Weniger Ideologie, mehr Realität: FDP-Mann Dr. Elmar Thyzel will Kurswechsel für Detmold

Detmold. Bei der anstehenden Kommunalwahl schickt die FDP den promovierten Naturwissenschaftler Dr. Elmar Thyzel ins Rennen um das Bürgermeisteramt. Der 49-Jährige bringt Erfahrung aus der freien Wirtschaft mit und möchte für frischen Wind im Rathaus sorgen. Im Interview spricht er über finanzielle Fehlentwicklungen und darüber, wie er vor allem Detmolds Stärken noch mehr zur Geltung bringen möchte.

Herr Thyzel, warum kandidieren Sie für das Bürgermeisteramt in Detmold?

Dr. Elmar Thyzel : Ich bin schon länger ehrenamtlich und auch parteipolitisch engagiert. Bei der anstehenden Kommunalwahl geht es um eine Weichenstellung. Der Einsatz für ein lebenswertes Detmold mit einer lebendigen Innenstadt, kulturellen Leuchttürmen und einer starken Wirtschaft ist mir ein großes Anliegen. Diesen Einsatz möchte ich, so ich denn gewählt werde, gerne leisten. Durch meine Erfahrungen in der Privatwirtschaft habe ich einen anderen Blick auf viele Dinge. Dieser fehlt mir manchmal bei reinen Verwaltungsmenschen.

Unternehmen würden also besonders von Ihnen im Chefsessel profitieren?

Dr. Elmar Thyzel : Ich will die Expertise, die ich aus der freien Wirtschaft mitbringe, zum Wohle der Detmolder Bürger einsetzen. Eine starke Wirtschaft ist essenziell (für eine gut aufgestellte Kommune), denn irgendwoher muss das Geld kommen, das die Stadt ausgibt. Wir steuern dieses Jahr auf ein Haushaltsminus zu. Für das nächste Jahr hat die Detmolder Kämmerin ebenfalls ein Haushaltsminus veranschlagt. Das bedeutet, wir brauchen einerseits eine starke Einnahmenseite, müssen andererseits aber auch auf die Ausgabenseite schauen.

An welchen Stellen würden Sie den Rotstift ansetzen?

Dr. Elmar Thyzel : Bei städtischen Ausgaben kommt mir in Detmold die Frage zu kurz: &bdquo;Brauchen wir das wirklich, gerade auf lange Sicht? Ein Beispiel ist der Hangar 21, der sicherlich ein spannendes Objekt ist, der aber im Unterhalt jedes Jahr sechsstellige Beträge bindet. Wollen wir das Geld nicht lieber in die Förderung von Kunst und Kultur investieren? Es werden Kreisverkehre an Stellen geplant wie der Elisabethstraße, wo jeder Bürger, den man anspricht, sich fragt: Warum braucht es den? Das sind Gelder, mit denen ich lieber Schulturnhallen oder -toiletten sanieren würde.

Beim Thema Verkehr sprechen Sie gern von &bdquo;Miteinander-Mobilität“. Was bedeutet das?

Dr. Elmar Thyzel : Mir werden zu oft die Interessen der Verkehrsteilnehmer gegeneinander ausgespielt. Es geht doch darum, dass sich alle sicher und gut voran bewegen können. Miteinander-Mobilität bedeutet für mich genau das. Radwege sollten nicht dazu dienen, den Autoverkehr zu behindern. Muss ich die Elisabethstraße zu einer Fahrradstraße umbauen oder wären Fahrradfahrer in der parallel verlaufenden Bachstraße nicht besser aufgehoben, wo man nicht ständig Autofahrer hinter sich hat? Das wird meiner Meinung nach beiden Seiten nicht gerecht.

Sehen Sie die Detmolder Innenstadt gut aufgestellt?

Dr. Elmar Thyzel : Unsere Innenstadt ist ein wertvolles Asset. Mein Motto ist: Stärken stärken. Die meisten Menschen kommen mit dem Auto nach Detmold. Entweder haben sie die Möglichkeit, zentrumsnah zu parken, oder sie werden nicht nach Detmold kommen. Sie fahren dann nach Hameln, Paderborn oder Bielefeld. Wir sehen es an den Kaufkraftkennziffern, dass der Kaufkrafteinstrom nach Detmold nachlässt. Demnächst bekommen wir eine Lösung am Hornschen Tor. Das ist für den Einzelhandel sehr hilfreich. Dass die Kommune das Areal aber selbst entwickelt, ist für mich ein ordnungspolitischer Sündenfall. Wenn sich kein Investor findet, der der Meinung ist, er kann das Objekt entwickeln und profitabel betreiben, warum meint die Stadt Detmold, sie könne das? Das bindet im Zweifelsfall Mittel auf Jahrzehnte, die für andere Dinge fehlen werden.

