Durch Kleinanzeigen-Betrug gerät Familie in Detmold fast in die Obdachlosigkeit

Detmold. Mit Betrug über Ebay-Kleinanzeigen muss sich die lippische Polizei recht häufig rumschlagen. Eher selten kommt es dagegen vor, dass Beschuldigte ganze Wohnungen anbieten, die ihnen gar nicht gehören. So soll es einer fünfköpfigen Familie in Detmold ergangen sein, die wohl nur knapp der Obdachlosigkeit entkommen ist. Die Polizei hat gerade die Ermittlungen gegen den falschen Vermieter aufgenommen.

Zum Hintergrund: Seit mehr als einem Jahr sucht die betroffene fünfköpfige Familie schon nach einer neuen Bleibe, da ihr vorheriger Vermieter nach deren Angaben in Horn-Bad Meinberg Eigenbedarf angemeldet hatte. &bdquo;Das war einfach nicht möglich, weil uns keiner mit den Zwillingen wollte", sagt die 36-jährige Mutter. Neun Monate sind ihre jüngsten Kinder inzwischen alt, zur Familie zählen noch ein neunjähriger Sohn und zwei kleine Hunde.

"Die Wohnung schien perfekt"

Über die Plattform Ebay-Kleinanzeigen sei die 36-Jährige im Dezember dann endlich auf eine großräumige Vierzimmerwohnung zum Spottpreis von 400 Euro Kaltmiete aufmerksam geworden. Einen Tag später sei direkt ein Besichtigungstermin in Detmold verabredet gewesen, zu dem auch weitere Pärchen eingeladen wurden. &bdquo;Die Wohnung schien perfekt, trotz kaputter Tür. Darauf hatte ich aber erst gar nicht geachtet", sagt die 36-Jährige. Sie habe ihrem Mann Fotos geschickt, auch der sei begeistert gewesen. Der vermeintliche Vermieter soll sich später dann bloß telefonisch erkundigt haben, ob die Familie Hartz 4 beziehe. &bdquo;Auf unser Nein kam sofort die Zusage. Er wollte nicht mal mehr einen Einkommensbescheid meines Mannes sehen", sagt die dreifache Mutter.

Den Mietvertrag und die dazugehörigen Schlüssel sollte das Ehepaar erst bekommen, wenn die Überweisung von 1600 Euro Kaution erledigt sei. &bdquo;Wir haben uns das Geld von meinem Vater geliehen und überwiesen." Danach sei das Paar mehrfach vertröstet worden, bis die Familie den Schlüssel schließlich Ende Dezember doch noch an einem externen Übergabeort habe abholen konnte. &bdquo;Das kam mir schon etwas komisch vor, aber immerhin hatten wir dann den Schlüssel." Bei den Renovierungsarbeiten gab es aber dann eine böse Überraschung.

Vormieter mit hohen Mietschulden

Während das Ehepaar in der Wohnung werkelte, habe eine Nachbarin aus dem Haus das Paar unvermittelt angesprochen, ob es sich bei ihnen um die neuen Eigentümer handeln würde. Schließlich habe der Vorgänger die Wohnung endgültig verkaufen wollen. &bdquo;So kam überhaupt raus, dass es sich bei unserem angeblichen Vermieter bloß um den Vormieter handelte, der wohl selbst hohe Mietschulden hat", sagt die Mutter. Beide seien geschockt gewesen, aber dennoch erst einmal ohne Mietvertrag eingezogen – &bdquo;Wir hatten ja keine andere Wahl."

Der zuständige Makler, der sich um den Verkauf der Wohnung kümmern wollte, sei selbst fassungslos über die Situation gewesen, habe sich dann aber beim eigentlichen Eigentümer sehr für die Familie eingesetzt, berichtet die Neu-Detmolderin. Er selbst wollte sich gegenüber der LZ nicht zur Sache äußern. Die Familie kann aber aufatmen, erzählt sie. &bdquo;Sonntag haben wir den tatsächlichen Mietvertrag bekommen. Wir dürfen also Gott sei Dank trotzdem bleiben."

Konkrete Hinweise auf die Identität

Eine große Erleichterung nach dem katastrophalen Start ins Jahr. Nur die bezahlte Kaution sei jetzt futsch und die Polizei habe der Familie keine große Hoffnung gemacht, das Geld je wiederzusehen. Zum aktuellen Ermittlungsstand will die Polizei derzeit keine Angaben machen. Fakt sei aber, dass es konkrete Hinweise auf die Identität des Beschuldigten gebe, sagt Polizeisprecherin Nina Ehm.

Mit Hilfe des Opferhilfevereins Weißer Ring kann die Familie nun ein zweites Mal die Kaution bezahlen, das Geld werde durch ein zinsloses Darlehen erst einmal vorgestreckt. &bdquo;Es ist wirklich schlimm, dass sich jemand gerade an einer Familie mit so kleinen Kindern vergreift", sagt Lippes Außenstellenleiterin Dagmar Bothe. Mit solchen Delikten hätte es der Opferhilfe-Verein selten zu tun, es sei generell schwer, sich davor zu schützen. Nur die vorherige Nebenkostenrechnung könne man sich zeigen lassen, da sei zumindest der Name des Vormieters vermerkt. &bdquo;Zum Glück hat sich herausgestellt, dass der Vermieter so nett ist und die Familie drin lässt", sagt Bothe. Sonst wäre die Familie von einem Moment auf den anderen obdachlos gewesen.

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