Detmold. Unter dem Motto „Werde Zweitzeuge“ zeigt eine neue Ausstellung (Über)Lebensgeschichten von Holocaust-Überlebenden und fordert dazu auf, über die Rolle von Erinnerung in unserer Gesellschaft nachzudenken und aktiv Verantwortung zu übernehmen. Die Ausstellung des Vereins „Zweitzeugen“ ist bis zum Sonntag, 10. November, im Lippischen Landesmuseum Detmold zu sehen.
„Im Zentrum der Ausstellung stehen die bewegenden Biografien von Chava Wolf, Henny Brenner, Dr. Leon Weintraub und Wolfgang Lauinger, die alle die Schrecken des Holocaust überlebten und deren Geschichten heute wichtige Zeugnisse des Überlebens und der Menschlichkeit in dunklen Zeiten darstellen“, schreibt das Landesmuseum in einer Pressemitteilung. Diese Geschichten werden multimedial und interaktiv erzählt, „sodass Besucher durch Videos, Audiobeiträge und interaktive Elemente tief in das Leben dieser Zeitzeuginnen eintauchen können.“ Begleitet werden die persönlichen Berichte durch historische Kontextinformationen. Diese beleuchteten gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen, die zum Holocaust führten, und zeigten auf, wie tief antisemitische Strukturen bis heute in unsere Welt hineinreichten.
Dialog der Generationen
Besonders im Fokus stehe dabei die Frage: Was können wir aus der Vergangenheit lernen und wie können wir diese Erkenntnisse in unser heutiges Leben übertragen? „Vor allem jungen Menschen wird die Gelegenheit geboten, sich mit diesen Fragestellungen auseinanderzusetzen und dabei eigene Positionen zu finden“, heißt es weiter. Die Ausstellung schaffe einen Raum, in dem der Dialog über Generationen hinweg gefördert werde, und rege dazu an, sich mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung zu befassen.
Das Ziel der Ausstellung sei es, die Besucher zu „Zweitzeugen“ zu machen – „zu Menschen, die die Geschichten der Holocaust-Überlebenden in ihre eigene Welt tragen, sie weitergeben und so die Erinnerung an diese Zeit lebendig halten.“ Indem sie sich mit den Schicksalen der Überlebenden auseinandersetzen, würden sie selbst zu aktiven Gestaltern einer erinnernden Gesellschaft und träten für eine Zukunft ohne Hass und Ausgrenzung ein.
Frühzeitiges Sensibilisieren
Der Verein „Zweitzeugen“ verfolge das Ziel, insbesondere junge Menschen jeder Bildungsschicht dazu zu ermutigen, sich intensiv mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen und aktiv gegen Antisemitismus und Rassismus in der Gegenwart Stellung zu beziehen.
„Die Überlebensgeschichten der Schoah-Zeitzeugen werden in persönlichen Interviews festgehalten und anschließend auf vielfältige Weise aufbereitet – in Magazinen, die käuflich erworben werden können, in Filmen sowie in Wanderausstellungen“, schreibt das Museum.
Zentrales Anliegen des Vereins sei der direkte Kontakt zu Schulklassen und Bildungseinrichtungen ab der vierten Jahrgangsstufe, „um junge Menschen frühzeitig für das Thema zu sensibilisieren und sie als Multiplikatorinnen in ihren eigenen Gemeinschaften zu gewinnen.“