Dieser Grundschule aus Detmold macht in Sachen Leseförderung keiner etwas vor

Detmold. Vorsichtig hält Malia (10) aus der 4c die bunte Papiertüte in den Händen. Mit einem strahlenden Lächeln tritt sie vor ihr Lese-Patenkind Sophie (6), die schon ganz gespannt auf das Geschenk wartet. Die Tüte hat Malia selbst gestaltet – sie ist mit vielen bunten Farben und einer leuchtend gelben Sonne verziert. Stolz überreicht sie Sophie die Lesetüte. Neugierig wirft die Erstklässlerin einen Blick hinein. Zwischen einem neuen Lesezeichen, einem farbenfrohen Türanhänger und einer persönlichen Botschaft entdeckt sie das Highlight: ihr neues, ganz eigenes Buch.

Szenen wie diese spielten sich in der vergangenen Woche vielfach im Bildungshaus Weerth-Schule an der Siegfriedstraße ab, als die Eulen (Klasse 4c) zu den Zebras (1c) zu Besuch kamen. Die besonderen Momente sind das Herzstück der Lesetüten-Aktion, die an der Weerth-Schule nun wieder für leuchtende Kinderaugen sorgte. Insgesamt 150 Viertklässler haben in den vergangenen Wochen ebenso viele Papiertüten für die Erstklässler gestaltet. Der Inhalt ist eine kleine Überraschung – jedes Kind erhält ein individuell verziertes Tütchen, gefüllt mit kleinen persönlichen Botschaften und einem Erstlesebuch. In diesem Jahr geht es darin um Tiere im Wald. &bdquo;Die Kinder sollen erleben, dass Lesen etwas ganz Besonderes ist“, erklärt Schulleiterin Iris Hansmann das Vorhaben, das bei den Kindern schon früh die Freude am Lesen auf spielerische Weise fördern soll.

Buchhändler: &bdquo;Engagement ist bemerkenswert“ Die Lesetüten-Aktion ist Teil einer bundesweiten Initiative der IG Leseförderung im Börsenverein des Deutschen Buchhandels. In Zusammenarbeit mit den Verlagen Oetinger und Arena sowie dem örtlichen Buchhandel wird das Projekt seit 2011 an vielen Schulen umgesetzt. Die Weerth-Schule macht zum zweiten Mal bei der Aktion mit. Im Kreis sind das Buchhaus am Markt und die Stiftung &bdquo;Für Lippe“ wichtige Partner. &bdquo;Welch großes Engagement Frau Hansmann und ihr Team speziell im Bereich der Leseförderung zeigen, ist sehr bemerkenswert“, lobt Buchhändler Alfred Westermann.

Denn: Die Weerth-Schule geht noch weiter. Leseförderung ist hier ein großer Bestandteil des Schulalltags. Die Schule beteiligt sich etwa am &bdquo;Lies mit“-Projekt der Reinhard-Mohn-Stiftung, an dem derzeit elf Grundschulen in Lippe beteiligt sind. Über einen Zeitraum von 15 Monaten verpflichten sich die Schulen zur Umsetzung bestimmter Lesefördermaßnahmen. Dazu zählen unter anderem fünf verschiedene Lautlese-Verfahren für die Zweit- bis Viertklässler, etwa gemeinsames Vorlesen im Chor oder in Partnerarbeit. Ziel ist es, die Leseflüssigkeit und das Textverständnis der Grundschüler zu fördern.

Mithilfe des Salzburger Lesescreenings in einer Online-Variante wird der Lernfortschritt der Kinder erfasst. Die Projektverantwortung liegt bei Torsten Buncher, dem Schulamtsdirektor des Kreises Lippe. Lehrerin Ann-Christin Meyer koordiniert das Projekt im Bildungshaus: &bdquo;Die Kinder haben dann beispielsweise drei Minuten Zeit und müssen so viele Sätze wie möglich auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen.“ Der Vorteil an den Online-Tests sei, dass die Kinder ihren eigenen Lernerfolg beim Lesen sofort vor Augen geführt bekommen. Etwas, was beim Lesenlernen nicht immer ganz einfach darzustellen sei.

Kinder sollen Freude am Lesen entwickeln Darüber hinaus sorgen in der von Eltern geführten Schulbücherei aktuell zehn engagierte Mütter und Väter dafür, dass die Kinder regelmäßig neuen Lesestoff in Form von haptischen Büchern entdecken können. Auch Ehrenamtliche Helferinnen kommen regelmäßig als sogenannte Lesegroßmütter an die Schule, um den Schülerinnen und Kindern Zeit zu schenken, ihnen vorlesen und so ihre Lesekompetenz ganz individuell fördern. Autorenlesungen, interaktive Buchpräsentationen und Lese-Buddys, bei denen ältere Schüler Patenschaften für Kita-Kinder übernehmen, ergänzen das vielfältige Angebot.

&bdquo;Lesen braucht es für so vieles“, sagt Schulleiterin Iris Hansmann: &bdquo;Uns ist es vor allem auch wichtig, bei den Kindern ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie schön das Schmökern in einem tollen Buch sein kann.“ Heutzutage übernehmen Schulen und Lehrkräfte viele Aufgaben, die früher in der Verantwortung des Elternhauses lagen . &bdquo;Während die Kinder früher schon um 13 Uhr zu Hause waren, bleiben sie heute oft bis 15 Uhr oder länger. Das bedeutet für uns noch einmal eine ganz andere Verantwortung.“ Mit den vielfältigen Leseangeboten will das Kollegium den Kindern demnach nicht nur Lesekompetenz vermitteln, sondern vor allem auch deren Freude am Lesen nachhaltig entwickeln.

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