Stadt Detmold beschließt Klassen-Deckel an der Bachschule

Detmold. Die Stadt Detmold möchte im kommenden Schuljahr die durchschnittliche Schülerzahl in den Eingangsklassen der Bachschule auf 25 Schüler und Schülerinnen begrenzen. Im Ausschuss für Schule und Sport gab es für diesen Vorschlag volle Zustimmung. Die Stadt hofft, so der besonderen Situation der Schule gerecht werden zu können.

Drei Eingangsklassen sollen an der Bachschule zum kommenden Jahr gebildet werden. Bis zum Stichtag, dem 2. Dezember des vergangenen Jahres, gab es 79 Anmeldungen. Die Stadt möchte jetzt sicherstellen, dass die Eingangsklassen nicht bereits mit Kapazitätsgrenze ins Schuljahr startet. Die Bachschule würde dadurch härter getroffen, als andere Einrichtungen im Stadtgebiet, denn sie ist ein spezialisierter Lernort. Kinder, die besondere Unterstützung benötigen, kommen hier her.

Die Schule nahe dem Detmolder Stadtkern ist eine sogenannte &bdquo;Schule des gemeinsamen Lernens". Sie nimmt Kinder aus dem eigenen Grundschulbereich und auch darüber hinaus auf. Wird ein sogenannter sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt, können Kinder aus einem größeren Umkreis hier her kommen.

Hinzu komme die Tatsache, dass an der Bachschule ein großer Anteil von Schülern aus Zuwandererfamilien ist. Im Jahr 2019 waren es nach Angaben der Stadt 62,7 Prozent der Schüler. In rund der Hälfte der Familien (48,7 Prozent) werde zu Hause nicht deutsch gesprochen, heißt es in der Vorlage für den Ausschuss weiter.

Herausforderungen in der Planung Die Planer stellt die heterogene Schülerschaft der Bachschule vor Probleme. Naturgemäß sei es so, dass Zuwanderer ihre Kinder häufig ohne längeren Vorlauf anmelden. Auch Kinder mit besonderem Förderungsbedarf kommen häufig recht spontan hier her. &bdquo;Sie wechseln erst nach der Feststellung des Förderbedarfes an eine Schule des gemeinsamen Lernens", heißt es in der Vorlage.

Im Ergebnis heiße das alles also: Ohne Begrenzungsbeschluss müsste die Bachschule mit fast vollen Klassen in das kommende Schuljahr starten. Sie wäre dann nicht dazu in der Lage, in den folgenden Grundschuljahren weitere Kinder aufzunehmen.

Von den bisherigen Anmeldungen seien 60 Kinder aus dem eigenen Einzugsgebiet der Schule – 19 aus fremden Bereichen. Innerhalb dieser Gruppe müsse dann das Los entscheiden. Rechnerisch ergäbe sich nach der Deckelung ein Überhang von vier Kindern. Diese müssten am Ende in die ihnen am nächsten gelegene Grundschule gehen. Also die Weerth-Schule, die Oetternbachschule oder die Grundschule Heidenoldendorf. Die Stadtverwaltung hofft, dass sich der aktuelle Anmeldeüberhang noch verringern wird. Die betroffenen Eltern seien angeschrieben und gebeten worden, ihre Anmeldung an der Bachschule zu überdenken.

Dem Deckelungsvorschlag stimmten im Schulausschuss alle Parteien zu. Damit können mit Beginn des Schuljahres 2020/21 und in den Folgejahren Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf bis zu einer Gesamtkapazität von 81 aufgenommen werden.

Alle Fraktionen im Stadtrat stimmen für kleine Klassen Die Linke findet den Schritt richtig, allerdings nicht groß genug. Den Liberalen ist es wichtig, keine langen Schulwege für Kinder zu schaffen.

Detmold. Der Beschluss zur Bachschule wurde einstimmig gefällt. Alle im Schulausschuss vertretenen Parteien haben sich für den Vorschlag ausgesprochen. Die Bewertungen insgesamt gehen jedoch bei den einzelnen Parteien auseinander. So findet etwa &bdquo;Die Linke", der Weg sei richtig, aber nicht weit genug beschritten. Die Liberalen sehen die gute Arbeit der Bachschule unterstützt und halten den Schulausschuss für die falsche Ebene, um Kritik an der NRW-Schulpolitik zu üben.

Die Ratsfraktion &bdquo;Die Linke" begrüßt in einer Pressemitteilung die Deckelung der Anmeldezahlen auf 25 Schüler pro Klasse. Petra Riedel, Mitglied im Ausschuss für Schule und Sport sagt: &bdquo;Schon im August 2018 hatten wir mit einem Antrag auf die nicht zufriedenstellende Situation in den Schulen des Gemeinsamen Lernens hingewiesen. Leider damals ohne Erfolg."

&bdquo;Leistungseinbußen bei zu vielen Schülern" Manchmal brauche es wohl einen Anstoß in die richtige Richtung, um etwas zu verändern, schließlich lasse sich in vollgestopften Klassen nicht gut lernen. &bdquo;Besonders dann nicht, wenn einige Schüler einen erhöhten Förderbedarf haben", heißt es in der Mitteilung weiter. Inklusion könne nur gelingen, wenn den Lehrern genug Zeit für alle Schüler bleibe. Die Fraktion verweist auf eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, wonach jede Vergrößerung von Schulklassen über 20 Schüler zu Leistungseinbußen bei allen Schülern führe. Die Fraktion zitiert den an der Studie beteiligten Forscher, Maximilian Bach, wonach der Zusammenhang zwischen Klassengröße und Lernerfolg unter anderem im geringeren Störpotenzial begründet liegt. Außerdem könnten Lehrer in kleineren Gruppen besser auf die individuellen Bedürfnisse einzelner Schüler eingehen. Leider ließen die gesetzlichen Vorgaben des Landes NRW keinen großen Spielraum, um die Situation an den Schulen zu verbessern, heißt es von der Fraktion weiter.

Eine Kritik, die im Schulausschuss der Stadt Detmold an der falschen Adresse sei, findet Thomas Trappmann (FDP). Solche Grundsatzfragen gehörten in den Landtag und nicht ins Kommunale, wo gar nicht darüber entschieden werde. &bdquo;Unser Handlungsspielraum hier vor Ort ist nun einmal begrenzt. Aber wir haben genutzt, was uns in Detmold möglich ist", sagt der Liberale.

&bdquo;Die Bachschule macht einen guten Job" Seiner Fraktion sei es besonders wichtig gewesen, die Bachschule in ihrer Arbeit zu unterstützen und den Lehrerinnen und Lehrern Anerkennung auszusprechen. &bdquo;Die machen da einen wirklich guten Job und wir wollen dazu beitragen, dass sie das auch zukünftig weiter so gut machen können. Insofern haben wir den Vorschlag gerne unterstützt." Die Schule bekomme durch die Deckelung der Anmeldezahlen die Luft nach oben, die sie in den kommenden Jahren brauchen werde.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sei für ihn, dass aufgrund der Deckelung kein Schüler weite Wege auf sich nehmen muss. &bdquo;Es ist sichergestellt, dass kein Schüler über viele Kilometer durch das Stadtgebiet fahren muss, um zu seiner Schule zu gelangen. Wäre das eine Folge dieses Beschlusses gewesen, hätten wir nicht zugestimmt."

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