Warum das Detmolder Sinalco-Musical nach Orangen duftet

Detmold. Sinalco aus Detmold war mal die zweitgrößte Marke nach Coca Cola. Und Sinalco-Cola wurde erfunden, weil die Nazis nicht wollten, dass das Originalgetränk aus den USA während der Olympischen Spiele 1936 in Berlin getrunken wird. All das sind Randnotizen der über 120 Jahre währenden Geschichte der Brause aus Detmold. Sinalco widmet sich anlässlich der Festwoche &bdquo;200 Jahre Landestheater“ nun das Auftragsmusical &bdquo;Das Glück ist eine Orange“ von Peter Lund und Thomas Zaufke - Uraufführung und Premiere sind am 24. Oktober.

Sinalco ist ein Stück deutsche Geschichte. Von der Idee 1905, das Produkt via Konzession weltmarktfähig zu machen, über die Entmachtung des jüdischen Firmenleiters bis hin zum arischen Vorzeigebetrieb und einer bundesrepublikanischen Erfolgsstory, die in den 70er-Jahren das Lebensgefühl einer ganzen Generation prägte, spannt sich diese aufregende Firmengeschichte. Alle Dekaden sind verewigt in den legendären Werbespots, die 70 Jahre deutsche Sehnsucht nach Sonne und Lebensfreude verkörpern. &bdquo; Das Glück ist eine Orange“ will d as Publikum mit auf eine Reise zu den spannendsten Stationen dieses Welterfolges made in Detmold nehmen.

Welterfolg made in Detmold

Erzählt wird die Geschichte von Franziska: Als Franziska Anfang der 1960er-Jahre bei dem Detmolder Erfolgskonzern anfängt, möchte Teil werden von der berühmtesten Brauselimonade der Welt. So erging es schon einmal einer anderen Frau: Anneliese, die die Firmengeschichte in den 1940er-Jahren miterlebte. Einiges hat sich seither verändert, manch anderes jedoch nicht. Je mehr Zeit Franziska mit den Angestellten des Konzerns verbringt, desto tiefer steigt sie in die Vergangenheit ein. Doch nicht jeder ist ganz ehrlich zu ihr

Regisseur und Autor Peter Lund hat auch das Buch nach Sinalco-Recherchen von Hans-Joachim Keil für diese Uraufführung geschrieben, Thomas Zaufke die Musik komponiert. Die beiden arbeiten schon seit rund 25 Jahren zusammen, haben mehr als 15 Musicals geschrieben. &bdquo;Deswegen hatte uns vor vier bis fünf Jahren der damalige Intendant Georg Heckel angesprochen“, erklären die beiden lachen, &bdquo;weil wir nichts anderes können.“ Und das ziemlich erfolgreich und gut, weswegen das Duo die Wahl für das Auftragswerk war mit der Idee: Sinalco hat Jubiläum, das Theater auch, warum nicht beides zusammenwerfen? Natürlich war klar, dass dabei keine Werbung für die Marke gemacht werden darf und soll. &bdquo;Im Gegenteil“, sagt Autor und Regisseur Lund, &bdquo;mussten wir um Erlaubnis fragen.“

Kreative Kooperation

Rund zwei Jahre dauerte die Arbeit daran - in enger und kreativer Kooperation mit dem Landestheater, mit Dramaturgin Katharina Schellenberg und dem Historiker Hans-Joachim Keil. Dabei zeigte sich gleich, wo der Schwerpunkt der Story liegen soll, die einen Mix aus Fiktion und Fakten darstellt. Es geht um die Schwerpunkte der 1940er und der 1960 Jahre, denn aus der Firmengeschichte habe einen vieles angesprochen, dass man aus der eigenen Familie kenne - die Aufarbeitung der NS-Zeit durch die 68er und nun wiederum die Aufarbeitung dessen durch die Enkelgeneration und das neue Erstarken der Rechten. Da stecke viel drin, zumal das Autorenduo generell gerne gesellschaftliche Themen aufgreift.

Von Anfang an war klar: Das soll ein Musical werden. Für Komponisten Thomas Zaufke spielen dabei die typische Musik der jeweiligen Zeit und die Sinalco-Werbejingles eine Rolle - quasi wird über Swing, Rock’n’Roll, Beat und Rock &bdquo;die Sinalco-Musik gegossen&bdquo; so Zaufke. Es mache großen Spaß, mit dem großen Orchester zusammenzuarbeiten, mit der Rockband und dem Chor. Sowieso loben die Macher die Kooperation mit dem Landestheater - auch in Details. &bdquo;Zum Beispiel“, erklärt Autor Lund, &bdquo;gibt es einen Unterschied zwischen gesprochener und gesungener Sprache.“ Liedtexte könnten manchmal völlig banal klingen und ihre Wirkung erst entfachen, wenn Musik hinzukomme.

&bdquo;Lieber nichts verwässern“

Und da verrät Komponist Zaufke auch: &bdquo;Was man am Klavier sitzend oft mühsam aus seinen Gehirnwindungen gezogen hat, wird plötzlich lebendig“, wenn gesungen werde - das treibe einem schon mal die Tränen die Augen. Peter Lund ergänzt: Er möge zwar, wenn andere Regie führen. Aber bei &bdquo;Das Glück ist eine Orange“ sei es ihm fast noch etwas lieber, das selbst zu machen, damit nichts verwässert werde - gerade bei einem Musical über eine Limonade wäre das schlecht. Und Dramaturgin Katharina Schellenberg bringt es auf den Punkt: &bdquo;Dieses Musical wird großartig. Und ein wenig, so meine ich, duftet es nach Orangen. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.“

Uraufführung ist am Freitag, 24. Oktober, um 19.30 Uhr im großen Haus. Danach gibt es zahlreiche weitere Aufführungen. Die musikalische Leitung übernimmt Mathias Mönius, die Bühne und Kostüme gestalten Ulrike Reinhard und Daria Kornysheva. Die Choreografie übernimmt Bart De Clercq und die Dramaturgie Katharina Schellenberg.

Warum das Detmolder Sinalco-Musical nach Orangen duftet

Durch zwei Feuer zerstört: Das ist die Geschichte hinter dem Ex-Sinalco-Gebäude in Detmold

Premiere im Landestheater: Dieser Käfig steckt in Detmold voller Narren

Landestheater Detmold: volles Programm zum 200-jährigen Bestehen

Sexismus & Rassismus: Wie politisch korrekt muss in Detmold „Die Zauberflöte“ sein?

Sinalco-Musical, La Traviata & Co.: Galakonzert begeistert vor dem Detmolder Landestheater

Jubiläum in Detmold: Theaterfreunde spenden 100.000 Euro für Landestheater