Muss man als Dezernent für Kapitaldelikte ein besonders dickes Fell haben?
Höbrink: Naja, man sollte auf jeden Fall eine stabile Psyche haben, denn man ist bei Obduktionen dabei und sieht schreckliche Bilder. Zudem sollte man Berufserfahrung als Staatsanwalt mitbringen. Und man muss die Fähigkeit haben, mit den Medien umgehen zu können. Oft genug muss man nach einem langen Prozesstag noch ein Statement vor der Kamera abgeben.
Eine Ihrer Töchter ist ebenfalls Staatsanwältin. Würden Sie ihr als Frau ein Kapitaldezernat zutrauen?
Höbrink: Sicherlich, warum nicht?! Frauen können das ebenso gut. Ich habe eine Kollegin in Münster, die hat das Dezernat ganz hervorragend geführt.
Was nehmen Sie nach 34 Berufsjahren und 12 Jahren als Kapitaldezernent für sich selbst mit?
Höbrink (überlegt): Die Erkenntnis, dass ich viel Glück gehabt habe, dass ich immer nur dienstlich mit diesen Delikten zu tun hatte und nie selbst in eine Situation geraten bin, ein Tötungsdelikt zu begehen. Es gibt viele Faktoren, die zu einer Tat führen können, Eifersucht, Angst, Rache. Das hätte ich auch für mich nicht ausschließen können. Und auch die Herkunft spielt eine Rolle, für manche ist es eben schwerer, sich an Gesetze zu halten. Ich hatte Glück.
Und was steht ab dem 21. Dezember auf Ihrer Agenda?
Höbrink: Langeweile wird nicht aufkommen: Ich möchte Spanisch lernen, zu den Gran-Slam-Turnieren nach New York, Paris und London reisen, und 2014 auch zur Fußball WM nach Brasilien. Und zudem auch noch mehr Tennis und Golf spielen.
Besondere Fälle
Der medienwirksamste: Bundeswehrsoldaten aus Augustdorf werden in der Detmolder Innenstadt von Ausländern angepöbelt. Tags drauf wollen sie sich rächen: In Uniform schlagen sie wahllos auf Ausländer ein. Der Fall stößt auch international auf großes Interesse bei den Medien. "Ich erhielt sogar Anfragen aus der Türkei und Finnland", erinnert sich Diethard Höbrink. Und: "Es war das erste und einzige Mal, dass ich mit einem Statement in der Tagesschau auftauchte - direkt nach dem Verteidigungsminister." Groß ist auch der Medienrummel am Tag der Verhandlung. Nach nur einem Tag ist das Urteil gesprochen, der Haupttäter wird zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.