Ehemaliger Koreaner in der Krummen Straße wird zum Sozialcafé

Detmold. Dort, wo vor wenigen Wochen noch vor allem Fleisch auf heißen Tischgrills gebrutzelt und gezischt hat, steigt einem nun nur noch der Geruch von auf und ab schwingenden Farbrollen in die Nase. Elf motivierte Helferinnen und Helfer haben sich an diesem Vormittag im Ex-Restaurant Frau Cho in der Krummen Straße zusammengetan, um bei den anstehenden Renovierungsarbeiten mit anzupacken. Das gerade erst geschlossene koreanische Restaurant macht eine Metamorphose durch: Der gemeinnützige Verein "Lipper für Lipper" will hier im Herbst ein Sozialcafé eröffnen.

Zwischen Farbeimern und Schleifgeräten strahlt Sascha Thomas als Vorsitzender gemeinsam mit seiner Ehefrau und Stellvertreterin Ina Thomas nur so um die Wette, wenn es um das gerade entstehende Herzensprojekt geht. Genau so soll das Café auch am Ende heißen: "HerzStück", ein Miteinandercafé, das als eines von vielen sozialen Projekten gleichzeitig auch die Basis des 2020 gegründeten Vereins bilden soll. "Wir versorgen Menschen unterhalb der Armutsgrenze", erklärt Sascha Thomas dazu. Jeden Samstag wolle das Team hier bedürftigen Familien oder alleinstehenden älteren Menschen ein warmes Mittagessen und einen Platz zum Austausch bieten.

Bisher habe der Verein das Sozialcafé am Wochenende in den Räumen des CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) betrieben. Das sei auf Dauer allerdings zu eng geworden, sagt Ina Thomas. Außerdem habe das Orga-Team jede Woche aus Neue den Mittagstischbetrieb auf- und wieder abbauen müssen. "Das war immer ein ganz schöner Kraftakt." Denn der Bedarf ist da, sagt das Ehepaar: Etwa 120 bis 125 Familien samt Angehörigen nutzten das Sozialcafé bereits. "Für viele ist der Samstag ein Dreh- und Angelpunkt", sagt Ina Thomas. Nicht nur das Essen stehe hier im Mittelpunkt, allen voran gehe es um die soziale Interaktion. Manche hielten sich schon weit vor Einlass um 11 Uhr bereit, um ja nichts zu verpassen.

Sozialcafé ist keine Konkurrenz für die Gastronomie Deshalb sind die Verantwortlichen froh, dass die Raumsuche ein Ende gefunden hat. Das Projekt sei als ergänzendes Element für das Angebot der Tafeln zu verstehen. Für die allgemeine Öffentlichkeit wird das Miteinandercafé nicht bestimmt sein. Das Angebot stehe ausschließlich Menschen mit der Lipper für Lipper- oder Detmold-Karte zur Verfügung. Es sei an diejenigen gerichtet, die zwar an der Armutsgrenze lebten, aber eben noch nicht "so weit darunter" fielen, dass ihnen weitere Ansprüche zustünden. Das Konzept sei rein gemeinnützig. "Wir sind keine Konkurrenz für die Gastronomie", sagt Sascha Thomas. Das wolle der 49-Jährige klarstellen.

Genauso wenig kümmere sich der Verein um Obdachlose, wie sich in der Stadt fälschlicherweise herumgesprochen habe, das sei Sache der Herberge zur Heimat. "Wir sind keine Sozialarbeiter", sagt Sascha Thomas. Doch das Miteinandercafé möchte seine Türen auch für andere soziale Projekte offen halten. Wer einen Platz braucht, könne den Verein ansprechen. Sie wüssten selbst, wie schwer es sei, Räume zu finden. Neben dem Wochenendangebot sind donnerstags und freitags laut dem Ehepaar Thomas zudem warme Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung für Schülerinnen und Schüler geplant. Zwei EDV-Plätze seien dafür vorgesehen.

Unterstützung kommt von allen Seiten Doch jetzt müsse der Laden erst einmal gründlich renoviert und zum Café umgebaut werden. Das ins Auge fallende Mobiliar mit den hölzernen Tischen samt eingesetzten Grillplatten hatten die vorherigen Pächter schon ausgeräumt. Es ist das erste Mal, dass der Verein "Lipper für Lippe" nun für eines seiner Projekte eine regelmäßige Miete bezahlen muss. Die Verpächterin sei den Ehrenamtlichen aber entgegengekommen, sagt das Paar, da es sich ja um ein gemeinnütziges Konzept handele. Ins Detail dazu möchte der Vorstand nicht gehen. Doch die Unterstützung von hiesigen Firmen und lokalen Händlern sei enorm. Der neue Standort werde das Angebot für die Bedürftigen durch die zentrale Lage zudem noch besser erreichbar machen.

Nächstes Jahr soll das "HerzStück" dann bestenfalls zu einem integrativen Café werden, in dem Menschen mit Behinderungen beschäftigt werden könnten. Das Team hat also einiges vor. Während das Ehepaar das Konzept an diesem Vormittag vorstellt, streicht das Helfer-Team der Firma Dell DPS oben im Hintergebäude eifrig die Bürowände. "Wir sind unfassbar dankbar für diesen Support."

Ehemaliger Koreaner in der Krummen Straße wird zum Sozialcafé

Detmolder kämpfen gegen Einsamkeit

Ein Stern weist Detmoldern den Weg ins Herz von Bedürftigen

Kultur für Alle: Round Table 50 Lippe spendet an die Kulturloge Lippe

Mit „Plausch und Flausch“ gegen Einsamkeit: Lippische Senioren streicheln Alpakas und Esel

Jubiläum in Lemgo: Hörgeräte Baschlebe feiert mit sozialem Einsatz

„Mein Herz hängt daran“: Wer hinter der Trauerbank in Detmold steckt

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €