Detmold. Seit Mai müssen sich Fahrradfahrer in der Elisabethstraße umgewöhnen: Während sie bisher zwischen Fahrbahn und Bürgersteig wählen durften, müssen sie seit der Tempo-30-Beschilderung auf der Fahrbahn fahren. Viele halten sich nicht daran. Die Polizei versucht mit dem Einsatz der mobilen Wache und auffälligen Piktogrammen gegenzusteuern – auch an anderen Problemstellen wie der Paulinenstraße, wo es gar keinen Radweg gibt und deshalb viele Radler den Bürgersteig nehmen.
„Es ist sicherlich noch Luft nach oben", sagt Andreas Raabe vom Team Verkehr der Stadt. „Als die Polizei mit der mobilen Wache eine Stunde in der Elisabethstraße stand, hat jeder der beiden Beamten zehn Radfahrer rausgefischt und angesprochen." Momentan setzte man noch auf die sanfte Methode der mündlichen Verwarnung. „Gerade die Älteren fühlen sich subjektiv im Seitenraum sicherer", sagt Raabe. „Wenn man als Radfahrer einen Lkw oder einen Bus direkt neben sich hat, ist das schon erstmal ungewohnt", gibt er zu. Dabei sei die Elisabethstraße für Radler durch die vielen Ausfahrten besonders auf dem Bürgersteig gefährlich und nicht auf der Fahrbahn.
Mit einer mündlichen Verwarnung kommen zu schnelle Autofahrer nicht davon. Sie müssen die neue Beschilderung achten. Das kontrolliert die Stadt mit dem Blitzer-Caddy. Raabe: „Als die Tempobegrenzung noch frisch war, hatten wir in drei Stunden über 200 Verstöße." Drei Mal hat die Stadt dort inzwischen gemessen und insgesamt 484 Verstöße festgestellt. Dabei müssen sich Autofahrer auf weitere Tempo-30-Bereiche in der Stadt einstellen. „Mit den schützenswerten Einrichtungen sind wir weitestgehend durch", sagt Raabe. „Jetzt kommt der Lärmaktionsplan dran."
Der Radverkehr in der Paulinenstraße sei Gegenstand der Untersuchung des inneren Rings, die derzeit laufe, sagt Raabe. Sie ist das Ergebnis eines Antrags der CDU, die Möglichkeit, eines Einbahnstraßen-Verkehrs auf dem Ring zu prüfen. Raabe: „Dann ließe sich dort eine Radspur integrieren."
Mit auf den Bürgersteig aufgesprühten Piktogrammen mit Geistern auf Fahrrädern möchte die Polizei Bürgersteig-Radler aufmerksam machen: Dafür, das sie in der falschen Richtung und auf dem Bürgersteig unterwegs sind. Alleine reichten die Piktogramme nicht aus, um Radler auf ihr Fehlverhalten aufmerksam zu machen, sagt Raabe. „Das klappt nur in Verbindung mit Polizeikontrollen und persönlicher Ansprache." Sicherlich würde ein Radfahrer-Schutzstreifen in der Elisabethstraße auch optisch signalisieren, dass Radler auf der Fahrbahn fahren müssen, aber das gebe die Fahrbahnbreite nicht her. In den Kreuzungsbereichen seien die roten Radweg-Markierungen von der Fahrbahn gefräst worden.
„Und wir haben beim Berufskolleg und bei Café Burre versucht, Radfahrer mit Baken auf die Fahrbahn zu leiten. Aber vielleicht wird der Bereich vor dem Café ja im Zuge der Umgestaltung des Kaiser-Wilhelm-Platzes auch neu gemacht." Die Baustellen-Baken blockieren dort auch eine schraffierte Fläche, auf der vorher oft Lieferfahrzeuge standen und die Sicht versperrten.
Aus Sicht des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sollte ein Fußgänger-Piktrogramm auf dem Bürgersteig gemalt werden, um klar zu machen, dass dieser – trotz des noch vorhandenen roten Pflasters – nun den Fußgängern vorbehalten ist, sagt Werner Kloppmann. Derzeit hat die Stadt nur provisorisch ein entsprechendes Schild aufgestellt. „Auch die kleine Auffahrrampe auf den Bürgersteig ist jetzt ein bisschen verwirrend", sagt Frank Loke vom ADFC. „Aber zu 70 Prozent ist die Situation okay. Vieles ist einfach ein Lernprozess."
Schilder zählen
„In der Elisabethstraße ist es für Radfahrer jetzt tatsächlich nicht so einfach", sagt Polizei-Pressesprecherin Dr. Laura Merks. Die rote Färbung des Bürgersteigs leite sie in die Irre. Das sei jetzt häufig so in Detmold, weil auch an anderen Stellen aus ehemaligen Radwegen Bürgersteige gewordenseien. „Da hilft nur, sich auf die Schilder zu konzentrieren." Ein blaues Schild mit weißem Fahrrad beschildere einen Radweg, der benutzt werden müsse, erklärt Merks. Ein kleines weißes mit einem Fahrrad gebe den Gehweg für Radfahrer frei. „Aber es bleibt ein Gehweg. Also gilt dort Schrittgeschwindigkeit."