jetzt Alauda-Haus heißt: Das Detmolder Unternehmen Alauda hat das Gebäude gekauft und inzwischen mit einer großen Arztpraxis und einer neuen Apotheke reaktiviert.

Leerstandsmanagement : Ein professionelles Leerstandsmanagement gibt es in Detmold nach wie vor nicht. Fachleute aus der Koordinierungsgruppe hatten das von Anfang an sowieso skeptisch gesehen. Einerseits gebe es ein Leerstandskataster. Andererseits sei es sicher eine hübsche Idee, Schaufenster zu dekorieren, um Leerstände zu kaschieren. Faktisch finde das aber nicht jeder Eigentümer auch gut und sei solchen Ideen gegenüber zugänglich. Abgesehen davon werde dadurch auch der Leerstand nicht beseitigt – die es vor allem gebe, weil die Verkaufsflächen zu klein seien, um sie für Geschäfte zu vermarkten, zu hohe Sanierungsbedarfe hätten und nicht mehr den Standards entsprächen beziehungsweise die Inhaber Vorstellungen hätten, die sich nicht realisieren ließen.

Belegung mit Interimsnutzungen Sattelitenstores, Testflächen für neue Anbieter: Daraus ist bislang nichts geworden. Leere Geschäfte werden lediglich im gewohnten Umfang von anderen Geschäftsleuten genutzt – zum Beispiel in der Krummen Straße oder Schuh-Riekehof.

Etablierung von Fußwege-Infoleitsystem und Rundläufen: Hierzu sollten Projekte bei der FH angestoßen werden. Ein erstes Leitsystem war zum Deutschen Wandertag erprobt worden. Mehr hat sich in dieser Hinsicht aber bislang nicht getan.

Quartiersausprägungen vermarkten : Das findet nicht statt – lediglich in dem bisherigen Rahmen im Quartier Krumme/Wehme.

Online-Marktplatz etablieren : Ein gemeinsamer Auftritt des Detmolder Handels im Internet ist nicht vorhanden. Ob ein solcher überhaupt sinnvoll ist, war allerdings von Anfang an bezweifelt worden.

Kernöffnungszeiten schaffen : Kernöffnungszeiten, an die sich alle Geschäftsleute in Detmold halten, gibt es nach wie vor nicht. Innerhalb der Langen Straße gab es eine Übereinkunft zu den Öffnungszeiten schon vor den Gutachten.

Kinderbetreuung etablieren: Ein Alleinerziehenden-Café war im Januar 2018 im Nachbargebäude der Evangelischen Beratungsstelle, Lortzingstraße 6 eröffnet worden. Darüber hinaus gab es auch politische Anträge zur Gründung eines solchen Cafés. Auch weitere Anbieter halten inzwischen Cafés und Treffs für Alleinerziehende vor. In der Langen Straße gibt es ebenfalls ein Angebot, allerdings privat. Eine öffentlich etablierte Kinderbetreuung, während Eltern einkaufen, gibt es nicht.

Freies Wifi: Das hat sich verbessert, weil die Initiative Freifunk aktiver geworden ist, wobei die Stadt hilft, und außerdem einige Geschäftsleute Wifi zur Verfügung stellen.

Ausbau Nette Toilette : Daran wird gearbeitet. Mehr Kunden sollen in Geschäften und der Gastronomie das WC nutzen dürfen.

Umbau der Fußgängerzone – Möblierung prüfen: Nix passiert. Aber die Fußgängerzone soll umgebaut und saniert werden. Wann, hängt maßgeblich vom Start der Baumaßnahmen am Hornschen Tor ab.

Barrierefreie Ladeneingänge : Gegenüber dem Status Quo hat sich nichts Wesentliches verändert.

Gestaltung des Platzes/Namensgebung Ex-Hertie: Still ruht der See.

Optimierung und Nutzung des Freiraums: In der Kernstadt hat sich gegenüber 2016 nichts verändert. Es könnte in Zukunft aber zu Veränderungen kommen – zum Beispiel am Kaiser-Wilhelm-Platz, wenn dieser ausgebaut und aufgehübscht wird. Ein Ausbau vom Schlossplatz ist in den kommenden Jahre vorgesehen.

