Messerangriff in Detmold: Staatsanwaltschaft akzeptiert Urteil gegen Sohn des Getöteten

Detmold. Die Staatsanwaltschaft Detmold will die überraschende Bewährungsstrafe für den Sohn des in der Bachstraße erschossenen Mannes (43) nicht anfechten. Damit ist das Urteil jetzt rechtskräftig. Die Verteidiger hatten sich schon im Saal damit einverstanden erklärt.

Der Schüler (20) war vergangene Woche vor dem Jugendschöffengericht zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden. Vor der Verhandlung hatte selbst der Vorsitzende Jugendrichter mit diesem Ausgang nicht gerechnet.

Antrag der Staatsanwältin weitaus höher als das Urteil Mit Blick auf die Akte hielt Jugendrichter Christian von Borries eher den Vorschlag der Staatsanwaltschaft für realistisch. Staatsanwältin Johanna Bretthauer hatte in der Sitzung eine dreijährige Jugendstrafe beantragt, eine mögliche Berufung dann aber nicht mehr angeregt. Die Entscheidung dazu trifft letztendlich der Behördenleiter, der die einwöchige Frist verstreichen ließ.

Dabei waren die Vorwürfe gegen den Sohn nicht unerheblich. Gemeinsam mit seinem Vater (43) und seinem Cousin (24) war der 20-Jährige am 4. Januar auf die inzwischen wegen Mordes und Beihilfe angeklagten 19-Jährigen losgegangen. Dem späteren Schützen versetzte der Schüler während der Attacke offenbar im Affekt einen Messerstich im Rippenbereich, so gab er es vor Gericht an. Der Kontrahent hatte Glück, zu keiner Zeit bestand Lebensgefahr.

Obwohl die Dashcam eines vorbeifahrenden Autos einen Großteil des Gewaltakts festgehalten hat, ist auf dem Video der Einsatz des Messers nicht zu sehen. Auch keiner der vielen Augenzeugen konnte berichten, welcher der Beteiligten zugestochen hatte. Auf dem Griff befand sich sowohl DNA vom Vater als auch vom Sohn.

&bdquo;Ich glaube, dass wir dem Gericht begreiflich machen konnten, wie wertvoll sein Geständnis in dieser Sache war“, sagte Verteidiger und Nebenklage-Vertreter Burkard Benecken am Rande des immer noch laufenden Mordprozesses vor dem Landgericht. Objektiv hätte das Gericht dem Schüler den Messerstich nicht zweifelsfrei nachweisen können.

20-Jähriger übernimmt Verantwortung für Messerangriff Der Mandant habe für sein Verhalten Verantwortung übernommen und davon abgesehen, seinen verstorbenen Vater zu belasten. Pflichtverteidiger Murat Baspinar gab sich kurz nach dem Prozess erleichtert, aber realistisch. &bdquo;Das hätte auch anders ausgehen können.“

Dagegen will Verteidiger Remzi Yalcin die einjährige Bewährungsstrafe samt 2000 Euro Geldauflage gegen den 24-jährigen Cousin nicht hinnehmen. Der Bad Salzufler hatte Schläge und Tritte ausgeteilt, davon blieben aber nachweislich kaum Blessuren. Verteidiger Yalcin beantragte daher eine dreimonatige Bewährungsstrafe oder eine Geldstraße unter 90 Tagessätzen. Wird das aktuelle Urteil rechtskräftig, gilt sein Mandant als vorbestraft.

Schusswaffe bleibt verschwunden Noch weniger Glück hatten derweil Taucher der Feuerwehr Lemgo, die am Freitag extra ausschwärmten, um die für die tödlichen Schüsse verantwortliche Waffe nach einem Tipp des Angeklagten zu suchen. Trotz intensiver Suche - inklusive Metalldetektor - gelang es dem Team nicht, die mutmaßlich ins Wasser geworfene Schusswaffe zu bergen. Der Hauptangeklagte hatte über seinen Verteidiger zum Beginn des Prozesstages angegeben, an welcher Stelle er die Waffe entsorgt haben will.

Weshalb die Suche erfolglos blieb, lässt sich laut Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth bloß spekulieren. Es steht also nicht fest, ob die Pistole bei höherem Wasserspiegel weggespült wurde, sie an der Stelle des Baches niemals lag oder jemand anderes sie möglicherweise an sich genommen hat. Fakt ist: Unmittelbar in der Nähe hatten Polizeitaucher schon einmal gesucht.

Das Urteil gegen den Schützen und seinen mitangeklagten Kumpel im Fall Bachstraße wird am 11. Juli erwartet.

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