Detmold. Dem Erhalt von Bäumen soll bei allen Entscheidungen in Detmold Priorität eingeräumt werden. Das fordern verschiedene Umweltschutzorganisationen in einem offenen Brief an den Bürgermeister. Für das laufende Jahr solle der Fokus unter anderem auf dem Erhalt des „Liebigwäldchens" und der Bäume am „Kaiser-Wilhelm-Platz" liegen. Konsequenter Baumschutz bedeute außerdem, nicht mehr zu erhaltende, geschädigte Bäume tatsächlich im vereinbarten Verhältnis 3:1 zu ersetzen und besonders wertvolle, gesund gewachsenen Bäume unter besonderen Schutz zu stellen. "Baumrettung in Detmold" Unterzeichnende sind die Bürgerinitiative „Baumrettung in Detmold", Fridays for Future Detmold und Lippe, die Bund-Gruppen Detmold und Lippe, der Nabu-Kreis- und Orstverband sowie Lippe im Wandel. Birgit Reher, die Unterzeichnende, schreibt an Bürgermeister Frank Hilker und den Detmolder Rat: Allein zum Jahresbeginn heiße es, dass „knapp 70 stadteigene Bäume, auch in der Kernstadt, mit einem Stammumfang größer als einen Meter", unumgänglich gefällt werden müssten. Die Gründe seien menschengemacht beziehungsweise beruhten auf dem Klimawandel: Beschädigungen, Bodenverdichtungen, Beeinträchtigungen durch Hitze, Trockenheit und Salzeintrag. „Das setzt den Trend der letzten Jahre fort, so kam es 2019 und 2020 insgesamt zu 1033 Fällungen", heißt es in dem schreiben weiter. Im Gegensatz dazu seien gerade einmal 205 Bäume neu gepflanzt worden – und das, obwohl der Rat 2019 beschlossen habe, dass für jeden gefällten Baum drei neue gepflanzt werden sollten. Kritik an Versiegelung Grund für dieses eklatante Missverhältnis seien fehlendes Budget und vor allem fehlende Flächen, habe es zur Erklärung geheißen. „Daher kann es nur stark verwundern, wenn in diesen Tagen nach dem Willen der Verwaltung mit dem Liebigwäldchen eine gewachsene, intakte Grünfläche in der Kernstadt von etwa einem halben Hektar mit Häusern und Straße dauerhaft versiegelt werden soll", so Reher für die Umweltgruppen. Es handele sich mitnichten um irgendein „Gehölzchen": Das Flurstück werde vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW als „Waldfläche" geführt und bestehe aus einer vielfältigen Mischung von gesunden Laubbäumen – davon würden 17 sogar zusätzlich im Hinblick auf den Artenschutz als besonders wichtig und damit besonders schützenswert eingestuft. Dieses Laubwäldchen stehe nachweislich wenigstens seit 1880 auf Waldboden. Verfasser erinnern an Wahlkampfversprechen „In unserer Bürgeranregung zur Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses im Dezember wurde schon detailliert auf die vielfältigen, aufgrund der Hanglage auch besonderen klimatischen Auswirkungen der Waldfläche hingewiesen. Wer im Wahlkampf öffentlich damit wirbt, für Bäume kämpfen zu wollen, der kann die Pläne zur Vernichtung von Wald nur ablehnen", so das Schreiben weiter. Leider komme es auch auf anderen Flächen immer wieder zu Fällungen. So hätten mehrere offensichtlich gesunde Lindenbäume auf dem neuen Parkplatz eines Verbrauchermarktes an der Elisabethstraße weichen müssen. Knapp 5000 Unterschriften Weit über 100 Jahre alte Bäume seien durch die Erweiterungsmaßnahmen des Klinikums in Gefahr. „Auch hier ist die Politik gefordert, nicht tatenlos zuzusehen", erklären die Initiativen. Wohl noch in diesem Jahr stehe die Entscheidung über den dritten Bauabschnitt zum Kaiser-Wilhelm-Platz an. Nach den ursprünglichen Plänen solle hier die prägnante Reihe von 14 großgewachsenen Linden für mehr Parkraum geopfert werden. Knapp 5000 Bürgerinnen und Bürger hätten 2019 mit ihrer Unterschrift dokumentiert, dass sie gegen ein derartiges Vorgehen Protest einlegen und konnten so das Vorhaben erst einmal stoppen. Baumbestand zurückgegangen Im Fazit seien in den letzten Jahren sind die Bäume in Detmold stark in Mitleidenschaft gezogen worden, wodurch der Baumbestand deutlich zurückgegangen sei. Bäume leisteten einen immensen Beitrag zum Klima- und Gesundheitsschutz und böten wichtige Versickerungsflächen bei Starkregenereignissen, erfüllten einen prägnanten Beitrag zum Stadtbild und seien Lebensraum für Vögel, Insekten und Kleinstlebewesen. In dramatischen Zeiten für Wald und Klima müssten die vorhandenen intakten und gerade im innerstädtischen Bereich besonders wertvollen ökologischen Strukturen bewahrt werden.