Detmold. Warum müssen es immer Rasen und Ziergehölz sein? Man kann doch auch Gemüse auf öffentlichen Grünflächen ziehen. Mit dieser Anregung aus der Bürgerschaft beschäftigt sich jetzt die Stadtverwaltung.
"Steht nicht rum und bekakelt die Lage, pflanzt Kartoffeln." Dieser legendäre Satz Heinrich Drakes erhält 67 Jahre nach Kriegsende möglicherweise eine Bedeutung ganz neuer Qualität. "Essbare Stadt" heißt der Slogan, bei "Rathaus Mobil" für den Ortsteil Detmold-Süd wurde das Thema am Mittwochabend erstmals öffentlich diskutiert. Bürgermeister Rainer Heller, der mit verschiedenen seiner Fachleute den Bürgern Rede und Antwort stand, hatte seinerseits eine Frage an die Bürger: "Was halten Sie denn von der Idee? Das ist doch mal was Neues."
Das Neue kommt aus Andernach am Rhein. Dort werden auf öffentlichen Flächen in der Stadt Tomaten, Bohnen, sogar Kohl und Mangold gepflanzt. Die Bürger machen bei der Pflege mit und dürfen ernten. Heller brachte es auf einen Punkt: "Überall wo Grün ist, können wir auch Blumenkohl pflanzen." Die Andernacher haben auf diese Weise eher schmucklose Grünflächen aufgewertet.
Die nur rund 40 Bürger, die in der Geschwister-Scholl-Gesamtschule zum mobilen Rathaus gekommen waren, mussten den Gedanken an Sellerie auf dem Schlossplatz erst mal einen Moment lang verdauen. So tief ins Gemüsebeet muss es auch nicht gehen. "Warum aber nicht Johannisbeersträucher statt Forsythien pflanzen, die blühen genau so schön", sagte eine Bürgerin.
Für Johann Bergmann, den neuen Fachgebietsleiter Städtische Betriebe, war daran eines wichtig: "Viele Akteure sind notwendig, um das voran zu bringen." Denn letztlich stehe dahinter die Philosophie, dass sich die Bürger für ihre Grünflächen verantwortlich fühlen.
Deshalb, so regte eine weitere Bürgerin an, sei es vielleicht sinnvoll, wenn sich Straßen-Interessengemeinschaften dafür fänden. Die Verwaltung will das Vorhaben "Essbare Stadt" jedenfalls unterstützen, sofern sich Bürger dafür engagieren. Mehr zur "Essbaren Stadt" unter www.andernach.de.
Interessierte können sich im Büro für Kritisches und Kreatives (KuK) im Rathaus melden, 05231/977-100.
Stadt appelliert an Immobilien-Eigentümer
Die Innenstadt hat die Bürger der südlichen Kernstadt ebenfalls interessiert. Nur in Zusammenarbeit mit den Immobilien-Eigentümern seien Ansiedlungsmöglichkeiten für großflächigen Einzelhandel in der Innenstadt zu schaffen, sagte Bernd Zimmermann, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung. An solchen Flächen fehle es, deshalb sei es schwer, überregional attraktive Marken nach Detmold zu holen.
Die Stadt wolle nun die Anbindung des Parkhauses Lustgarten verbessern und die Wegeführung für Fußgänger optimieren, um das Einkaufserlebnis zu stärken. Mit dem neuen Bio-Supermarkt sei die Lebensmittelversorgung wieder verbessert worden. Zimmermann appellierte an die Bürger, das auch zu nutzen.