In Detmold singen die Cowboys Italienisch

Detmold. Er hielt sie für seine beste Oper, und seine ungewöhnlichste ist sie sicherlich: &bdquo;Das Mädchen aus dem goldenen Westen“ beziehungsweise: &bdquo;La Fanciulla del West“. Giacomo Puccini legte darin ein mitreißendes Libretto im Hollywood-Stil vor – und gleichzeitig definierte er damit das, was bis heute als wuchtige Western-Musik gilt. Das Stück ist opulent, ungewöhnlich und wird eher selten gespielt. Das Landestheater bringt es nun auf die Bühne. Premiere ist am Freitag, 13. September, um 19.30 Uhr. Gezeigt wird sie im italienischen Original mit Übertiteln.

Giacomo Puccinis Stück wurde 1910 in der New Yorker Met uraufgeführt: Arturo Toscanini hatte dirigiert, Enrico Caruso sang. Keine schlechte Combo. Aber bis auf diese Zusammensetzung und die Herkunft des Komponisten hat &bdquo;La Faniculla“ nichts mit Italo-Western zu tun, sondern nahm vielmehr vieles vorweg, was erst viele Jahre später zum Western-Klischee wurde.

Große und moderne Frauenrolle Wie in den anderen großen Opern &bdquo;Tosca“, &bdquo;Turandot“ oder &bdquo;Madama Butterfly“ entwirft Puccini eine starke Frauenrolle. Es geht um Minnie. Sie ist die einzige Frau in einem Ort, in dem die Sehnsucht während des Goldrausches in Kalifornien nach Reichtum und Ruhm den rauen, harten Ton überlagert. Minnie betreibt eine Bar und wird von allen Männern verehrt. Insbesondere Sheriff Jack Rance ringt um ihre Gunst. Doch Minnie lässt ihn knallhart abblitzen: Sie glaubt noch immer an die eine große Liebe. Da betritt ein Fremder die Bar, der sich als &bdquo;Johnson aus Sacramento“ ausgibt. Er und Minnie kennen sich von früher, und unübersehbar knistert es zwischen den beiden. Jack Rance wird rasend vor Eifersucht. Als klar wird, dass &bdquo;Johnson“ in Wirklichkeit der Räuber Ramerrez ist, auf den ein Kopfgeld angesetzt ist, geht es schnell um Leben und Tod. Doch am Ende siegt – ganz nach Hollywood-Manier – die Liebe samt Reiten in den Sonnenuntergang.

Satter Sound und viel Handlung Satter Orchestersound, viel Handlung, kaum Solonummern oder griffige Arien, vielmehr ein Konzept, bei dem die Musik der dramatischen Entwicklung des Geschehens dient: Auch das ist eine Besonderheit des Stücks. Generalmusikdirektor Per-Otto Johansson freut sich schon drauf. &bdquo;Es ist so toll für das Orchester“, sagt er, &bdquo;und die Musik hat so viele Klangfarben.“ Im Landestheater gibt es die &bdquo;kleine“ Version zu hören. Man muss sich an das anpassen, was man hat, denn diese Oper gibt eigentlich die volle klangliche Breitseite vor und erfordert außerdem viel Personal auf der Bühne.

Für Regisseur Kay Link bedeutet das auch: auf die stillen und die Zwischentöne achten. &bdquo;Es gibt raue und liebende und schwache Cowboys“, schildert er, &bdquo;und wir werden einerseits Klischees bedienen: Wir alle sind doch mit Lucky Luke und dem aufrechten Sheriff aufgewachsen. Gleichzeitig geht es aber auch darum, diese Klischees zu entlarven.“ Einerseits ist deswegen stets klar: Hier geht es um ein Schauspiel und unter der Western-Kluft der Sänger blitzt auch mal normale Straßenkleidung hervor. Andererseits ist das Stück wie in einem Diorama platziert – Link: &bdquo;Zur Entstehungszeit gab es Völkerschauen, um Menschen in Europa mit lebenden Personen andere Kulturen vorzuführen, oder Schaubilder in Museen. Und unseres wird lebendig.“

Nachts im Museum &bdquo;Ganz wie in ,Nachts im Museum auf der Leinwand’“, pflichtet Eleonore Marguerre bei. Sie singt die Minnie und gibt damit ihr Debüt in Detmold. Ihre anderen aktuellen Aufgaben umfassen Woglinde im neuen &bdquo;Rheingold“ am Theatre de la Monnai, Rosaline in &bdquo;Die Fledermaus“ am New National Theatre in Tokio sowie an den Opernhäusern in Toulon, Rennes, Nantes und Avignon. Die gefragte Sopranistin erklärt: &bdquo;Für mich ist es die größte Frauenrolle bisher, denn hier gibt es sehr viel zu singen und auch sehr viel zu spielen, vom Anfang bis zum Ende.“ Außerdem sei die &bdquo;Minnie“ auch sonst eine Herausforderung – vor allem, weil sie eben nicht die melodramatische Opernfigur sei, sondern vielmehr eine Frau, die in einem Umfeld von toxischer Männlichkeit die Zügel in der Hand hält und ihren Kerl rettet. &bdquo;Sie sagt nicht: Ich liebe dich“, schildert die Sängerin, &bdquo;sie sagt eher: Der gehört mir.“

Es spielt das Sinfonische Orchester, die Statisterie ist dabei sowie die Extrachöre. In weiteren Rollen singen Jonah Sungin/Alik Abdukayumov, Ji-Woon Kim, Stephen Chambers, Andreas Jören und weitere. Das Bühnenbild besorgt Katrin Hieronimus und die Kostüme Jule Dorhn-van-Rossum. Weitere Termine sind nach der Premiere unter anderem am 22. und 28. September, am 5. und 29. Oktober sowie am 1., 9., und 24. November und im Dezember am 11. und 28. des Monats.

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