Sie hätten lieber Geld eingespart und das Areal so belassen, wie es ist?

Dr. Elmar Thyzel : Wenn sich niemand findet, stellt sich die Frage: Warum findet sich niemand? Ich kann als Stadt Rahmenbedingungen setzen. Das fängt damit an, für welchen Preis ich das Areal anbiete und welche Auflagen ich einem Investor mache. Und wenn sich zu den Rahmenbedingungen, die ich setze, kein Investor findet, sind sie vielleicht falsch oder zumindest zu eng gewählt.

Detmolds Stärken stärken - wo würden Sie da ansetzen?

Dr. Elmar Thyzel : Die Themen Innenstadt und Einzelhandel habe ich schon angesprochen. Wir haben kulturelle Leuchttürme mit dem Landestheater, dem Sommertheater, dem Freilichtmuseum. Die Kommune sollte alles tun, um diese Leuchttürme zu erhalten. Ich habe in den letzten Jahren das Gefühl, dass das klassische Kulturangebot in Detmold nicht mehr so im Fokus der Kommunalpolitik steht, wie es vielleicht in der Vergangenheit war. Beim Thema Wirtschaft fängt es bei der Ausweisung von Gewerbeflächen an und einer Verkehrspolitik, die es ermöglicht, Detmold gut zu erreichen. Das ist nicht nur wichtig für Arbeitskräfte, sondern auch für Studenten, die sich ansonsten gegen Detmold entscheiden, obwohl es attraktive Arbeitgeber gibt.

Hat Detmold für junge Leute genug zu bieten?

Dr. Elmar Thyzel : Es wäre wünschenswert, wenn es in Detmold Kneipen, Clubs und Discotheken gäbe, die gerade junge Menschen ansprechen. Das ist etwas, das die Privatwirtschaft angehen müsste. Doch es geht auch um Rahmenbedingungen. Wie komme ich aus Heiligenkirchen abends in die Stadt und wieder zurück? Junge Leute sollen nicht sagen: ’Wenn ich ohnehin immer Auto fahren muss, dann fahre ich halt gleich nach Paderborn, da ist mehr los.’ Wie gehen wir mit Lärmschutz um? Müssen Veranstaltungen in der Innenstadt wirklich um 22 Uhr beendet werden? So etwas macht die Stadt deutlich unattraktiver.

Was wollen Sie tun, um Familien von Detmold zu begeistern?

Dr. Elmar Thyzel : Familien kommen nach Detmold, wenn es Arbeit, bezahlbaren Wohnraum und Sicherheit gibt. Das subjektive Sicherheitsgefühl, gerade in der Innenstadt, kann erhöht werden. Ich wohne selbst in der Innenstadt. Dort kann der kommunale Ordnungsdienst zusammen mit der Polizei sicherlich mehr Präsenz zeigen, ebenso wie an den Schulen. Wir brauchen Schulen, die gut ausgestattet sind. Geld dafür sollte vorhanden sein und nicht für andere Dinge ausgegeben werden. Wenn ich mir anschaue, dass Detmold zehn Jahre vor dem Ziel der Bundesregierung klimaneutral sein will, stelle ich mir wieder die Frage: Ist das sinnvoll oder ist das eher ideologiegetriebene Wohlstandsvernichtung?

Persönlich Dr. Elmar Thyzel ist 49 Jahre alt, ledig und lebt in Detmold. Der gebürtige Beckumer studierte Biochemie in Bayreuth und Bielefeld und promovierte am Herz- und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen. Thyzel arbeitete international als Strategieberater und ist Unternehmer im Bereich Personaldienstleistungen. In der FDP engagiert er sich seit 2006, aktuell ist er Schatzmeister des Ortsverbands Detmold und des Kreisverbands. Zudem ist Thyzel stellvertretender sachkundiger Bürger im Stadtentwicklungsausschuss und im Beirat für die Belange von Menschen mit Behinderung.

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