Kinder feiern Weihnachten in Bad Salzuflen fern der Familie

Bad Salzuflen. Weihnachten gilt für Kinder als magische Zeit – auch für Max und Tim (Namen von der Redaktion geändert). Die beiden Achtjährigen leben derzeit in der &bdquo;Pusteblume“, einer Therapie-Intensivgruppe der Jugendhilfe Grünau, die zur Graf Recke Pädagogik gGmbH gehört. Den Heiligabend werden sie hier verbringen und nicht bei ihren Familien. Für die LZ öffneten sie ihre Tür und erzählten von ihren Vorbereitungen.

In den Räumen herrscht Weihnachtsstimmung: Auf dem Küchentisch steht ein Adventskranz mit roten LED-Kerzen, die Fenster sind mit Sternen und Schneemännern geschmückt, und im Wohnzimmer glänzt der fertig dekorierte Tannenbaum. Tim genießt zum Nachtisch einen Schokoladen-Weihnachtsmann, Max sucht sich eine andere Süßigkeit aus. Sie sind die jüngsten Bewohner der Gruppe. Eigentlich leben hier sechs Kinder und Jugendliche, aktuell sind es vier. Die beiden älteren Jungen sind gerade unterwegs, erzählt Mitarbeiterin Ines Wolf.

Viel Spaß Besonders beliebt ist in diesem Jahr &bdquo;Zimti“ – ein Wichtel, der in der Gruppe für viel Spaß sorgt. Max berichtet von Zahnpasta am Spiegel, glitzernden Spuren und einem Rentier, das angeblich ausgebüxt sei. Tim bestätigt das lachend und meint, man müsse nun besser aufpassen. Wolf freut sich, dass alle Kinder diese Geschichten lieben und dass auch die Älteren beim Glauben an Wichtel und Weihnachtsmann mitspielen.

Wolf wird Heiligabend Dienst haben – freiwillig und mit großer Freude. Sie liebt den Moment, wenn die Bescherung beginnt und sie das Glänzen in den Augen ihrer Schützlinge sieht. Eine Tradition darf dabei nicht fehlen: Erst wenn eine Sechs gewürfelt wird, darf ein Geschenk geöffnet werden. Dass sie nicht bei ihrer eigenen Familie feiert, empfindet sie nicht als Belastung. Sie arbeitet seit 18 Jahren in Grünau und kennt die Situation. Eigene Kinder hat sie nicht, deshalb komme sie nicht in Gewissenskonflikte.

Begleithund Zu ihrem Alltag gehört inzwischen auch Labradoodle-Hündin Emma. Wie Pudel Fritz wird sie zum Pädagogik-Begleithund ausgebildet und hat im Haus längst alle Herzen erobert. Tim hatte anfangs Angst vor ihr, weil er schlechte Erfahrungen gemacht hat. Heute zeigt er ihr Tricks und verbringt viel Zeit mit ihr. Sogar in seinem Adventskalender stecken Leckerchen für Emma. Max besitzt zwei Kalender – einen von der Gruppe und einen von seinen Eltern – und hat seine Wünsche bereits abgegeben: Lego-Pakete und ein Controller für die Nintendo Switch stehen oben auf der Liste.

Viele Wünsche gehen laut Wolf in Erfüllung – dank Spenden und ehemaliger Bewohnerinnen und Bewohner. Ein Beispiel: Eine frühere Bewohnerin, die mit fünf Jahren dort einzog, bis zum 18. Lebensjahr blieb und heute Jura studiert, sammelte mit Kommilitoninnen und Kommilitonen Geschenke für die Gruppe.

Auch kulinarisch dürfen die Kinder mitbestimmen. Für Heiligabend stehen Rotkohl, Klöße und Braten hoch im Kurs. Silvester übernimmt Kollegin Nadine Schulte den Dienst. Sie verspricht ein großes Buffet sowie einen Spielabend mit den Kindern und freut sich schon jetzt darauf.

Jugendhilfe Grünau Die Jugendhilfe Grünau der Graf Recke Pädagogik gGmbH bietet stationäre, teilstationäre und ambulante Hilfen für Kinder und Jugendliche sowie deren Familien an. Die Einrichtung arbeitet speziell mit jungen Menschen, die schwere Erfahrungen wie Vernachlässigung, Misshandlung oder sexualisierte Gewalt erlebt haben.

Die Therapie-Intensivgruppe &bdquo;Pusteblume“ richtet sich an sechs Mädchen und Jungen zwischen sechs und zwölf Jahren. Sie bietet einen sicheren Wohn- und Lebensort mit mittel- bis langfristiger Perspektive. Klare Alltagsstrukturen, sichere Versorgung und stabile Beziehungen zu den Fachkräften prägen die pädagogische Arbeit. Jeder Entwicklungsprozess wird individuell begleitet – mit dem Ziel, Selbstwahrnehmung, Selbstkontrolle und Selbstausdruck zu stärken.

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