Detmolder Paar fordert ewige Ruhe über der Erde

Detmold/Spork-Eichholz. Seit sechs Jahren kämpft Christel Bäz für eine Urnenstele auf dem Friedhof von Spork-Eichholz. Sie habe den Verantwortlichen in der Detmolder Stadtverwaltung immer wieder geschrieben und angerufen. &bdquo;Doch passiert ist nichts. Die Ignoranz ärgert mich", sagt die 77-jährige Rentnerin. Sie fühle sich nicht ernst genommen. Jetzt hat sie in ihrer Nachbarschaft rund 70 Unterschriften gesammelt, die ihre Forderung nach einer Urnenstele unterstützten.

&bdquo;Ich verstehe nicht, warum es auf den Detmolder Friedhöfen keinen Stelen oder Wände für Urnen gibt. In vielen Nachbarkommunen sei dies seit vielen Jahren möglich", sagt Bäz. Sie ertrage den Gedanken nicht, dass sie nach dem Tod unter der Erde liege und irgendwelche Tiere an ihr nagten. &bdquo;Das macht mir Angst", sagt Bäz. Daher wolle sich nach ihrem Tod &bdquo;in einer Urne über der Erde zu bleiben", fügt sei hinzu. Sie lebe seit knapp 50 Jahren in Detmold und wolle auch im Stadtgebiet begraben werden.

&bdquo;Ich möchte meinen beiden Kinder, die über die Republik verteilt sind, keine Grabpflege zumuten", sagt Bäz. Unterstützt wird die 77-Jährige von ihren Mann Heinz. &bdquo;Eigentlich ist es mir egal, wenn ist sterbe, sterbe ich", sagt der 79-Jährige. Aber er wolle mit der Gewissheit von dieser Welt gehen, dass er auch nach dem Tod neben seiner Liebsten, mit der er seit 52 Jahren verheiratet ist, liege, sagt der Ex-Raumausstatter.

Auf LZ-Anfrage bestätigt die Stadt Detmold den Eingang der Schreiben von Christel Bäz. Eine Entscheidung über Urnenstelen werde voraussichtlich Ende dieses Jahres erfolgen. &bdquo;Wenn Urnenstelen angeboten werden, entstehen nicht unerhebliche Investitionskosten", sagt Ina Paulfeuerborn, Mitarbeiterin der Stadt. Zudem soll auch das Gespräch mit Christel Bäz gesucht werden.

Auf den Detmolder Friedhöfen bestehe ein großes Angebot an Grabarten. Beispiele seien etwa die Urnenwaldgräber auf dem Waldfriedhof Kupferberg, Urnengräber auf dem Alten und dem Landfriedhof oder Rasengräber in allen Ortsteilfriedhöfen. All diese Grabarten seien &bdquo;erdverbundene Lösungen".

&bdquo;Bitte keine erdverbunden Lösungen", betont Christel Bäz. Sie sei froh, dass sie über die LZ erfahre, dass ihre Anregungen, doch nicht im Mülleimer landeten, sondern ernst genommen würden. &bdquo;Wenn die Stadt weitere Informationen braucht, kann sie sich in den Nachbarkommunen umhören, denn dort werden Urnenstelen seit vielen Jahren angeboten", sagt die ehemalige Verkäuferin.

Darunter ist auch die Gemeinde Augustdorf, die auf dem Waldfriedhof seit 2001 Urnenstelen anbietet. &bdquo;Die Stelenbeisetzung ist sehr gefragt", sagt Iris Diekmann vom Augustdorfer Ordnungsamt. Insgesamt gebe es 376 Stelenkammern, wovon 340 belegt seien. &bdquo;Jedes Jahr kommen sechs Stelen dazu", so Diekmann. Das Interesse, auch aus Detmold, sei groß, da die Stelen nicht pflegeaufwendig seien.

Die Kosten für eine 20-jährige Ruhezeit in einer Stelenurne lägen derzeit bei 940 Euro. Im vergangnen Jahr seien 106 Verstorbene beigesetzt worden, davon knapp 50 Prozent in einer Urnenstele. &bdquo;Es ist auffällig, dass sich immer mehr Menschen schon zu Lebzeiten mit ihrer Bestattung beschäftigten", so Diekmann. Dabei spiele der Wunsch nach dem Tod über der Erde zu bleiben, eine sehr große Rolle.

Dies bestätigt Christian Jäger, Geschäftsführer des Bestatterverbandes NRW: &bdquo;Der Trend zu pflegeleichten Urnenstelen ist ungebrochen." Er könne der Stadt Detmold nur raten, Bürger, die sich mit der eigenen Bestattung beschäftigten, solche Stelen-Angebote zu machen, betont Christian Jäger.

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €

Weiterlesen mit LZplus