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Diethard Höbrink war als Kapitaldezernent "das Gesicht der Staatsanwaltschaft"

"Man braucht eine stabile Psyche"

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Der spannendste: Der Harnäckigkeit des damaligen Kripo-Chefs ist es zu verdanken, dass die Ermittlungen in einem Mordfall vier Jahre nach der Einstellung des Verfahrens wieder aufgenommen werden. Es geht um den Tod einer jungen Augustdorferin, deren Leiche nie gefunden wird. Ihr Ehemann wird in dem Prozess 2005 wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer sechsjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Höbrink: "Ich bin noch zweimal bei ihm im Gefängnis gewesen, um ihn zu überzeugen, uns zur Leiche zu führen." Den Deal, dafür zwei Jahre Gefängnisstrafe erlassen zu bekommen, schlug der Mann aus. Höbrink: "Am Ende hat er die Tat wohl selbst ausgeblendet."

Der schlimmste: Eine Leiche in Einzelteilen - die findet die Polizei nach einem Mord in Horn-Bad Meinberg. Zum Schluss finden sie den Kopf des Toten. Bei der Obduktion, die Höbrink begleitet, wird festgestellt, dass Schläge auf den Kopf mit einem Fleischklopfer den Tod gebracht haben. "Das war ein schlimmer Anblick", sagt Höbrink. Die Ehefrau des Getöteten muss 2006 lebenslang wegen Mordes ins Gefängnis.

Der bedauernswürdigste: Auf der Anklagebank sitzt eine Frau, Mitte 30, die ihren Vater mit einem Steakmesser quasi beim Sonntagsessen erstochen hat. Sie argumentiert nicht mit Notwehr, nicht mit Affekt. Nein, sie habe ihren Vater zur Rechenschaft ziehen wollen, sagt sie wahrheitsgemäß. Weil er seit ihrer Kindheit gewalttätig gegenüber der Mutter war. Auch an jenem denkwürdigen Sonntag schlägt er die Mutter im Streit - da sticht die Tochter zu. Sie muss für dreieinhalb Jahre wegen Totschlags ins Gefängnis. "Aber eigentlich waren sich alle Beteiligten einig, dass es wenig Sinn machte, die Frau einzusperren", sagt Höbrink.

Der schauerlichste: Ihre Todesliste war lang, 13 Namen standen darauf: Kurz hintereinander richten zwei geistig gestörte Männer zwei Verwandte mit einer Waffe hin, weil sie der Meinung sind, dass diese vom Teufel besessen sind. Die Polizei kann die Männer schnell ermitteln und stoppen, bevor sie weitere Morde begehen können. Sie werden im Juli 2001 zu 15 Jahren Freiheitsstrafe und Unterbringung in der Psychiatrie verurteilt. Seither wird ihr Geisteszustand alljährlich untersucht. "Ein grausamer Fall", erinnert sich Höbrink.

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