Von der Entwicklung am Hornschen Tor hängt vieles ab Vier Arbeitsgruppen sind für die Innenstadtentwicklung, Ansiedlung und Flächenmobilisierung, Service, Gestaltung und Orientierung/Werbung eingesetzt. Sie treffen sich laut Beigeordnetem Thomas Lammering regelmäßig, bearbeiten unterschiedlich Themen und Vorschläge. Es werde dazu bald einen Zwischenbericht und Vorschläge im Fachausschuss für Stadtentwicklung geben.

Gerade in der vergangenen Woche habe die Runde getagt und beschlossen, ihre bisherigen Ergebnisse zusammenzufassen, um sie der Politik vorzustellen. Dazu solle es eine Vorlage geben. Mit den Resultaten wolle man jedoch nicht öffentlich vorgreifen.

&bdquo;Vieles in der Entwicklung, auch die Arbeitsfelder der Gruppen betreffend, hat mit dem Fortschritt am Hornschen Tor zu tun", sagte Lammering. Da spiele eine Menge hinein – zum Beispiel, was größere Ladenflächen, die Ausstattung mit neuen Marken und Anbietern angehe sowie den Ausbau der Fußgängerzone. Dieser stehe unmittelbar mit dem Hornschen Tor in Verbindung – das hatte die Stadt auch früher schon untermauert: Es sei ja sinnvoller, dann eine Baustelle in der Fußgängerzone zu eröffnen, wenn an der neuen Einkaufsgalerie sowieso gebaut werde.

Was die Arbeitsgruppen angeht: Mit der Vorstellung des Gutachtens im März 2017 war klar: Für den Einzelhandel in der Innenstadt soll sich eine Koordinierungsgruppe bilden, die sich regelmäßig trifft. Sie soll das ersetzen, was in anderen Städten ein Citymanager macht. Es wurden vier Haupt-Themenfelder benannt: Flächenmobilisierung, Service, Gestaltung und Orientierung/Werbung. Im Bereich Service ging und geht es insbesondere um das Projekt &bdquo;Nette Toilette" und dessen Verbesserung. Im Themenfeld Flächenmobilisierung hat es viele Gespräche mit Eigentümern gegeben, denen Vorschläge gemacht wurden, wie man Flächen zu größeren Einheiten zusammenlegen könne. Der Bereich Gestaltung habe insbesondere das Thema der unschönen Werbeaufsteller in der Fußgängerzone auf der Agenda. Das Feld Orientierung sei auch an eine Bachelor-Arbeit an der Hochschule OWL gebunden, die sich mit Rundläufen in Detmold befassen soll.

Warten auf die Resultate Ein Kommentar von Sven Koch

Viel hat sich sichtbar nicht getan, seit die GMA ihre Vorschläge für ein besseres Detmold vorgestellt hat. Und von der Koordinierungsgruppe, die einen Stadtmarketingspezialisten als Citymanager ersetzen soll, hat man – ehrlich gesagt – öffentlich überhaupt nichts gehört.

Aber: Die eingesetzten Arbeitsgruppen zu Flächenmobilisierung, Service, Gestaltung und Orientierung/Werbung tagen dennoch regelmäßig, viel geschieht im Stillen und ist maßgeblich von der Entwicklung am Hornschen Tor abhängig. Außerdem ist die Sache nicht ganz so einfach: Redet man zum Beispiel über Geschäfte und Leerstände, spricht man über das Eigentum und Geld anderer Leute. Die müssen dann auch mitziehen wollen.

Natürlich aber darf man sich fragen: Waren die umfänglichen Prozesse und zeitintensiven Treffen und Datenermittlungen vor rund drei Jahren verschwendete Energie und verschwendetes Geld, wenn dabei bisher nicht wirklich etwas herausgekommen ist? Da gilt aus aktueller Sicht: Jein. Einerseits ist es viel wert, dass man sich bestimmter Themen überhaupt annimmt. Auf der anderen Seite dürfte nach drei Jahren und nach dem ganzen Aufwand durchaus etwas Sichtbares passiert sein.

Am Ende bleibt die Erkenntnis: Nach wie vor ist es schwierig mit einem übergreifenden Stadtmarketing in Detmold. Auch City-Koordinatoren können es nicht effizient voranbringen – und vielleicht ist das sogar gar nicht nötig, weil der Status Quo ganz okay ist; auch das kann ja eine Antwort sein. Das Versprechen von 2016 jedenfalls, es werde kein Gutachten für die Schublade, hat sich aber noch nicht vollends erfüllt. Das kann sich natürlich noch ändern, wenn die Arbeitsgruppen ihre Resultate und vielleicht den einen oder anderen großen Wurf präsentieren.

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