Frauenanteil im Detmolder Stadtrat niedriger als ein Viertel

Detmold . 46 Sitze hat der Detmolder Stadtrat, elf davon sind mit Frauen besetzt (23,91 Prozent). Das ist exakt der Wert, der auch schon in der letzten Wahlperiode bestanden hat – und das obwohl 2018 mit einer Ausstellung und Vorträgen auf die geringe Quote aufmerksam und Werbung für mehr Frauen in der Kommunalpolitik gemacht worden war.

&bdquo;Seit 2004 dümpeln wir bei 24 Prozent", sagt Regina Homeyer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Detmold. Damit sei der Frauenanteil geringer als direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, als Frauen in Abwesenheit der Männer viele Positionen besetzten, aus denen sie sich später wieder zurückzogen. &bdquo;Gleichzeitig glaube ich, dass es noch nie ein so großes Bewusstsein dafür gab, dass Frauen in der Kommunalpolitik fehlen. Auch wenn sich die Erkenntnis und die Bereitschaft etwas zu verändern noch nicht im Ergebnis niederschlagen."

Gleichberechtigtes Miteinander hilft Anders ist das bei den Grünen, die in ihrer Ratsfraktion mit 44 Prozent den höchsten Frauenanteil haben. Was ist ihr Erfolgsrezept? &bdquo;Ich glaube, es sind zwei Dinge", sagt Fraktionschef Walter Neuling. &bdquo;Man muss im täglichen Umgang ein gleichberechtigtes Miteinander leben. Und durch das Gebot der Quotierung kommt noch einmal Druck mit rein." Bei der Kommunalwahl im Herbst sei die Partei stolz darauf gewesen, die Plätze 1 bis 12 auf der Wahlliste paritätisch mit Frauen und Männern besetzen zu können. Dann gab es einen plötzlichen Todesfall. &bdquo;Sonst wäre das Ergebnis noch besser gewesen", schätzt Neuling.

Die Quotenregelungen sind laut der Gleichstellungsbeauftragten ein gutes Instrument, um den Frauenanteil in der Politik zu erhöhen. &bdquo;Das zeigen die Beispiele aus Frankreich und Belgien. Sie sind wirkungsvoll, weil dadurch Frauen auch auf die aussichtsreichen vorderen Plätze der Wahlliste kommen", so Homeyer. Die Quotierungsdebatte werde in den Parteien unterschiedlich diskutiert und habe zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt.

Fünf von neun Parteien haben nur Ratsherren Die SPD erreicht in ihrer Fraktion 31 Prozent, die CDU kommt auf 8 Prozent. Darüber hinaus stellt Die Linke, die mit einem Einzelmitglied im Stadtrat sitzt, eine Ratsfrau. Die restlichen fünf der insgesamt neun vertretenen Parteien haben lediglich Ratsherren.

&bdquo;Das Gender-Ranking der Heinrich-Böll-Stiftung zeigt, dass es überall dort, wo Parteien viele Plätze im Rat mit Quotierung vergeben, einen höheren Frauenanteil gibt. Dort, wo es keine Regelung gibt, ist er niedriger", berichtet die Gleichstellungsbeauftragte. Deshalb zielt das Engagement der Stadt darauf, anzuregen, Wahllisten und in der Folge auch Gremien geschlechterparitätisch zu besetzen. &bdquo;Manche Politik sähe anders aus, wenn es gemischter wäre", betont Homeyer.

Neben der Quotierung sieht sie auch in der parteiinternen Kultur eine Schlüsselrolle. Sie verweist auf Studien, nach denen ein Hemmnis für politisches Engagement von Frauen im männlich geprägten, überalterten Umfeld und den Strukturen liegt. Besonders wichtig sei der Umgang miteinander. Dazu kommen ganz praktische Dinge wie die Uhrzeit von Sitzungen oder die Rededisziplin. Darüber hinaus könnten Botschaften wie &bdquo;man wolle jünger werden" kontraproduktiv sein, weil sich Frauen, die nach der Familienphase durchstarten könnten, unter Umständen nicht gewollt fühlten.

Der Frauenanteil im Rat und anderen Gremien solle weiter thematisiert werden, beispielsweise mit einer Aktualisierung der Ausstellung von 2018. Außerdem ist für 2022 eine Befragung von ehemaligen und aktiven Kommunalpolitikerinnen geplant – dazu, welche Barrieren es gibt, was sie motiviert und stört. Der Gleichstellungsbeirat wird sich voraussichtlich im April konstituieren.

Frauenanteil im Detmolder Stadtrat niedriger als ein Viertel

Ex-Bürgermeister-Kandidat geht für die FDP in den Detmolder Stadtrat

Gleichberechtigung im Grundgesetz - doch die Realität in Lippe ist ganz anders

Gesundheitsministerin Warken neue Chefin der Frauen-Union

Männersache Politik? Was wenig Frauen im Bundestag bedeuten

Erstmals mehr als 30 Prozent Frauen in Top-Management-Jobs

Politikforum in Lemgo: Frauen diskutieren Macht und Einflussnahme

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €