Durch zwei Feuer zerstört: Das ist die Geschichte hinter dem Ex-Sinalco-Gebäude in Detmold

Detmold. Zwei Brände in einer Woche, ein Festgenommener, eine Brandruine: Das Kernstück des ehemaligen Sinalco-Werks an der Arminstraße ist durch den Dachstuhlbrand am vergangenen Donnerstag völlig zerstört worden. Wenige Tage zuvor hatte es dort schon einmal gebrannt. Hinter den verkohlten Balken und verrußten Mauern verbirgt sich ein Kapitel echter Detmolder Industriegeschichte.

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Spätestens die beiden Feuer machten aus dem einst ansehnlichen Bauwerk eine Ruine. Schon seit Jahren vernachlässigt, war das Haus Nummer 9 in der Arminstraße einst ein Ort des Aufbruchs. Im Oktober 1900 befand sich in dem stattlichen Bau die Molkerei-Genossenschaft. Im Erdgeschoss gab es Büros, unter dem Dach Arbeiterwohnungen. Und in der ersten Etage lebte der Molkereileiter selbst. &bdquo;Vorne an der Straße sieht man die Unternehmervilla, dahinter lag die eigentliche Molkerei“, präzisiert der Heimatforscher Dr. Hans-Joachim Keil.

Ab 1940 ein Teil von Sinalco 1940 wechselte das Gebäude den Besitzer – und seine Bestimmung. Die Sinalco AG, zu dem Zeitpunkt längst eine feste Größe im deutschen Getränkemarkt, übernahm die Immobilie. Wo bislang Milch verarbeitet wurde, sollten fortan Fruchtsäfte entstehen.

Zu Sinalco kennt sich Keil besonders gut aus, beleuchtet die Firmengeschichte des Unternehmens seit vielen Jahren. Die Wurzeln der Marke reichen bekanntlich lange zurück. Franz Hartmann, Unternehmer aus Detmold, schloss sich damals mit dem Naturheilkundler Friedrich Eduard Bilz zusammen, gemeinsam entwickelten sie die &bdquo;Bilz-Brause“. Um Lizenzkosten zu sparen, machte Hartmann 1905 daraus die &bdquo;Sinalco“ – abgeleitet vom lateinischen sine alcohole, ohne Alkohol. Es folgte ein fulminanter Aufstieg.

Zwischen 1903 und 1907 entstanden die große Fabrik und die repräsentative Sinalco-Villa in der Bahnhofstraße. Sinalco war überall. Doch auch die dunklen Kapitel gehören zur Firmengeschichte: 1936 trat der SA-Mann Gustav Hardorp als Generaldirektor bei Sinalco an. Unter ihm expandierte das Unternehmen. Er war es auch, der sich laut Keil für das sogenannte Werk II am Kronenplatz starkmachte und damit auch die Saftpresserei in der Arminstraße unterbrachte.

Produktion wird stillgelegt Nach dem Krieg wurde Hardorp interniert, später entnazifiziert und schließlich bei Sinalco wieder eingesetzt. In den Nachkriegsjahren baute er die Produktion weiter aus. Das angrenzende Grundstück im Osten wurde gekauft, das Werk II somit weiter ausgebaut. &bdquo;1960 hat Sinalco dort den Bau der bis dato größten und modernsten Tiefkühlanlage der alkoholfreien Getränke-Industrie in Auftrag gegeben“, berichtet Keil.

Der Geruch von Zitrusfrüchten soll damals regelmäßig durch Detmold gezogen sein. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der 1950er-Jahre kehrte auch bei Sinalco der Erfolg zurück – doch nicht dauerhaft. Ab den 1980er-Jahren geriet das Unternehmen zunehmend unter Druck: Coca-Cola dominierte den Markt. 1986 wurde die Produktion in der Arminstraße stillgelegt, ab 1997 schließlich die Gebäude der Sinalco AG in Detmold verkauft. Heute gehören die Gebäude und Grundstücke der Thelen-Gruppe aus Essen. Das abgebrannte Gebäude in der Arminstraße steht, wie die anderen Ex-Sinalco-Bauten, seit Jahren leer. Der Putz bröckelt, das Dach verfällt – und nun ist das Haus offenbar endgültig Vergangenheit.

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