Detmold. Mitten in der Nacht aufwachen, mit dem Sohn ein Glas Rotwein trinken, dazu ein Stück Parmaschinken genießen – für Margarethe Moysich und Sohn Wolfgang Moysich ganz normal. Die Detmolderin wird heute 105 Jahre alt. Sie ist in ihrem Leben viel gereist, war oft auf Sardinien. Von dort stammt auch die kulinarische Vorliebe der Seniorin. Bis vor einem Jahr wohnte die Detmolderin noch allein - inzwischen hat sie Unterstützung.
Familie flieht vor dem Krieg
Geboren wurde Margarethe Moysich 1915 in Ostpreußen. In einem kleinen Dorf, 30 Kilometer südlich von Königsberg. Sie hat auf verschiedenen Gutshöfen gearbeitet. Auf einem davon lernte sie ihren Ehemann kennen, bekam zwei Söhne. Als ihr Mann im Krieg starb, flüchtete Margarethe Moysich mit den Kindern über die Tschechische Slowakei nach Deutschland. „Sie war schwanger und hatte zwei riesengroße Koffer dabei mit Geschirr, Federbetten, unserem ganzen Hab und Gut darin", berichtet ihr Sohn Wolfgang.
Die Familie ging nach Schleswig-Holstein. Denn dort habe sie mit den Bekannten aus der Heimat und den Gutsherren einen Treffpunkt ausgemacht. 1949 lernte sie ihren zweiten Ehemann kennen. "Zufälligerweise hieß der auch Moysich", sagt Sohn Wolfgang Moysich. "Und er war Richter." Sein Beruf verschlug die Eheleute Mitte der 70er Jahre nach Detmold, da er eine Leitungsstelle am Sozialgericht angenommen hatte.
Sohn ist Tag und Nacht für seine Mutter da
Heute wohnt die 105-Jährige in der Brahmsstraße und fühlt sich pudelwohl. „Ich sitze gerne auf dem Balkon, schaue runter auf die Allee", sagt sie. Und bis vor einem Jahr wohnte sie dort, trotz ihres hohen Alters, sogar allein.
Dann zog ihr 78-jähriger Sohn aus Freiburg zu ihr nach Detmold, um sie zu unterstützen. Denn das Laufen fiel ihr immer schwerer. Sonst sei die Detmolderin fit. "Eine Grippe an Weihnachten hat sie in ein paar Tagen abgeschüttelt", sagt ihr Sohn. Er merke sogar noch heute etwas davon. Für seine Mutter da zu sein ist für den 78-Jährigen selbstverständlich. Und das ist er - Tag und Nacht. "Mitten in der Nacht hat sie den Wunsch nach einem Glas Rotwein und Parmaschinken", erzählt er. "Und dann trinken wir eben gemeinsam einen Rotwein und essen Parmaschinken."
Genießerin mit Liebe zu großen Reisen
Margarethe Moysich sei eben schon immer eine Genießerin gewesen, die das Reisen liebte. Sie hatte mit Freunden einen Treffpunkt an der Nordsee, ging gern auf Kreuzfahrt und besuchte oft einen bekannten Professor auf Sardinien. Große Reisen sind zwar nicht mehr möglich, aber Ausflüge für den Sommer, die hat ihr Sohn schon geplant. "Vielleicht zu den Donoperteichen oder in den Kurpark nach Bad Salzuflen", sagt er. Sie liebe die Natur.
Geburtstag mit Champagner und Parmaschinken
Gefeiert wird der 105. Geburtstag zunächst im kleinen Kreis, bevor im Frühling eine größere Feier mit Verwandten folgen soll. Heute gibt es erst einmal ein Glas Champagner. „Und Parmaschinken, der darf nicht fehlen", sagt Wolfgang Moysich.